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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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nicht dazu angetan, die
     Welt so zu erfassen, wie sie möglicherweise wirklich ist. «Der Mensch kann zwar tun, was er will. Er kann aber nicht wollen,
     was er will», so fasst es Arthur Schopenhauer (1788   –   1860) zusammen.
    An einer Entscheidung sind laut Gehirnforscher Gerhard |37| Roth von der Universität Bremen vier Ebenen beteiligt: die
untere limbische Ebene
, die das Temperament beinhaltet und weitgehend genetisch festgelegt ist; die
mittlere limbische Ebene
, auf der Vorgänge der emotionalen Konditionierung stattfinden und unsere individuelle und psychosoziale Erfahrung gespeichert
     ist; die
obere limbische Ebene
der bewussten sozialen Erfahrungen und Verhaltensregeln sowie die
kognitiv-rationale Ebene
, auf der wir uns bewegen, wenn wir logische Schlussfolgerungen anstellen. Roth geht bei diesem Modell davon aus, dass die
     beiden unteren, unbewussten Ebenen weitgehend den Rahmen für die Vorgänge auf den höheren Ebenen vorgeben. Daraus folgt auch,
     dass ich mich mit rein rationalen Argumenten nicht gegen meine emotionalen Bedürfnisse durchsetzen kann. Will ich diese Bedürfnisse
     beeinflussen und mich von Grund auf ändern, kann ich das nur mit Hilfe von Emotionen, denn Emotionen lassen sich nur durch
     Emotionen bekämpfen. Entscheidend ist zwar, dass man eine Veränderung wirklich will, jedoch muss man dabei beachten, dass
     dieses Wollen stets wesentlich von unbewussten Erfahrungen gesteuert wird. So kann der Mensch zwar tun, was er subjektiv glaubt
     zu wollen. Er kann diesen determinierten Willen aber nicht selbst willentlich beeinflussen.
    i Der freie Wille – eine hartnäckige und
lebensnotwendige Illusion
    Wie werden aus unbewussten physischen bewusste mentale Prozesse? Welches ist der Stoff, aus dem geistige Prozesse sind? Gehen
     sie aus Materie hervor, oder sind Materie und Geist zwei Seiten ein und derselben Medaille? Gegen alle Erkenntnisse der Hirnforschung
     können wir anführen, dass wir uns als Identität wahrnehmen, dass wir uns heute so und morgen so fühlen und dass die Beschreibung
     neuronaler Gehirnprozesse unsere Gefühle, das, wie uns zumute ist, nicht wiedergeben können. Auch Moral und menschliche Normen
     scheinen |38| uns doch etwas grundlegend anderes zu sein als eine Kausalkette von Aktionspotenzialen. Was bringt Widerstandskämpfer dazu,
     sich gegen die Mehrheit in ihrer Gesellschaft zu stellen, wenn das doch augenscheinlich nicht besonders förderlich für das
     Wohlergehen ihres Organismus ist?
    Nicht nur Philosophen vermuten, dass da doch noch mehr sein muss, einfach, weil wir uns und die Welt so ganz anders wahrnehmen,
     als die Naturwissenschaften sie uns erklären. Die Sonne geht im Osten auf und verschwindet im Westen am Rand einer flachen
     Scheibe. Dies ist unsere Wahrnehmung. Dass diese nicht den wirklichen Gegebenheiten entspricht, wissen und akzeptieren wir
     mittlerweile anstandslos. Vielleicht wird es uns mit unseren Gefühlen und Gedanken, ja sogar unserem Bewusstsein und unserem
     Selbst-Gefühl irgendwann genauso gehen. Auch wenn wir erkannt und akzeptiert haben, dass Liebe nur dem Zweck dient, die eigenen
     Gene weiterzugeben, und dass der freie Wille nur eine Illusion ist, die es uns ermöglicht, uns in dieser unsicheren und komplexen
     Welt zurechtzufinden, so werden wir wahrscheinlich nach wie vor an der Illusion des freien Willens festhalten und uns hoffentlich
     auch weiterhin lieben.
    Die Neurowissenschaft sagt: Der freie Wille ist eine Illusion. Doch niemand möchte daraus schlussfolgern, dass wir nun resigniert
     die Hände in den Schoß legen sollen, weil wir ohnehin nichts ändern können. Denn biologische und kulturelle Evolution haben
     bewiesen: Veränderungen sind möglich, und der Wille kennt keine Grenzen. Indem wir uns über die Zusammenhänge, die den menschlichen
     Geist, sein Denken und Fühlen kreieren und beeinflussen, bewusst werden, können wir die Mechanismen in unserem Sinne nutzen
     und die Chance ergreifen, unser Leben, Denken und Fühlen so zu gestalten, wie wir es wollen.
    |39| Kann man wollen, was man will?
    In meinem Galaprogramm zeige ich einen Effekt, bei dem ein Zuschauer aus drei Umschlägen einen auswählt. In einem befindet
     sich ein 50 0-Euro -Schein. Die Kuverts werden vor der Auswahl gemischt, und nur ich weiß, in welchem sich das Geld befindet. Jetzt ist der Zuschauer
     an der Reihe. Er soll auf einen der drei Umschläge deuten – auf den, den er behalten möchte. Bevor der Zuschauer
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