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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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habe, dass es sinnvoller sei, sich anders
     zu entscheiden, sind sie fast alle bei Ihrer Entscheidung geblieben. Offenbar steckt sehr tief in uns allen der Grundsatz:
     Die erste Entscheidung ist die richtige – oder auch die Variation davon, nämlich dass der erste Gedanke immer der richtige
     wäre. Das stimmt offensichtlich nicht und hat auch mit Intuition nichts zu tun.
    Bevor Sie dieses Beispiel als rein akademisch abtun, seien Sie versichert: Wir bleiben sehr oft auch im echten Leben bei unseren
     ersten Entscheidungen, auch wenn wir wissen, dass es sinnvoller wäre, sie zu ändern. Zum Beispiel wenn wir «eine Sache durchziehen»,
     einfach nur der Konsequenz wegen. Nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen. Ich habe einerseits schon einige Teamsitzungen
     miterlebt, in deren Verlauf sehr gute Vorschläge abgeschmettert wurden, weil einige der Teilnehmer auf ihrem nachweislich
     falschen Standpunkt beharrten, nur weil sie ihn einmal eingenommen hatten. Andererseits wurden völlig schwachsinnige Vorschläge
     viel zu lange diskutiert, obwohl klar gezeigt werden konnte, dass sie unsinnig waren – nur weil der Verantwortliche es als
     Zeichen der Schwäche gedeutet hätte, seinen Standpunkt zu ändern. |42| Das Monty-Hall-Problem oder Ziegen-Problem, wie das oben beschriebene Entscheidungsdilemma auch genannt wird, beweist, dass
     wir lieber bei einer schwachen Entscheidung bleiben, statt sie zu ändern. Ist das Freiheit der Gedanken? Ich denke nicht.
    Entscheidungen sind eine der großen Fragen der Menschheit. Jeder von uns fragt sich von Zeit zu Zeit, wie sein Leben jetzt
     verlaufen würde, wenn er sich zu einem bestimmten Zeitpunkt anders entschieden hätte, und Entscheidungen großer Tragweite
     breiten sich in Form von immer weiter kreisenden Gedanken unaufhörlich in unserem Kopf aus. Diese endlos kreisenden Gedanken
     können die Ursache für schlaflose Nächte sein und uns das Leben zur Hölle machen.
    Dabei muss es sich noch nicht einmal um wirklich große Wendepunkte im Leben handeln! Eines meiner Lieblingsbücher der vergangenen
     Jahre ist Helge Timmerbergs «In 80   Tagen um die Welt». Sollten Sie von Fernweh geplagt sein, lesen Sie dieses Buch. Timmerberg bereist dieselbe Strecke wie Jules
     Vernes Abenteurer Phileas Fogg, und dafür nimmt er sich ebenfalls 80   Tage Zeit. Es ist ein unglaublich unterhaltsamer Reisebericht. Sehr viel Komik entsteht aus der Tatsache, dass es zu Jules
     Vernes Zeiten unmöglich war, so schnell einmal um die Erde zu reisen – es heute aber ein unfassbarer zeitlicher Luxus ist,
     eine Reise mit so viel Muße zu unternehmen.
    Eine von Timmerbergs Stationen ist Indien. Dort angekommen, weiß er nicht, ob er mit dem Zug weiterreisen soll oder mit dem
     Flugzeug. Gegen das Fliegen spricht Timmerbergs Angst, etwas zu verpassen – gegen Zugfahrt die Toiletten, die er in schlechtem
     Zustand wähnt. Timmerberg wird eindringlich nahegelegt, «mit indischen Zügen im wirklichen Leben nie solche Distanzen zu überbrücken,
     auf denen man seinen Stuhlgang nicht die ganze Zeit zurückhalten könne».
    Er kann sich einfach nicht entscheiden. Es geht ihm dabei wie sehr vielen von uns: Er denkt und denkt – er überlegt ohne |43| Ende und damit
zu viel.
Die Entscheidung ist nicht von allzu großer Bedeutung – dennoch frisst sie ihn auf. Ohne klare Entscheidung geht es überhaupt
     nicht weiter, und die Reise stockt derweil – Gift für seinen Reiseroman.
    Um eine Lösung zu finden, diskutiert er seine Möglichkeiten mit fremden Menschen in Cafés und Restaurants. Seine Unfähigkeit,
     eine Entscheidung zu fällen, nimmt dabei immer abstrusere Formen an. Beispielsweise trifft er eines Abends jemanden, der ihn
     derartig langweilt und den er so unsympathisch findet, dass er sich vornimmt, das genaue Gegenteil von dem zu tun, was dieser
     Mensch ihm rät. Seine Unentschlossenheit ist zwischenzeitlich aber so groß, dass er sich noch nicht einmal dazu durchringen
     kann.
    Nach einigen Tagen sucht er Rat bei einem Guru – schließlich ist er ja in Indien. Dem offenbart Timmerberg, dass er sich einfach
     zu nichts entschließen könne. Egal, ob es um Wichtiges oder Unwichtiges gehe, er fände es stets äußerst schwierig, wenn nicht
     unmöglich, eine Option gegen eine andere abzuwägen. Es sei eine psychologische Fehlfunktion seinerseits, eine besondere Schwäche,
     die ihm das Leben schwermache, räumt er ein. Was er tun solle, fragt er den Guru. Der gibt eine
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