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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren
Autoren: Jürgen Frömmert
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3 Cerveza
grande (0,5). Das ist so schnell leer, dass noch ein zweites geht, wenn wir uns
beeilen.
    Am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar
aus Münster. Die sind auch von zu Hause aus gestartet. Wir reden in der Kürze
der Zeit über unsere Erfahrungen. Sie wollen heute Nacht hier bleiben und dann
mit dem Rad zurückfahren. Pünktlich, wie die Deutsche Bundesbahn kommt um 19:00
Uhr der Bus. Das Bier wird zügig geleert und dann hinein. Die Räder finden im
Gepäckraum Platz und dann geht es los. Entlang der schönen Küste Galiciens.
Traumhafte Strände.
    Als wir so dasitzen, fällt uns
ein, dass wir uns mit Ute und Meta heute um 19:00 Uhr verabredet hatten. Da
konnten wir aber nun wirklich nichts dafür. Das war wirklich höhere Gewalt.
    Im Bus fallen meinen beiden
Pilgerbrüdern die Augen zu und ich genieße den Blick auf das Meer.
    Um 21:40 Uhr kommen wir am
Busbahnhof in Santiago an. Als wir die Räder auspacken, sprechen uns zwei
Spanier an, die uns die Fahrräder viel günstiger als am Flughafen verpacken
wollen. Das ist sehr nett, aber wir machen das selbst, versuche ich ihnen auf
Englisch zu erklären. Dann fahren wir durch die Altstadt zurück zu unserem
Zimmer, springen dort noch schnell unter die Dusche und kehren in unserem
Stammspeiselokal ein, um noch etwas zu essen. Den Abschluss machen wir bei
einem Bier in einer Tapas-Bar und dann ist Schicht für heute.
    105,3 gefahrene km, gesamt 2711,8
km
    7:25 gefahrene Zeit, gesamt 174,17
Std.
    14,4 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit

     

22.05.2012
Dienstag
    Tag 32 (Ruhetag 3)
    Santiago de Compostela (E)
    Heute Morgen haben wir nach dem
Frühstück schon einmal die Fahrradsachen in die Taschen verstaut. Und da spüre
ich es wieder, dieses Kribbeln, dass sich in meinem Körper bei der Abfahrt
bemerkbar gemacht hat. Jetzt ist es aber anders. Die Ungewissheit, die sich
beim Aufbruch vor vier Wochen mit eingebracht hatte, ist gewichen. Nun
überwiegt die Freude auf Marion, auf die Familie, den Freunden, Kollegen und
nicht zu vergessen auch auf unseren Beppo, ein Parson Russel Terrier.
    Anschließend flanieren wir noch
einmal durch die City. Auf dem Vorplatz der Kathedrale treffen wir Ute und
Meta, die beiden süddeutschen Ärztinnen. Sie sind von uns etwas enttäuscht,
denn sie sagen, dass sie gestern hier auf uns gewartet hätten. Wir
entschuldigen uns mit der Finisterre - Ausfahrt und der höheren Gewalt, dass
die für uns nicht vorhersehbar so lange gedauert hat. Das konnten wir nun
wirklich nicht ahnen, dass es so spät wird. So richtig sauer sind sie auch
nicht. Wir wünschen uns noch eine schöne Zeit und so trennen sich unsere Wege.
    Auf dem Weg zur Fußgängerzone
holen wir uns in einem Souvenirladen eine Jakobsmuschelfliese für die
Hausfassade und einen Sticker mit der Jakobsmuschel und dem Galizischen Kreuz.
Dana hat sich noch ein Kreuz gewünscht, das bekomme ich aber nur ungesegnet. Um
die Segnung wird sie sich selbst kümmern müssen. Für Julian ist ein schöner Kugelschreiber
mit den Galizischen Kreuz gefunden.
    Neben dem Souvenirladen auf der
Terrasse einer Bar machen wir es uns in der Sonne bequem und bestellen einen
Tinto. Einfach nur genießen und an nichts denken. Dieser Zustand der totalen
Entspannung wird jedoch jäh durch einen Freudenschrei unterbrochen. Ich zucke
zusammen und sehe die beiden Fußpilger (oder vielleicht besser Bus- oder
Taxipilger) aus Süddeutschland. Wie bereits üblich werden wir von ihr mit einem
dicken Schmatzer auf die Wange begrüßt. Brrr. Die Begrüßungen sind von Mal zu
Mal überschwänglicher ausgefallen. Ein Glück, dass das nun ein Ende hat.
    Ohne lange zu fragen, setzen sie
sich zu uns an den Tisch. Vorbei ist es mit der Ruhe. Bla, bla, bla. Es gibt
Menschen, die stellen eine Frage und wollen die Antwort aber nicht wirklich
hören. Man hat die Antwort kaum komplett ausgesprochen, da setzt vom Gegenüber
(er) ein minutenlanger Monolog ein. Das Thema ist reine Nebensache. Er weiß
alles.
    Wenig später johlen die Beiden
wieder los. Es kommt ein weiterer Fußpilger, der offensichtlich gerade erst
angekommen ist, auf uns zu. Es ist ein Schweizer Polizist aus Zürich. Das ist
meine Chance. Um von den Süddeutschen etwas Abstand zu gewinnen, oute ich mich
und erzähle dem Schweizer, dass ich ebenfalls Polizist bin. Ich verstricke den Schweizer
Kollegen in ein Gespräch und muss mich jetzt nicht mehr mit dem Süddeutschen
herumärgern. Nun haben wir ein Gesprächsthema. Er ist Major, dass sei in
Deutschland mit einem
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