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Demon Lover

Demon Lover

Titel: Demon Lover
Autoren: Devyn Quinn
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gelöst.» Er ergriff ihre Hand und drückte sie. «Das hätte jeden aus der Bahn geworfen. Ich hätte für dich da sein und mich um dich kümmern sollen …» Er verstummte. Vor über zehn Jahren hatte seine Mutter sich umgebracht, und diesem Thema ging er lieber aus dem Weg.
    Die Woge der Depression zog sich ein wenig zurück. Obwohl sie nur Stiefgeschwister und recht unterschiedlich waren, hatten sie und Gerald es bisher stets geschafft, ihre Differenzen zu überwinden und miteinander auszukommen. «Lassen wir das Thema, okay?» Sie lächelte schwach. «Wird nicht mehr vorkommen. Lassen wir die Vergangenheit ruhen.»
    Er griff ihr unters Kinn; so hatte er sie auch schon aufzumuntern versucht, als sie noch Kinder waren. «Versprochen?»
    Sie atmete tief durch und nickte. «Versprochen.»
    «Dann ist das Thema damit abgeschlossen.»
    Peinliches Schweigen entstand. Blinzelnd versuchte Kendra, sich auf den Grund ihrer Anwesenheit in der Bibliothek zu konzentrieren. «Ich begreife noch immer nicht, wie du zwei Millionen ausgeben konntest. Daddy dürfte sich im Grab umdrehen. Weshalb musstest du das Buch unbedingt haben?»
    Gerald warf die braunen Locken zurück und bedachte sie mit einem innigen Blick, der sie wie ein Faustschlag in den Bauch traf. Ihr Stiefbruder verstand es meisterlich, seinen Charme einzusetzen, wenn er etwas erreichen wollte.
    «Soll der alte Herr sich ruhig im Grab umdrehen. Abgesehen davon, dass dies eine absolute Rarität auf dem Sammlermarkt ist, halte ich den Text für vollkommen authentisch.»
    Kendra wich zurück und musterte ihn durchdringend. «Glaubst du wirklich, der Teufel habe einen Leitfaden über Dämonen verfasst?»
    Er hob sarkastisch eine Braue. «Überleg mal. Die Legende muss ein Körnchen Wahrheit enthalten, sonst hätte die Kirche nicht solche Anstrengungen unternommen, die Schrift zu bewahren – und sie zu verstecken.»
    Kendra erschauerte erneut. Sie war nicht sonderlich religiös, glaubte aber an den Kampf zwischen zwei gegensätzlichen Kräften – gleich stark, aber aufgrund der Leidenschaften und Emotionen der Menschen in einem prekären Ungleichgewicht. «Weshalb sollte jemand an Privatkopien Interesse gehabt haben?»
    Ein verführerisches Lächeln wanderte über Geralds makellose Gesichtszüge. «Unter dem Gewand des Papsttums war Rodrigo Borgia ein Mensch, welcher der Versuchung erlag, die für ihn als Gottesmann das größte Tabu darstellte, und zwar indem er Dämonen heraufbeschwor und sie zwang, ihm zu Diensten zu sein. Es stellt eine historische Tatsache dar, dass die Kirche in seiner Amtszeit den moralischen Tiefpunkt ihrer Geschichte erreicht hat.»
    Sie warf einen finsteren Blick zum Lesepult. «Das war nicht das Werk von Dämonen, sondern lag an seiner persönlichen Lasterhaftigkeit. Bei Hitler, der die Welt nach seinen größenwahnsinnigen Visionen formen wollte, war es das Gleiche. Beide hatten die Folgen ihrer Verderbtheit zu tragen.»
    «Bist du dir da sicher?» Gerald breitete die Arme aus, als wollte er den kostbaren Bücherschatz umfassen. «Diese Schrift stellt angeblich des Teufels Vermächtnis an die Menschheit dar. Die Macht sämtlicher Dämonen der Hölle soll darin eingeschlossen sein. Ruft man sie an, geben sie Antwort. Kein Wunder, dass das Buch so begehrt ist.»
    Sie lachte ungläubig auf. «Glaubst du wirklich, dieses Buch wäre der Schlüssel zu Borgias und Hitlers Aufstieg zur Macht gewesen?»
    Gerald fixierte sie mit einem durchdringenden Blick. «Ich behaupte nichts dergleichen. Ich äußere lediglich meine Überlegungen als Sammler und Beobachter der menschlichen Natur, wenngleich ich dich auf den Zweck der schwarzen Magie hinweisen möchte, nämlich jeden Wunsch zu erfüllen, den ein Sterblicher haben mag.»
    Kendra erwog das Undenkbare und leckte sich über die trockenen Lippen. «Du willst das Buch doch nicht etwa benutzen?»
    Gerald lachte und brach damit die Anspannung. «Mach dich nicht lächerlich. Ich bin Sammler. Das Buch zu besitzen ist eine Sache. Den Teufel heraufzubeschwören eine ganz andere – das ist was für Dummköpfe. Ich verstehe genug davon, um zu wissen, dass mit dem Okkulten nicht zu spaßen ist. Wer dieses Wissen leichtfertig benutzt, fordert das Unglück heraus.»
    Erleichtert darüber, dass ihr Bruder nicht komplett den Verstand verloren hatte, nickte Kendra. «Ich bin froh, dass du derlei Unsinn nicht ernst nimmst.»
    Kaum waren ihr die Worte entschlüpft, lenkte eine eigentümliche Anziehungskraft ihren
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