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Demon Lover

Demon Lover

Titel: Demon Lover
Autoren: Devyn Quinn
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nicht gerechnet. Sie wurde wütend. «So viel Geld steht dir nicht zur Verfügung, Gerald. Woher hast du es genommen?»
    Er bedachte sie mit einem aufreizend kühlen Blick. «Ich habe die Summe dem Treuhandvermögen entnommen.» Und um sie zu besänftigen, fügte er hinzu: «Das Buch gehört jetzt zum Nachlass und ist den Preis sicherlich wert.»
    Kendra verlor die Geduld. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn Gerald so verdammt leichtsinnig mit Geld umging, musste sie eben knauserig sein. Geld war ein ständiges Streitthema zwischen ihnen. «Und du hast es nicht für nötig befunden, dich mit mir abzusprechen?»
    In Geralds Augen erschien ein herausforderndes Funkeln. «Da du zu der Zeit geschäftsunfähig warst, lag es innerhalb meiner Befugnisse als Treuhänder, die Mittel für den Ankauf bereitzustellen.» Er seufzte, ein Ausdruck überstrapazierter Geduld. «Seit deinem Nervenzusammenbruch habe ich mich bemüht, den Laden so gut es ging am Laufen zu halten.»
    Kendra hatte Mühe, ihr inneres Zittern unter Kontrolle zu halten.
Nervenzusammenbruch –
eine höfliche Umschreibung dafür, dass sie vorübergehend komplett daneben gewesen war. An ihren angeblichen Selbstmordversuch hatte sie nur vage Erinnerungen, denn sie war deprimiert gewesen, benommen von zu vielen Gläsern Wein und einer Handvoll Beruhigungspillen.
    Sie konnte sich nicht erinnern, die Tabletten geschluckt zu haben. Vielleicht hatte sie ja einen Vorsatz gehabt, als sie eine Flasche Wein nach der anderen trank. Der Schmerz musste aufhören. Die Erinnerungen mussten aufhören. Seit dem Tod ihres Vaters hatte sie im Geiste ständig die Wiederholungstaste gedrückt und immer wieder aufs Neue erlebt, wie das Fensterglas barst und das Metall sie einzwängte.
    Das Entsetzen wallte in ihrem Bauch auf, strömte nach oben, breitete sich aus und drohte, sie zu ersticken.
Der Unfall
.
    Schwankend kniff Kendra die Lippen zusammen. Elf Monate war es her, doch der zeitliche Abstand hatte den Schmerz über die Tragödie kein bisschen gedämpft. Sie war die einzige Überlebende und musste mit den Narben leben.
    Und die Schuld tragen.
    Nathaniel Carter war zornig und zu schnell gewesen. Sie hatte ihn angefleht, langsamer zu fahren. Er hatte nicht auf sie gehört und weiter Gas gegeben, um schnell nach Hause zu kommen – weg von der Tochter, die er enterben wollte. Auf der regennassen Fahrbahn raste er auf die schmale Abbiegespur zu und verlor in der Kurve die Kontrolle über den Wagen …
    Kendra ballte die Fäuste, atmete tief durch und bemühte sich, die hässlichen Bilder zu verscheuchen.
Es war nicht meine Schuld, verdammt noch mal
. Ungeachtet ihrer Anstrengungen vermochte sie die Schuldgefühle nicht abzuschütteln. Sie hätte an seiner Stelle sterben sollen, eine nutzlose, schwache Idiotin. Aber nicht dieser Mann in der Blüte seiner Jahre, auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn als Richter.
    Sie musste etwas gegen ihre Depression unternehmen – aber ohne zum Alkohol und zu Tabletten Zuflucht zu nehmen. Mit dieser tödlichen Mischung hätte sie es beinahe geschafft, ihre Schuldgefühle auszumerzen.
    Und zwar für immer.
    Eine kräftige Hand schloss sich um ihren Arm. «Alles in Ordnung?» Geralds Frage unterbrach den wilden Strom ihrer Gedanken.
    Kendra machte die Augen auf und blinzelte mehrmals, um sich zu orientieren. «Es geht schon», murmelte sie. «Mir war nur ein bisschen schwindelig.»
    Geralds Griff wurde fester. «Ich hätte das nicht sagen sollen», entschuldigte er sich zaghaft. Er wollte sie vom Lesepult führen. «Wenn du dich ausruhen musst –»
    Kendra schüttelte den Kopf und leistete störrisch Widerstand. Sie entzog ihm ihren Arm. «Alles in Ordnung. Hör auf, mich wie eine unzurechnungsfähige Kranke zu behandeln.» Es war an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und ihre Gefühle besser in den Griff zu bekommen. Sie war dreiundzwanzig, Herrgott noch mal, nicht zwölf.
    Er ließ seine Hand augenblicklich sinken und trat einen Schritt zurück. «Wie du meinst.»
    Düstere Gedanken gingen ihr durch den Sinn, die schwarze Flut schwoll an. «Ich – ich wollte mich nicht umbringen, Gerald. Die Überdosis habe ich nicht absichtlich genommen. Ich hatte zu viel Wein getrunken und hab versehentlich zu viele Pillen geschluckt.»
    Die Lippen ein schmaler Strich, zuckte Gerald mit den Schultern. «Du musst dich nicht rechtfertigen, Kendra.» Er seufzte. «Es war ein schlimmes Jahr. Erst der Unfall, dann hat Michael die Verlobung
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