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Demon Lover

Demon Lover

Titel: Demon Lover
Autoren: Devyn Quinn
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widerwillig faszinierten Blick wieder auf den alten Wälzer. Der schlichte Ledereinband war nicht reizvoller als ihr Gesicht, doch das Schutzglas erinnerte sie daran, wie sehr sich ihr Leben seit dem Unfall verändert hatte.
    Als sie ihre bleichen Gesichtszüge im Glas gespiegelt sah, zuckte sie innerlich zusammen. Auf einmal hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Sie hatte den Kupfergeschmack des Abscheus vor sich selbst im Mund. Niemand, der Augen im Kopf hatte, würdigte sie mehr eines Blickes. Nicht mit diesen Narben.
    Wenn es mir möglich wäre, mir meine größten Wünsche zu erfüllen, worum würde ich bitten?
    Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie wahr, dass der vom Glas reflektierte Lichtschein das Buch in ein weiches Leuchten hüllte. Die Ahnung einer wachen, wissenden Macht überkam sie.
    Kendra spürte, wie der Raum sich veränderte, der Druck auf ihre Lunge raubte ihr den Atem. Ihre Sinne schwanden in einem Moment des Verstehens. Ein kühler Luftzug streifte ihre vernarbte Wange wie die Liebkosung eines Geliebten. Ihr sträubten sich die Nackenhaare. Eine unbekannte Stimme flüsterte ihr ins Ohr.
    Ergründe mich
.
    Das Buch sprach zu ihr.
    Zu ihr.
    Das war ein absurder Gedanke, doch den auf sie einstürmenden Bildern vermochte sie nicht auszuweichen.
    Der unsichtbare Druck strich ihr übers Kinn und den Hals.
Öffne mich. Erkunde mich
.
    Sie zitterte, und in ihrem Innersten flackerte eine verbotene Flamme auf. Die federleichte Berührung erreichte ihren Hals, verweilte dort einen Moment und wanderte dann tiefer, zeichnete die Wölbung ihrer Brüste nach. Ihre Brustwarzen versteiften sich. Hitze pochte zwischen ihren Schenkeln, ihr Slip wurde feucht.
Mein Gott. Es verführt mich, macht mit mir Liebe.
    «Nein», flüsterte sie. «Bitte nicht …»
    Gerald, der von ihrer Pein nichts bemerkt hatte, sah sie an. «Hast du etwas gesagt?»
    Kendra hatte Herzklopfen, ihr Blutdruck stieg. Sie schloss die Augen und schluckte, um das wilde Begehren unter Kontrolle zu bekommen, das sie im Inneren schüttelte. Der kalte Schweiß brach ihr aus und setzte einen seltsamen Geruch frei.
Schwefel
.
    Ihr krampfte sich der Magen zusammen. Die Erregung verflog. «Ich – ich weiß nicht. Irgendetwas geht hier vor …» Plötzlich fehlten ihr die Worte. Ihre Zunge war wie Blei. Die bizarren Vorgänge hatten sie sprachlos gemacht.
    Gerald stützte sie. «Wenn du einen Anfall hast, sollte ich vielleicht besser den Arzt rufen.»
    Kendra hörte ihn kaum. Als er ihre nackte Haut berührte, verdichtete sich die sie umwogende Energie und traf sie wie ein Peitschenhieb. Ein Schwarm weißglühender Nadeln durchbohrte ihren Schädel und drang ins Gehirn vor.
    Sie presste sich die eiskalten Finger an die pochende Schläfe. Ihr Atem beschleunigte sich. Sie hatte das Gefühl, der Sauerstoff in ihrer Lunge reiße sie von innen her auf.
    Einbildung!
Unheimliche Vorstellungen verdunkelten ihren Geist, machten sie benommen.
So was gibt es nicht.
    Ein dunkler Schleier tauchte aus dem Nichts auf, hüllte sie ein und umfing sie mit luftloser Leere. Sie schrie in ihrem Schädel, während unsichtbare eiskalte Klauen ihre Haut durchbohrten und sie von innen her aufrissen. Ein grauenhaftes, ohrenbetäubendes Heulen umtoste sie mit der Gewalt eines Tornados.
    So unvermittelt, wie es begonnen hatte, ließ die Kraft des Zauberbuchs sie wieder los.
    Kendra sackte desorientiert zusammen und schlug schmerzhaft auf den Bodenfliesen auf. Ihr gelang es nicht, bei Bewusstsein zu bleiben. Eine Woge der Finsternis schlug über ihr zusammen und schwemmte sie mit sich fort.
    Dann wurde es schwarz um sie.

[zur Inhaltsübersicht]
2
    Durch die im Inneren ihres Schädels schwappende Dunkelheit treibend, kam Kendra allmählich wieder zu Bewusstsein. Ihre Augenlider öffneten sich einen Spalt breit und vermittelten ihr eine leicht gekippte Sicht auf die Bibliothek. Von allen Seiten umgaben sie Bücher. Die gedämpfte Beleuchtung schuf eine friedliche Atmosphäre. Sie war mit etwas Weichem zugedeckt. Der Geruch von altem Leder und würzigem Tabak stieg ihr in die Nase.
    Kendra pochte der Schädel. Sie versuchte, sich ein Bild von ihrer Umgebung zu machen. Ihre Sicht war nebelhaft verschwommen. Alles wirkte irgendwie verzerrt, unproportioniert, fehl am Platz. Es war vollkommen still.
    Schließlich kam sie auf die Lösung – was gar nicht so leicht war.
Daddys Liegesofa, auf dem er gern gelesen hatte.
Gerald hatte sie offenbar hierhergelegt und war fortgegangen, um
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