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Demon Lover

Demon Lover

Titel: Demon Lover
Autoren: Devyn Quinn
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einen Arzt zu rufen. Jeden Moment würde er zurückkommen.
    Da ihr die Nerven flatterten und ihr Verstand nicht richtig arbeitete, beschloss Kendra, einfach liegen zu bleiben. Sie schluckte mühsam, wehrte sich gegen ein plötzliches Schwindelgefühl. Sie schloss die Augen, legte die Hand darauf und rieb sie. Ihre Haut fühlte sich klamm an, eiskalt. Der Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, hallte in ihrem Brustkorb wider.
    Mein Gott, ein Glas Wasser wäre jetzt schön. Sie hatte einen trockenen Mund, ihre Kehle war ausgedörrt wie an einem Wüstentag im Hochsommer. Als wäre sie eine Ewigkeit lang bewusstlos gewesen.
    Das einzig Gute an ihren Kopfschmerzen war, dass sie nie lange andauerten. Meistens hörten sie spätestens nach einer halben Stunde wieder auf. Schlecht daran war, dass die Anfälle bisweilen einen ganzen Tag währten. Mit der Zeit hatte sie sich zunehmend auf Schmerzmittel und Wein verlegt, ihre selbstverordnete Therapie für das Unfalltrauma, das sie vermutlich ihr Leben lang begleiten würde.
    Dies war der schlimmste Anfall, den sie je gehabt hatte. Noch nie zuvor hatte sie das Bewusstsein verloren. Eben noch hatte sie mit Gerald gesprochen, und dann … auf einmal nichts mehr.
    Bis auf …
    Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Die Vision vom Zauberbuch, das sie verführen wollte, war verblasst, doch die Erinnerung an die unsichtbaren Hände, die sie gestreichelt hatten, war noch immer lebendig.
    Kendra nahm die Hand von den Augen. Sie schaute sich um, während in ihrem Inneren das übliche Chaos herrschte, wie bei einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Während sie nach außen hin ruhig wirkte, tobten ihre Gedanken wie in einem Käfig eingesperrte Tiger.
    Ihr Blick suchte und fand das seltsame Buch. Es lag immer noch auf dem Lesepult. Es war das Prachtexemplar der Bibliothek und aus jedem Blickwinkel zu sehen. Doch es war nur zum Betrachten gedacht, nicht zum Darin-Blättern. Die empfindlichen Seiten wurden von dickem Glas geschützt.
    Kendras Mundwinkel sanken herab. Das verdammte Ding – oder etwas, das darin enthalten war – war praktisch über sie hergefallen.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie unterdrückte ihn. Das verflixte Ding wirkte so unschuldig, so … harmlos. «Ich hab mir alles nur eingebildet», flüsterte sie. «Gar nichts ist passiert.»
    Doch das stimmte nicht.
    Kendra konnte nicht sagen, wann sie gemerkt hatte, dass sie nicht allein war. Auf einmal war jemand da gewesen. Oder vielmehr hatte sie das Gefühl gehabt, jemand sei bei ihr. Als Erstes fiel ihr der starke Moschusgeruch auf, der Geruch eines Mannes nach einem Tag schwerer körperlicher Arbeit. Er ließ sich nicht lokalisieren, sondern hüllte sie ein wie die Luft, die sie atmete. Erschreckend oder bedrohlich war es nicht. Allerdings hatte sie das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden.
    Als sie etwas hörte, legte sie den Kopf schief und versteifte sich am ganzen Körper, um ja kein Geräusch zu verursachen. Jemand sprach zu ihr, wegen des leisen Tonfalls klang die Stimme besonders interessant, kaum verständlich.
    Kendra
 … Eine Männerstimme aus dem Nichts.
Hörst du mich?
    Ohne den Sprecher so recht verstanden zu haben, nickte Kendra. Obwohl sie niemanden sah, wusste sie, dass sie nicht allein war.
    Sie verspürte eine köstliche Vorfreude. Der Kopfschmerz ließ etwas nach. Es war eine Ewigkeit her, dass sie sich aufgeregt hatte. Sie lauschte. Bildete sie sich alles bloß ein? Nein. Bestimmt nicht. Sie spürte und hörte es ganz deutlich.
Irgendetwas
war bei ihr.
    Etwas, das sie begehrte.
    Obwohl ihre Wahrnehmung durch die Schmerzen getrübt war, erschien ihr alles ganz logisch. «Ja.» Ein nahezu unhörbares Flüstern. Ihre Stimme klang rau, sie erkannte sie kaum wieder. «Ich höre dich.»
    Diesmal war die Stimme deutlicher.
Such mich
.
    Kendra richtete sich vom Sofa auf und ging zum Lesepult hinüber. Sie wusste nicht genau, was sie erwartete. Vielleicht lag es daran, dass sie sich so verdammt hilflos fühlte. Und sie wollte, dass etwas geschah.
    Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus und hielt sie über die Abdeckung. Wärme strahlte von der Glasscheibe aus, die sie kaum von der unglaublichen Kraft abzuschirmen vermochte, die dahinter darauf wartete, sich zu entladen. Kleine Risse bildeten sich im Glas. Die Scheibe begann zu bersten. Die feinen Haarrisse erweiterten sich.
    Kendra wusste, dass sie sich hätte fürchten sollen. Doch sie hatte keine Angst. Sie war gebannt. «Ich
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