Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
Tasche in deine Wohnung. Und dort wartest du auf mich, klar? Wenn du die Papiere hast, bist du aus dem Schneider. Harlow hat dich nicht erkannt, es war zu dunkel, und niemand kennt deinen Namen. Verstanden?«
    Yonnie nickte verdrießlich und wandte sein Gesicht dem Hafen zu. Tracchia nickte. Das Geräusch eines Außenbordmotors klang auf, und kurz darauf erschien das kleine Boot vor dem Bug der ›Chevalier‹. Tracchia ging vorsichtshalber dreißig Meter das Ufer entlang. Das Dingi legte an. Rory stieg als erster aus und vertäute das Boot. Harlow half Marie ans Ufer und stieg dann mit ihrem Koffer in der Hand hinter ihr die Treppe hinauf. In der rechten Hand hielt er seine Waffe. Tracchia spielte kurz mit dem Gedanken, Harlow im Dunkeln zu überfallen, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Er wußte, daß Harlow nicht in der Stimmung war, irgendwelche Risiken einzugehen und ihn wenn nötig ohne die geringsten Hemmungen erschießen würde.
    Harlow ging direkt zu der Stelle, an der Yonnie lag, beugte sich über ihn, richtete sich wieder auf und sagte: »Der ist noch sicher verpackt.« Die drei überquerten die Straße und gingen auf die Telephonzelle zu, die Tracchia soeben benutzt hatte, und Harlow trat hinein. Tracchia glitt im Schutze der Kisten und Fässer lautlos auf Yonnie zu. Er zog ein Messer aus der Tasche und durchschnitt die Fesseln. Yonnie setzte sich auf. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hätte er viel darum gegeben, einen lauten Schmerzensschrei ausstoßen zu können. Er rieb sich die schmerzenden Hände und Handgelenke: Rory hatte wirklich keinerlei Rücksicht auf seinen Kreislauf genommen. Nach und nach entfernte er mühsam und nicht gerade schmerzlos das Klebeband von seinem Mund. Er öffnete den Mund, aber Tracchia legte ihm sofort die Hand darauf, um die Flut von Flüchen, die Yonnie mit Sicherheit hatte ausstoßen wollen, im Keim zu ersticken.
    »Ruhig!« flüsterte Tracchia. »Sie sind auf der anderen Straßenseite. Harlow telephoniert gerade.« Er nahm die Hand von Yonnies Mund. »Wenn sie gehen, werde ich ihnen folgen, um festzustellen, ob sie Bandol wirklich verlassen. Sobald sie außer Sicht sind, schnappst du dir das Dingi. Aber nimm die Ruder. Wir wollen nicht riskieren, daß Harlow das Motorengeräusch hört und zurückkommt, um nachzusehen, was hier los ist.«
    »Ich soll rudern?« fragte Yonnie heiser. Er bewegte seine Finger und zuckte zusammen. »Meine Hände sind völlig tot.«
    »Dann solltest du sie besser schnellstens zum Leben erwecken«, sagte Tracchia ohne Mitleid. »Sonst wirst du nämlich sterben, mein Lieber. Ah, jetzt rührt sich was.« Er senkte seine Stimme noch mehr. »Er hat gerade die Zelle verlassen. Halt dich ja still! Dieser verdammte Harlow hört die Flöhe husten.«
    Harlow, Rory und Mrs. MacAlpine gingen die Straße entlang und verschwanden schließlich um eine Ecke. »Los!« sagte Tracchia.
    Er sah Yonnie nach, der zum Landungssteg eilte, und hastete dann hinter dem Trio her. Etwa drei Minuten lang folgte er ihnen in sicherer Entfernung, dann verlor er sie plötzlich aus den Augen, als sie links in eine Straße einbogen. Er spähte vorsichtig um die Ecke, stellte fest, daß die Straße eine Sackgasse war, zögerte und richtete sich plötzlich kerzengerade auf, als er das Aufröhren eines Ferrarimotors hörte. Immer noch heftig zitternd – seine nassen Kleider klebten ihm eiskalt auf der Haut –, preßte er sich in einen Hauseingang. Der Ferrari schoß aus der Sackgasse, und bog nach links in die Straße ein, die aus Bandol herausführte. Tracchia blickte dem Wagen nach, bis die Schlußlichter verschwunden waren, dann eilte er zur Telephonzelle zurück.
    Wieder mußte er schier endlos warten, bis die Verbindung mit Vignolles zustande kam. Endlich erreichte er Jacobson. »Harlow ist gerade mit Rory und Mrs. MacAlpine abgefahren. Bevor sie losfuhren, hat Harlow telephoniert – bestimmt hat er Mr. MacAlpine benachrichtigt, daß er seine Frau gefunden hat. Wenn ich du wäre, würde ich mich durch die Hintertür verkrümeln.«
    »Keine Sorge«, sagte Jacobson seelenruhig. »Ich verschwinde durch die Hintertür. Und dann über die Feuerleiter. Unsere Koffer sind schon im Aston, und unsere Pässe habe ich in der Tasche. Und jetzt beschaffe ich noch den dritten Paß. Bis dann.«
    Tracchia legte den Hörer auf die Gabel. Gerade wollte er die Tür der Zelle öffnen, als er plötzlich zu versteinern schien. Ein großer, schwarzer Citroën war lautlos ans Ufer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher