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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde
Autoren: Alistair MacLean
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ziemlich schwere Zeit hinter sich, Mr. Harlow. Ich glaube, sie fängt an, sich alles mögliche einzubilden.«
    In einem Außenbezirk von Bandol hielt der Aston Martin vor einem verdunkelten Café. Tracchia löste sich zitternd aus dem Schatten und stieg hinten in den Wagen ein.
    »Du hast unsere Versicherungspolice dabei, wie ich sehe«, sagte er. »Du mußt irgendwo vor Bandol halten. Wenn ich nicht sofort aus diesen nassen Klamotten herauskomme, erfriere ich.«
    »In Ordnung. Wo ist Yonnie?«
    »Im Kittchen.«
    »Um Himmels willen! Wieso denn das?« Jacobsons stoischer Gleichmut war sichtlich erschüttert. »Was ist denn passiert?«
    »Bevor ich mit dir telephonierte, schickte ich Yonnie mit dem Dingi zur Jacht raus. Ich sagte ihm, er solle die Papiere holen, die in den beiden obersten Schubladen des Kartentisches lagen. Du weißt, wie wichtig diese Papiere sind, Jake?«
    »Ich weiß.« Die Verkrampfung in Jacobsons Stimme war nicht zu überhören.
    »Erinnerst du dich noch, daß ich dir sagte, Harlow habe mit Vignolles telephoniert? Ich hatte mich geirrt. Der verdammte Mistkerl hatte die Ortspolizei von Bandol alarmiert. Die Beamten kamen gerade an, als ich die Zelle verlassen wollte. Ich konnte nichts tun. Sie ruderten zur ›Chevalier‹ hinaus und schnappten ihn dort.«
    »Und was ist mit den Papieren?«
    »Einer der Polypen trug einen großen Diplomatenkoffer.«
    »Ich glaube nicht, daß uns das Klima in Bandol besonders gut bekommt.« Jacobson hatte seine Seelenruhe wiedergefunden. Er fuhr los, aber nicht so schnell, daß es Aufmerksamkeit erregen konnte. Als sie die Außenbezirke der Stadt erreichten, sagte er: »Das wär's also. Durch die Papiere und die Filmkassette ist die Operation gestorben. Schluß, aus, Ende.« Er schien bemerkenswert ruhig.
    »Und was jetzt?«
    »Jetzt kommt die Operation Flucht. Den Plan dafür habe ich schon seit Monaten fertig. Als erstes fahren wir zu unserer Wohnung in Cuneo.«
    »Weiß niemand darüber Bescheid?«
    »Niemand, außer Willi. Und der hält bestimmt den Mund. Außerdem läuft sie nicht auf unsere Namen.« Er fuhr an den Straßenrand und hielt an einer dichten Baumgruppe. »Der Kofferraum ist nicht verschlossen, und in dem grauen Koffer sind Sachen für dich. Die nassen Klamotten läßt du am besten unter den Bäumen liegen.«
    »Warum? Der Anzug ist tadellos …«
    »Was glaubst du, wird passieren, wenn wir am Zoll gefilzt werden und man bei uns nasse Kleider findet?«
    »Du hast recht«, sagte Tracchia und stieg aus. Als er nach zwei oder drei Minuten zurückkam, saß Jacobson auf dem Rücksitz. »Soll ich fahren?« fragte Tracchia.
    »Wir haben es eilig, und ich bin kein Rennfahrer.« Als Tracchia den Motor anließ, fuhr er fort: »Ich glaube kaum, daß wir mit dem Zoll und der Polizei am Col de Tende Schwierigkeiten haben werden. Die Fahndung wird bestimmt erst in ein paar Stunden eingeleitet. Es ist sehr gut möglich, daß Marys Verschwinden bisher noch gar nicht bemerkt worden ist. Und außerdem weiß niemand, in welche Richtung wir fahren. Ich wüßte nicht, weshalb sie die Grenzpolizei benachrichtigen sollten. An der Schweizer Grenze könnten wir jedoch vielleicht in Schwierigkeiten geraten.«
    »Was hast du vor?«
    »Wir bleiben zwei Stunden in Cuneo. Den Aston lassen wir in der Garage stehen und nehmen statt dessen den Peugeot. Wir packen das Nötigste zusammen, schnappen uns unsere falschen Pässe und die übrigen Ausweispapiere und lassen dann Erita und den Photographen kommen. Innerhalb einer Stunde hat Erita unsere liebe Mary in eine Blondine verwandelt, und kurz darauf wird sie auch schon einen schönen britischen Paß haben. Dann fahren wir in die Schweiz. Wenn die Fahndung bereits angelaufen ist, werden die Jungs an der Grenze die Augen offen halten. Jedenfalls so weit offen, wie sie das mitten in der Nacht noch können. Aber sie werden nach einem Aston-Martin Ausschau halten, in dem ein Mann und ein braunhaariges Mädchen sitzen – natürlich nur vorausgesetzt, daß unsere Freunde in Vignolles es geschafft haben, zwei und zwei zusammenzuzählen, was ich allerdings ernsthaft bezweifle. Aber auf keinen Fall werden sie nach einem Peugeot suchen, in dem zwei Männer und eine Blondine sitzen, die Pässe vorweisen, in denen völlig andere Namen stehen.«
    Tracchia fuhr inzwischen beinahe mit Höchstgeschwindigkeit, und er mußte brüllen, um sich verständlich zu machen: Der Aston-Martin ist ein fabelhafter Wagen, aber nicht gerade für seinen leisen
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