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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde
Autoren: Alistair MacLean
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schließlich durch Tende selbst. Kurz hinter Tende reckte sich Dunnet und öffnete die Augen.
    »Lebe ich noch?« fragte er.
    »Ich glaube schon.«
    Dunnet rieb sich die Augen und fragte: »Was haben Sie da gerade über Ihren Schwager gesagt?«
    »›Gerade‹ ist schon eine ganze Weile her«, sagte Harlow. »Es sieht so aus, als müsse sich jemand um die Familie MacAlpine kümmern. Und es kann nicht schaden, wenn ich ganz offiziell diese Aufgabe übernehme.«
    »Sie sind vielleicht ein Geheimniskrämer. Sind Sie verlobt?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich habe sie noch gar nicht gefragt, ob sie mich will. Ich habe übrigens eine Neuigkeit für Sie, Alexis: Sie werden diesen Wagen nach Vignolles zurückbringen, während ich den Schlaf des Gerechten schlafen werde. Und zwar auf dem Rücksitz. Mit Mary.«
    »Sie haben sie noch nicht einmal gefragt, ob sie Sie haben will, und sind vollkommen überzeugt davon, daß Sie sie befreien werden.« Dunnet schaute Harlow ungläubig an und schüttelte den Kopf. »Sie, mein lieber Johnny Harlow, sind der arroganteste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe.«
    »Beschimpfen Sie meinen zukünftigen Schwager nicht, Mr. Dunnet«, kam Rorys Stimme schläfrig von hinten. »Übrigens, wenn ich Ihr Schwager werde, Mr. Harlow, kann ich Sie dann nicht Johnny nennen?«
    Harlow lächelte. »Du kannst mich nennen wie du willst, solange du es mit angemessenem Respekt tust.«
    »Jawohl, Mr. Harlow, ich meine Johnny.« Rorys Stimme war plötzlich hellwach. »Seht ihr, was ich sehe?«
    Vor sich sahen sie die Rücklichter eines Wagens, der die tückischen Haarnadelkurven am unteren Ende des Col de Tende entlangfuhr.
    »Ich beobachte ihn schon eine ganze Weile. Es ist Tracchia.«
    »Woher wollen Sie das wissen?« fragte Dunnet.
    »Ich erkenne es an zwei Dingen.« Harlow schaltete zweimal herunter, bevor er in die erste Haarnadelkurve hineinfuhr. »Es gibt in ganz Europa keine sechs Leute, die einen Wagen so fahren können.« Er schaltete noch einmal herunter und durchfuhr die Haarnadelkurve mit der Gelassenheit eines Mannes, der zu Hause im Lehnstuhl sitzt. »Zeigen Sie einem Kunstexperten fünfzig verschiedene Gemälde und er wird Ihnen sofort sagen, wer sie gemalt hat. Ich meine nicht Maler, die sich in ihrem Stil so auffällig unterscheiden wie zum Beispiel Rembrandt und Renoir. Ich meine Maler, die einen sehr ähnlichen Stil haben. Und ich kann jeden Grand-Prix-Fahrer der Welt sofort an seinem Fahrstil erkennen. Aber das ist natürlich nicht so schwer, denn es gibt bedeutend mehr Maler als Grand-Prix-Fahrer. Tracchia hat die Angewohnheit, vor einer Kurve leicht abzubremsen und dann mit Vollgas hindurchzurauschen.« Er jagte den Ferrari mit quietschenden Reifen durch die nächste Kurve. »Es ist Tracchia.«
    Und er hatte recht. Jacobson, der neben ihm saß, schaute ängstlich durch das Rückfenster nach hinten. »Hinter uns kommt jemand.«
    »Es ist eine öffentliche Straße. Jeder darf sie benutzen.«
    »Glaub mir, Nikki, das ist nicht irgend jemand.«
    Im Ferrari sagte Harlow: »Ich glaube, wir sollten uns bereit halten.« Er drückte auf einen Knopf und die Fensterscheiben glitten surrend herunter. Dann griff er nach seiner Waffe und legte sie neben sich. »Und ich wäre euch beiden sehr verbunden, wenn keiner von euch Mary erschießen würde.«
    »Ich hoffe bloß, daß der Tunnel blockiert ist«, sagte Dunnet und zog seine Pistole aus der Tasche.
    Der Tunnel war blockiert. Und zwar vollkommen. In der Öffnung steckte, quer und anscheinend unverrückbar, ein riesiger Möbelwagen.
    Der Aston-Martin schoß aus der letzten Haarnadelkurve heraus. Tracchia stieß eine Flut von Flüchen aus und brachte den Wagen mit kreischenden Reifen zum Stehen. Beide Männer starrten ängstlich durch das Rückfenster. Auch Mary schaute sich um, aber auf ihrem Gesicht lag keine Angst, sondern Hoffnung.
    »Sag mir jetzt bloß nicht, daß dieser verdammte Lastwagen zufällig da steht«, sagte Jacobson. »Du mußt wenden, Nikki. Mein Gott, da sind sie schon!«
    Der Ferrari schlitterte aus der letzten Kurve und raste auf sie zu. Tracchia versuchte verzweifelt, den Wagen herumzureißen, was allerdings erheblich erschwert wurde, als Harlow den Ferrari in die Seite des Aston rammte. Jacobson hatte seine Waffe in der Hand und schoß ziellos in die Gegend.
    »Jacobson!« befahl Harlow. »Nicht Tracchia. Sonst erwischt ihr womöglich Mary.«
    Die beiden Männer lehnten sich aus den Fenstern und feuerten. Im gleichen
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