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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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kein Seahawk – die Ausstattung war zum rein zivilen Gebrauch –, aber er flog sich geschmeidig, und Pete war in der Nähe des Meeres. Das reichte ihm fürs Erste.
    Manchmal, wenn er dicht über dem Wasser flog, erinnerte er sich an gefährlichere Flüge und Missionen. Tja, so war das Leben. Er bemühte sich, so gut er konnte, die Geister der Vergangenheit zu vergessen und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag.
    Inselhopping mit zwei Touristen an Bord, die auf einer verschlafenen griechischen Insel übernachten wollten. Das war besonders deshalb reizvoll, weil er dann Serena wiedersah. Serena, die jede unbequeme Erinnerung aus seinem Körper vertreiben würde.
    Um drei Uhr nachmittags landete er in Sathi, dem malerischen Hafen von Varanissi, half seinen Passagieren beim Aussteigen und brachte sie ins Hotel. Ihre Taschen und seine eigene trug er lässig über die Schulter geschwungen.
    Während sie eincheckten und sich für den nächsten Morgen verabredeten, war die gestrenge Chloe nirgends zu sehen. Dieses Glück war ihm mit dem Jungen Sam nicht beschieden. Das Kind drückte sich seit seiner Ankunft in der Hotelhalle herum. Als Pete aufbrechen wollte, lief der kleine Sam ihm nach.
    „Bleiben Sie nicht hier?“, sagte er.
    Pete schüttelte den Kopf. „Ich übernachte bei Nico. In Tomas’ Zimmer.“
    „Ach so.“
    „Und Sam …“
    „Ja?“
    „Du kannst ruhig Du zu mir sagen.“
    Sam schien zu überlegen, ob er dieses Angebot annehmen konnte. Dann lächelte er. „Ich wollte auch gerade dorthin. Zu Nico. Und ich kenne eine Abkürzung, soll ich sie dir zeigen?“
    Pete war den Weg schon mit Nico gegangen. Doch bevor er das einwerfen konnte, ahnte Sam offenbar, was er sagen wollte. Resignation huschte über sein Gesicht, dann reckte er das Kinn und wandte den Blick ab. Wie zum Teufel war es möglich, dass ein Kind so bauernschlau und zugleich so verletzlich war, fragte sich Pete. Er wusste es nicht, aber es ging ihm unter die Haut. „Na gut“, sagte er und freute sich diebisch, dass er Sam überraschte. „Ich wollte eigentlich erst Serena Hallo sagen. Komm doch mit. Ich freu mich über Gesellschaft.“ Das war nicht gelogen. Wenn Sam dabei war, lief er weniger Gefahr, Serena sofort an sich zu ziehen, wenn er sie sah.
    Und wenn er an seine wilden Fantasien mit ihr dachte, war das wahrscheinlich besser so.
    Vier Tage. Vier endlose Sommertage. So lange wartete Serena schon darauf, dass der verdammte Hubschrauber über die Insel flog und landete, und dann musste sie noch eine weitere geschlagene Stunde Geduld haben, ehe der Pilot sich bei ihrem brandneuen blauen Sonnenschirm neben dem Vespaschuppen blicken ließ. In der Zwischenzeit hatte Serena die Erinnerung an Pete Bennetts Küsse mindestens tausend Mal vor ihrem inneren Auge ablaufen lassen, und jede Faser ihres Körpers schrie nach mehr.
    Doch er war nicht allein. Neben ihm lief Sam her, misstrauisch und still zwar, aber er war da. Sie konnte es also vergessen, sich hier und jetzt in Supermans Arme zu werfen.
    „Hey Matrose“, sagte sie lächelnd zu Sam, der für morgen einen Tag auf Nicos Boot ausgehandelt hatte. Morgen war Samstag, und Chloe hatte es erlaubt, wenn er dafür die ganze Woche zur Schule ging. „Ich habe eine Nachricht für dich. Nico sagt, er holt dich morgen früh um halb fünf ab. Und ich spreche aus Erfahrung, wenn ich dir rate, pünktlich zu sein, denn die Flut wartet auf niemanden, und Nico auch nicht. Du sollst einen Pullover überziehen und einen Sonnenhut mitbringen. Um die Arbeitshandschuhe sollst du dir keine Sorgen machen. Er hat welche gefunden, die dir passen.“
    Serena sah, wie Sams Gesicht leuchtete, ein flüchtiges Grinsen, das ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war, aber sie hatte es gesehen, und auch die Heldenverehrung für ihren Cousin. „Aber erstmal habe ich hier eine Vespa, die stottert und zischt, und ich brauche jemanden, der ein bisschen damit hin und her fährt, um zu sehen, ob etwas kaputt ist.“
    „Was krieg ich dafür?“, sagte Sam.
    „Erfahrung“, sagte sie trocken und gab ihm einen Helm. „Der Motorroller, den du testen sollst, ist vielleicht der zweitschnellste auf der Insel.“
    „Tante Chloe hat es also geschluckt?“, fragte Pete, während sie Sam dabei zusahen, wie er den Helm aufsetzte, den Motorroller startete und langsam am Zaun entlangtuckerte. „Das soll der zweitschnellste Roller der Insel sein?“
    „Ehrlich gesagt, nein. Nicht mehr. Vielleicht war er das vor dreißig
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