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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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Hubschraubern um Finesse.“
    „Du fliegst auch Flugzeuge?“
    Er lächelte verschmitzt. „Ich fliege alles, Serena.“
    „War es schon immer dein Traum, zu fliegen?“
    „Seit ich auf dem Schoß meiner Mutter den Piloten der Royal Australian Air Force in Richmond bei ihren Touch-and-Go-Manövern zugesehen habe.“
    „Was ist Touch-and-Go?“
    „Man landet das Flugzeug, setzt die Räder auf und startet dann durch, ohne anzuhalten. Was ist mit dir?“ Er deutete auf die Kamera um ihren Hals. „Wolltest du auch schon immer Fotografin werden?“
    „Nicht immer. Ich habe einiges ausprobiert. Restaurants geführt und eingerichtet, eine Marke für unsere Läden entwickelt, Artikel für Zeitschriften geschrieben. Aber ich komme immer wieder zu meiner Kamera zurück. Ich möchte mit meinen Bildern Geschichten erzählen.“ Sie trank einen Schluck Wasser und sah Pete zu, wie er dasselbe tat. Er stillte seinen Durst auf dieselbe Art, wie er den Berg hinaufgestiegen war: mühelos und genießerisch. „Du hast deine Kindheit also hauptsächlich am Zaun der benachbarten Militärbasis verbracht. Und dann? Wie bist du Pilot geworden?“
    „Ich wollte eigentlich zur Air Force, aber eines Tages fand ich mich zufällig auf einem Deck voller Navy Seahawks wieder, und da war es um mich geschehen. Das war es, was ich wollte.“
    „Du warst bei der Navy?“ Das schien überhaupt nicht zu seinem sorglosen Bad-Boy- Image zu passen. „Und die Disziplin? Die ganzen Regeln und Vorschriften? Pflichterfüllung und so weiter?“
    „Was soll damit sein?“ Er sah sie fragend an.
    Sie beschloss, nicht um den heißen Brei herumzureden. „Du scheinst mir einfach nicht der Typ dafür zu sein.“
    „Dann sieh noch mal genau hin“, erwiderte er deutlich kühler.
    Gute Idee. Exzellente Idee. Sie nahm die Schutzkappe von der Kamera und betrachtete ihn durch das Objektiv. „Okay, jetzt sehe ich es.“ Doch nur, weil er es zuließ. Mit diesem Aspekt seiner Persönlichkeit hielt der Playboy Pete Bennett lieber hinterm Berg. Sie machte ein Foto, und dann noch eins. „Wie lange warst du in der Navy?“
    „Bei der regulären Staffel? Sieben Jahre.“
    „Und dann?“
    „Dann wechselte ich zum Seenotrettungsdienst.“
    „Für wie lange?“ Seine Miene ermutigte sie nicht gerade, weiter zu fragen.
    „Acht Jahre.“
    Er wandte den Blick ab, ganz in sich gekehrt, doch es gelang ihr, mit der Kamera einen tief sitzenden Schmerz in seinem Gesicht einzufangen. Sie war neugierig, warum ein Mann, der fünfzehn Jahre gedient hatte, nun Touristen über die Inseln flog und ernsthaft erwog, für ein Frachtunternehmen in Papua Neu-Guinea zu arbeiten. Niemand würde so einen Job grundlos aufgeben. Oder doch? „Fehlt es dir?“
    „Fehlt mir was?“
    „Die sturmgepeitschte See. Der Adrenalinstoß, wenn man gegen die Elemente kämpft. Ziemlich heldenhaft.“
    „Ich bin kein Held, Serena. Ganz im Gegenteil. Wenn du das in mir siehst, muss ich dich bitter enttäuschen“, sagte er leise.
    „Danke für die Warnung“, erwiderte sie trocken. „Weißt du, mein Vater ist Fischer in vierter Generation. Meine Brüder sind Fischer. Meine Cousins sind Fischer. Ich weiß , nach wem sie Ausschau halten, wenn sie in stürmischer See unterzugehen drohen und auf ein Wunder hoffen. Ich glaube, du bist ähnlich.“
    „Das war einmal.“ Der unbekümmerte Charmeur war verschwunden, ersetzt durch einen verschlossenen Krieger. Hatte sie den Filou unwiderstehlich gefunden, so nahm ihr der Krieger vollends den Atem. „Mach deine Fotos“, sagte er, doch das hatte sie längst, und diese Bilder würden bestimmt nicht für Ansichtskarten taugen.
    „Komm her“, sagte sie leise, und er erwiderte ihren Blick vorsichtig und aus unergründlichen Gründen verletzt. Seine dunklen Augen trotzten ihrem forschenden Blick. Er würde ihre Fragen nicht beantworten, doch für heute war es sowieso genug. Das Geheimnis eines guten Interviews war, das Vertrauen seines Gegenübers zu erlangen. Wenn man nicht weiterkam, musste man sich zurückziehen und später aus einer anderen Richtung angreifen.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, stand mit verschlossener Miene vor ihr, die Hände in den Taschen. „Näher“, sagte sie, legte eine Hand an seine Brust und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Das ist dafür, dass du dich verpflichtet hast, dein Land zu verteidigen – auch wenn der Grund dafür ein paar Navy-Hubschrauber waren.“ Wieder berührte sie seine Lippen und ließ sich diesmal
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