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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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Jahren mal.“ Inzwischen war er der langsamste, den sie vermietete. „Und Chloe hat vor zwei Tagen nachgegeben, nachdem sie zwei weitere Male in das Büro des Schuldirektors bestellt worden ist.“ Bergab lief die Vespa wie geschmiert, doch bergauf stotterte sie ungesund. „Ich glaube, das gute Stück braucht neue Zündkerzen.“
    „Entweder das oder ein anständiges Begräbnis“, meinte Pete.
    „Hier werden alte Sachen nicht einfach entsorgt“, sagte sie. „Außerdem wird es höchste Zeit, dass du dich mal wieder blicken lässt.“
    Pete Bennett lächelte. „Hast du mich vermisst?“
    „Vielleicht. Hast du mich vermisst?“
    „Natürlich. Was glaubst du, wie viele anbetungswürdige Frauen ich kenne?“
    „Wie bitte?“
    „Schon gut. Ich wollte schon viel eher zurückkommen“, murmelte er. „Leider kennen nicht viele Menschen diese Insel. Es ist höchste Zeit für dein Postkarten-Projekt.“
    „Ich arbeite daran.“ Neugierig musterte sie seine Reisetasche. „Bleibst du über Nacht?“
    Er nickte. „Wann bist du hier fertig?“
    „Die letzte Vespa sollte um fünf wieder hier sein, spätestens um halb sechs“, sagte sie. „Warum? Was hast du vor?“
    „Ich würde gern auf den Berg steigen.“
    „Welchen Berg?“ Sie folgte seinem Blick zu dem Berg, der hinter ihnen aufragte. „Ach, der Berg.“ Sie war schon oben gewesen. Es war kein leichter Aufstieg. „Das ist ein ziemlich hoher Berg.“
    „Sam sagt, es führt ein Weg hinauf.“
    „Na ja, das stimmt. Den gibt es. Wenn man eine Ziege ist.“
    „Und dass man von dort oben die ganze Insel überblicken kann.“
    Das ließ sich nicht leugnen.
    „Nimm deine Kamera mit. Du kannst den Sonnenuntergang fotografieren.“
    Sie war genau seit fünf Monaten und vier Tagen hier. Mittlerweile hatte sie einfach alles fotografiert, und zwar so oft, dass es ihr bald zu den Ohren hinauskam. Auch den Sonnenuntergang. „Ich brauche schon etwas mehr Anreiz.“
    „Bewegung hält fit.“
    „Ich glaube, du musst noch einiges über Frauen lernen.“
    „Komm schon, Rena. Wolltest du nie den Himmel berühren?“
    Er besaß die Seele eines Dichters. Und das Lächeln eines Teufels. Serena konnte keinem von beidem widerstehen. „Na gut. Ich gebe mich geschlagen. Wir steigen auf den Gipfel und berühren den Himmel.“
    Sein Lächeln versprach mehr, viel, viel mehr, und sie wusste, dass er sie nicht enttäuschen würde. „Du wirst es nicht bereuen“, murmelte er.
    „Ich bereue nie etwas.“
    Bis sie das letzte Motorrad in den Schuppen geschoben hatten, war es halb sechs, und Serena hatte Sam nach Hause geschickt. Und es ging auf sechs zu, bis sie gemeinsam die Kühltasche und die Geldkassette zum Haus gebracht hatten. Es war noch früh genug, um bei Tageslicht auf den Gipfel zu kommen, aber für den Abstieg würde es nicht mehr reichen. Serena packte eine Fackel und zwei Wasserflaschen in eine kleine Segeltuchtasche und schwang sie über die Schulter. „Fertig?“
    Mit einer galanten Geste, die ihm so selbstverständlich war wie das Atmen, nahm Pete ihr die Tasche ab. „Du gehst voran.“
    Sie führte ihn hinter dem weißen Häuschen über die Asphaltstraße zu dem Ziegenpfad. Wenn es etwas gab, woran sie sich auf Varanissi gewöhnt hatte, dann war es Bergsteigen. Seit ihre Beine nicht mehr protestierten, genoss sie es sogar. Sie war gesund. Fit. Dennoch hatte sie irgendwie das Gefühl, dass Pete mit seinem lässigen Schritt und ruhigen Atem sie jederzeit überholen konnte, wenn er wollte. Sie beschleunigte ihren Schritt.
    Eine gute Stunde später waren sie am Ziel: ein trostloses Plateau, dass zu drei Seiten steil abfiel. Doch was das steinige, karge Plateau an Schönheit vermissen ließ, machte der Panoramablick über das Dorf und den Hafen mehr als wett.
    Die Insel hatte Charme. Das ließ sich nicht leugnen. Und die Menschen hier waren sympathisch.
    Doch die Welt hatte mehr zu bieten, und Serenas Träume zogen sie fort. Auch Pete Bennett hatte große Träume. Sie spürte die Rastlosigkeit in ihm, das brennende Verlangen voranzukommen, immer weiter … zu laufen, zu fliegen. „Du liebst es, hier oben zu sein, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte er einfach und blickte in den Himmel. „Es ist fast so gut wie zu fliegen.“
    „Warum Hubschrauber?“, fragte sie. „Warum fliegst du keine Flugzeuge?“
    „Ich kann beides“, sagte er. „Aber Hubschrauber reagieren empfindlicher, es sind sensiblere Maschinen als Flugzeuge. Bei Flugzeugen geht es um Kraft. Bei
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