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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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ihres Cousins amüsierte zu gleichen Teilen, wie er sie nervte. „Tja …“ Der Pilot war wohl kaum zum Vergnügen hier, sondern geschäftlich. Sie stellte die Lunchbox neben den Stuhl und stand auf. „Möchten Sie eine Vespa mieten, Pete Bennett?“ Er sah aus wie ein Mann, der Geschwindigkeit liebte. Nicht dass ein 50-Kubikzentimeter-Zweitakter in dieser Hinsicht viel zu bieten hatte. „Ich könnte Ihnen den zweitschnellsten Roller der Insel anbieten.“
    „Was ist mit dem schnellsten?“
    „Den fahre ich.“
    „Er ist nicht an Motorrollern interessiert“, sagte Nico.
    „Sondern?“
    Pete Bennett beantwortete die Frage selbst. „Ich brauche ein Zimmer.“
    „Tomas’ Zimmer“, ergänzte Nico.
    Tomas war der Charter-Hubschrauberpilot, der immer im Gästezimmer hinter dem Haus ihrer Großeltern schlief, wenn seine Passagiere auf der Insel übernachten wollten. „Ich habe den Hubschrauber heute Morgen in aller Frühe landen sehen, und er immer noch da“, erklärte Serena. „Vielleicht braucht Tomas das Zimmer.“
    „Wohl kaum. Tomas liegt mit doppeltem Beinbruch im Krankenhaus“, sagte Pete. „Ich bin seine Vertretung.“
    „Ach.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Dann können Sie wirklich fliegen. In fünfundvierzig Minuten nach Athen. In fünf Stunden nach Rom. Ich bin beeindruckt. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
    „Hab ich doch“, sagte er. Dann wandte er sich zu Nico:
    „Wie lang ist sie schon hier?“ „Viel zu lange.“ Ihr Cousin musterte sie mit zusammen gekniffenen Augen. „Sie sollte sich öfter in den Schatten setzen.“
    Pete Bennetts Mundwinkel zuckten, und Serena bedachte die beiden Männer ihrerseits mit einem funkelndem Blick. „Der Schatten hat ungefähr die Größe einer Briefmarke. Die Insel hat die Größe eines Briefumschlags. Sie möchte ich sehen, wenn Sie fünf Monate hier sitzen müssten.“
    „Ich habe dir angeboten zu tauschen“, sagte Nico. „Ich habe dir angeboten, dass wir uns abwechseln. Ab und zu ein Tag auf dem Boot, aber nein …“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie ist die Tochter eines Melbourner Fischhändlers, deren Familie drei Trawler, sechs Läden und zwei Restaurants besitzt, und mag keinen Fisch.“
    „Sie essen keinen Fisch?“, fragte Pete Bennett.
    „Unsinn“, sagte sie. „Ich mag ihn nur nicht fangen und zubereiten, das ist alles. Ihn ausnehmen, wiegen, entgräten und dergleichen. Essen tu ich ihn gern. Hier gibt es oft Fisch.“ Doch zurück zum Geschäftlichen. „Sie wollen also denselben Deal wie Tomas?“
    „Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist“, sagte er. „Nico wollte Sie erst fragen.“
    „Es ist mir recht.“ Serena warf ihrem Cousin einen kurzen Seitenblick zu. „Du hättest mich nicht fragen brauchen.“
    „Er ist viel jünger als Tomas“, sagte Nico achselzuckend.
    Allerdings.
    „Und Single“, sagte Nico.
    Serena spitzte die Lippen. Das wurde ja immer besser.
    „Es könnte Gerede geben. Schließlich sind unsere Großeltern verreist, und ich breche morgens sehr früh auf“, fuhr Nico fort.
    Da hatte er nicht unrecht. Der ganze Klatsch und Tratsch auf der Insel waren ihr zutiefst zuwider. Seit sie hier war, hatte sie sich nichts zu Schulden kommen lassen, und dennoch wurde al les, was sie tat oder nicht tat, so kritisch beäugt, als bestehe die Gefahr, dass sie jeden Moment Amok liefe. „Lass sie reden.“ Forschend musterte sie Pete. „Angesichts Ihrer Jugend und meiner gefährdeten Ehre sollten wir den Deal allerdings ein wenig abwandeln. Normalerweise mache ich Tomas’ Bett. Sie können Ihres selbst machen.“
    „Oh, wie grausam.“ Pete Bennett wandte sich kopfschüttelnd an Nico. „Hast du nicht gesagt, sie hätte ein gutes Herz.“
    „Ich habe gelogen“, murmelte Nico. „Sieh es als Warnung. Frauen sind grausam, grausam wie das Meer und noch gnadenloser. Sie sind alle Sirenen, die unschuldige Männer ins Verderben locken.“
    Das war sonst gar nicht Nicos Art. Eigentlich war er ein lieber Kerl, der die Frauen verehrte. Der gute Nico. Nachdenklich musterte Serena ihren Cousin. Eigentlich sah er aus wie immer. Dieselben braunen Augen, dasselbe markante, hübsche Gesicht, derselbe muskulöse Körper. Nur die heimliche Traurigkeit in seinem Blick schien noch tiefer als sonst. „Du hast dich wieder mit Chloe gestritten“, folgerte sie. Chloe führte das größte Hotel der Insel und war der einzige Störfaktor in Nicos ansonsten friedlichem Inseldasein.
    „Hast du mich etwa streiten
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