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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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krank wurde?“
    „Sie klingen ziemlich voreingenommen.“
    „Vielleicht bin ich das“, sagte er sanft. Kein Wunder, bei der Geschichte.
    „Ich mag es, wenn ein Mann Gefühle zeigt.“
    „Wir wollen doch nicht übertreiben“, sagte er trocken. Serena drehte den Wasserhahn zu, nahm den Eimer und schlenderte zu einem Kräuterbeet neben der Küchentür. „Chloe war hier und hat das Hotel geführt. Sie hatte seit anderthalb Jahren nichts von ihrer Schwester gehört.“
    „Dann standen sie sich wohl nicht sehr nahe.“
    „Sie sind schon wieder voreingenommen“, erwiderte sie.
    „Na ja.“
    „Aber das gefällt mir an Ihnen.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Wo war ich stehen geblieben?“
    „Bei Tante Chloe.“
    „Ach ja. Laut Chloe verschwand ihre Schwester vor etwa zwölf Jahren nach Athen. Von den Eltern verstoßen und im dritten Monat schwanger. Da war sie sechzehn. Chloe war damals dreizehn und versuchte zu vermitteln. Vergeblich. Ihre Eltern blieben hart, und ihre Schwester wollte weder Chloes Mitleid noch ihre Ersparnisse. Die Familie zerbrach.“
    „Wie kam der Junge hierher?“
    „Chloes Schwester hatte sie als nächste Verwandte angegeben.“ Serena zuckte die Schultern. „Chloe liebt Sam, aber sie wird nicht mit ihm fertig. Sein Leben lang wurde Sam zurückgewiesen, er ist voller Misstrauen gegen die ganze Welt. Er hat einen starken Unabhängigkeitsdrang. Sie dagegen ist überbesorgt. Sie will ihn auf keinen Fall enttäuschen. Die beiden geraten ständig aneinander.“
    „Und was hat Nico damit zu tun?“
    Serena kicherte. Während sie den Kräutern Wasser gab, hellte ihre Miene sich auf. „Der ist zwischen die Fronten geraten: zwischen einen Jungen, der unbedingt erwachsen werden will, und eine Frau, in die er über beide Ohren verliebt ist.“
    Pete fuhr sich mit der Hand durch sein dunkles Haar. „Kein Wunder, dass er segeln gegangen ist.“
    „Sie unterschätzen meinen Cousin. Ich wette, noch bevor der Sommer zu Ende ist, gehören die Herzen der beiden ihm.“
    „Das wäre schön.“ Und sie war es auch. „Verraten Sie mir, was Sie heute tragen würden, wenn es sich nicht um ein rein platonisches Abendessen handelte?“
    „Auf jeden Fall Lippenstift.“
    Den brauchte sie nicht.
    „Und wahrscheinlich ein Kleid.“
    „Schulterfrei?“
    Unbedingt.
    „Kurz?“
    „Nein. Eher etwas Längeres. Bis kurz übers Knie. Ein edles Kleid.“
    „Welche Farbe?“
    „Für Sie? Blau. Damit Sie bei meinem Anblick an etwas denken, das Sie lieben. Den Himmel.“
    „Sie sind gut“, sagte er bewundernd.
    „O ja, das bin ich.“ Und ihr Lächeln gab ihr recht. „Und Sie? Wohin hätten Sie mich ausgeführt, wenn es sich nicht um ein rein platonisches Abendessen handeln würde?“
    „Wohin ich Sie ausführen würde?“ Da brauchte er nicht lange überlegen. „Zum Trevi-Brunnen in Rom. Ich würde Ihnen ein Eis kaufen und Ihnen einen glänzenden Penny geben, damit Sie ihn in den Brunnen werfen und sich etwas wünschen können. Und dann würden wir spontan in eine kleine Trattoria oder ein elegantes Restaurant gehen und alle im Raum, mich selbst eingeschlossen, würden Gott von ganzem Herzen für bildschöne Sirenen in himmelblauen Kleidern danken.“
    „Sie sind aber auch nicht schlecht“, erklärte sie sehnsüchtig.
    „Danke. Man tut, was man kann.“
    „Das kann man wohl sagen“, murmelte sie und stellte den Eimer zurück unter den Wasserhahn. „Sie interessieren mich . So viel steht fest. Nur eines verstehe ich nicht ganz. Etwas, das nicht zu Ihrem sorglosen und äußerst anziehenden Image passt.“ Sie sah ihn neugierig an. „Was Sie zu Sam gesagt haben … Wie Sie zugehört und ihm geholfen haben … Wie Sie ihn gebeten haben, wiederzukommen.“ Sie drehte sich um und ging zurück zur Tür, mit einem Hüftschwung, der ihn völlig aus dem Konzept brachte. „Das war nett.“

2. KAPITEL
    NETT? Nett? Man hatte Pete Bennett schon so einiges vorgeworfen, besonders die Frauen, die ebenso schnell kamen, wie sie wieder gingen, aber nett war noch nicht dabei gewesen. Es hörte sich irgendwie nicht nach einem Kompliment an. Na ja, er konnte schon gelegentlich nett sein. Daran war ja auch nichts auszusetzen. Aber irgendwie klang nett zu sehr nach ernsten Absichten. Und die hatte er keinesfalls.
    Nein. Er musste dieser anbetungswürdigen Frau unbedingt jegliche Illusion nehmen, dass er nett sei. Er lockerte die Schultern, um sich von dem Zauber zu befreien, in den sie ihn versetzt hatte und
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