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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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der ihm noch immer die Sinne vernebelte, und folgte ihr in die Küche.
    Die Küche bestand aus Kühlschrank, Spüle, einer Regalwand voll frischer Lebensmittel und einem kleinen Tisch. Schlicht, gemütlich und – wie Serena fand – ganz dem Essen gewidmet. Sie hatte vorhin ein großzügig mit Knoblauch und Oregano gewürztes Hühnchen in den Ofen geschoben, sowie ein halbes Dutzend Kartoffeln mit Salzkruste. Ein knuspriges Brot und ein Salat standen auf dem Tisch bereit. Serena stammte aus einer Familie von Köchen, Gastronomen und Feinschmeckern. Kochen war zwar nicht ihre Leidenschaft, aber in ihrer Familie galt es als unentschuldbar, wenn jemand nicht gut kochen konnte.
    Pete war ihr in die Küche gefolgt und lehnte im Türrahmen. Nach dem gefährlichen Glitzern in seinen Augen zu urteilen, hatte er seine Nettigkeiten für heute aufgebraucht. Und das war Serena nur recht. Nett war sicher ein Pluspunkt, aber sexy, amüsant und kurzweilig reichten ihr völlig.
    „Vielleicht finden Sie mich neugierig“, sagte er, „aber wenn Sie keine Lust haben, Vespas zu vermieten, warum tun Sie es dann?“
    „Für die Familie“, murmelte sie, nahm ein Stück Feta aus dem Kühlschrank und legte es neben ein höllisch scharf aussehendes Küchenmesser auf den Tisch. „Alle Enkelkinder absolvieren hier eine sechsmonatige Schicht. Jetzt bin ich eben dran.“
    „Was passiert, wenn alle Enkelkinder durch sind? Geht es dann wieder von vorn los?“
    „Rein theoretisch sind dann die Urenkel an der Reihe. Bedauerlicherweise ist der älteste derzeit sechs, und Nico und ich sind die letzten Enkelkinder. Ich glaube, alle haben gehofft, dass wenigsten einer von uns sich in die Lebensart hier verlieben und für immer bleiben würde. Vielleicht ja Nico“, sagte sie nachdenklich.
    „Sie nicht?“
    „Nein. Noch ein Monat, dann bin ich weg.“
    „Wohin?“
    „Nun ja, das richtet sich nach den Jobs.“ Und ihren Chancen, diese zu ergattern. „Ich bin Fotografin. Studiert habe ich aber Sprachen und im Nebenfach Politik.“
    Er schien nicht überrascht. Wegen ihres hübschen Gesichts glaubte man leicht, sie stehe auf der anderen Seite der Kamera. Und so mancher fand, bei ihrem Körper sei Köpfchen überflüssig. „Im Moment arbeite ich an einer Postkarten-Serie für die griechische Tourismusbehörde, aber wenn ich meine Pflicht hier getan habe, würde ich gern als Fotojournalistin für eine Nachrichtenagentur arbeiten.“
    „Sie werden Ihre Sache sicher gut machen“, sagte er.
    „Ach ja?“ Sie konnte ihre Verwunderung nur schwer verbergen. Üblicherweise reagierten die Menschen anders auf ihre Pläne.
    „Natürlich. Mit Ihrer Schönheit fallen Sie auf, mit Ihrer Klugheit erkennen Sie eine gute Story und mit Ihrer Menschenkenntnis werden Sie die Informationen aus den Leuten herauskitzeln. Eine gute Wahl für jemanden mit Ihren besonderen Fähigkeiten.“
    Serena schnitt das Brot, den Käse und reichte ihm beides mit einem Lächeln. „Damit haben Sie sich auf jeden Fall eine Vorspeise verdient. Vielleicht sogar einen Nachtisch.“
    Er lächelte. „Die Konkurrenz ist groß. Sie werden eine gehörige Portion Ehrgeiz brauchen. Wollen Sie diesen Job wirklich machen, Serena?“
    So sehr, dass sie seit fünf Monaten jeden Monat die Stellenanzeigen der internationalen Zeitungen nach freien Stellen studierte. „Glauben Sie mir, am Ehrgeiz hapert es nicht. In der Vergangenheit haben mich familiäre Verpflichtungen zurückgehalten, aber damit ist es vorbei. Diesmal ziehe ich es durch.“
    „Sobald Sie diese Insel verlassen haben“, folgerte er.
    „Ganz genau.“
    „Dann sind Sie diesen Monat also noch ein freier Mensch, mal abgesehen von den Vespas, den Postkartenfotos und Ihren Großeltern.“
    „So ist es.“ Er war wirklich bezaubernd. „Und meine Großeltern sind gerade zu Besuch bei der Familie auf dem Festland. Sie sind heute Morgen abgereist und kommen erst in zwei Monaten zurück. Und Sie?“
    „Ich werde Tomas vertreten, bis er wieder auf die Beine kommt. So sechs bis acht Wochen. Vielleicht auch länger.“
    „Und dann?“
    Er zuckte die Schultern. „Ein australisches Bergbauunternehmen will, dass ich in Papua Neu-Guinea einen Charterflugbetrieb übernehme. Sie haben mir ein gutes Angebot gemacht.“
    „Sie tingeln also durch die Welt“, erwiderte sie trocken. „Von einem Job zum nächsten.“
    „Wer weiß, wozu es gut ist“, sagte er leise.
    „Haben Sie je daran gedacht, sesshaft zu werden?“
    „Meinen Sie, mich
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