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Dem Mammut auf der Spur

Dem Mammut auf der Spur

Titel: Dem Mammut auf der Spur
Autoren: Franziska Gehm
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Daran will Luchsohr lieber gar nicht mehr denken.
    »Lass mich mal!«, sagt Pfotenherz und nimmt Luchsohrs Steinschleuder. Pfotenherz setzt die Steinschleuder an. Dann kneift er ein Auge zu und streckt vor Anstrengung die Zunge raus. Er spannt die Schleuder   – zielt   – schießt   – und   … trifft mitten ins Gebüsch!
    Der Stein saust durch die Blätter, ein dämonisches Jaulen ertönt und plötzlich hetzt etwas aus dem Busch. Luchsohr und Pfotenherz erkennen gerade noch zwei Tigerohren, springen schreiend auf, drehen sich um und rennen um ihr Leben. Sie rasen über die Steppe. Die Gräser peitschen ihnen um die Beine. Doch auf einmal hören sie ein hämisches Lachen hinter sich. Schlagartig bleiben sie stehen und drehen sich um.
    Neben dem Busch steht kein unheimliches Tier, sondern Tigerzahn! Er ist wie Luchsohr zehn Sommer alt. Und genau wie Luchsohr soll er bald in die Reihen der Jäger aufgenommen werden. Aber das sind auch die einzigen Gemeinsamkeiten.
    Tigerzahn hat eine Tigermütze auf und krümmt sich vor Lachen. »Ihr seid solche Fellhosenscheißer!«, ruft er. Dann verstellt er seine Stimme wie ein Mädchen, tippelt auf der Stelle und flötet in einem Singsang: »Hilfe! Papu! Mamu! Rettet mich! Derböse böse Tigerzahn will mich fressen!« Er faucht wie ein echter Tiger und lacht.
    »Du bist so blöd wie ein Mammut groß«, ruft Luchsohr. Seine Wangen schimmern rot vor Wut.
    »Das musst du Zitterlemming gerade sagen! Du bist sogar zu blöd, einen Busch zu treffen. Und du willst in die Reihen der Jäger aufgenommen werden? Niemals!«, ruft Tigerzahn und lacht. »
Ich
werde der große Jäger der Horde werden. Und du, Luchsohr, darfst vielleicht meine Speerspitzen schärfen.«
    Luchsohr sieht entsetzt, wie Tigerzahn bei diesen Worten seinen Speer in die Luft schleudert. Direkt auf sie zu! Es bleibt keine Zeit mehr, zur Seite zu springen. Der Speer fliegt haarscharf zwischen Pfotenherz und Luchsohr hindurch. So knapp, dass Luchsohr den Lufthauch an der Wange spürt. Die beiden Freunde stehen vor Schreck stocksteif wie zwei Eiszapfen da, während Tigerzahn lachend an ihnen vorbeiläuft und seinen Speer aufhebt. »Na, ihr Schneegesichter, hat es euch die Sprache verschlagen?«, ruft er und führt einen wilden Tanz auf.
    Luchsohr hat den Blick fest auf Tigerzahn gerichtet und sagt: »Ich werde in die Reihen der Jäger aufgenommen werden. Und   …«, Luchsohr ballt dieHände zu Fäusten zusammen, »…   ich werde das größte Tier von allen erlegen!« Als Luchsohr sich das sagen hört, erschrickt er selbst: Wie kommt er denn auf die Idee?

    Tigerzahn vergisst für einen Moment seinen Tanz und hält inne, bevor er loskräht: »Du, der größte Zitterlemming, willst das größte Tier erlegen? Du hast wohl zu viel Sonne abbekommen!« Dann rennt er lachend zurück zur Höhle.
    Am liebsten wäre Luchsohr Tigerzahn hinterhergerannt und hätte ihm eins auf seine alberne Mütze gegeben   – das wäre vermutlich genau das Richtige für so einen Fiesling. Aber Pfotenherz hält seinen Freund am Arm fest.
    »Lass den Plumpskopf doch«, sagt Pfotenherz.
    Stimmt, denkt Luchsohr. Wenn, dann muss er Tigerzahn anders schlagen. Luchsohr fällt die Aufnahmeprüfung ein. Die müssen Luchsohr und Tigerzahn erst bestehen, bevor sie in die Reihen der Jäger aufgenommen werden. Sie müssen jeweils allein eine Jagd anführen. Papu und die anderen Jäger helfen, aber die entscheidenden Schüsse auf die Beute müssen die Prüflinge abgeben. Schon allein bei dem Gedanken zwickt es wieder in Luchsohrs Bauch. Wie soll er ein lebendes Tier treffen, wenn ernoch nicht mal einen Busch trifft? Und wieso musste er vor Tigerzahn so angeben und behaupten, dass er das größte Tier von allen erlegt? Die gefährlichste und schwierigste Beute überhaupt! Bis jetzt hat noch niemand in der Horde so ein Tier getötet. Ein Mammut.
    »Hast du das eben mit dem größten Tier ernst gemeint?«, fragt Pfotenherz.
    Luchsohr kratzt sich am Kopf. »Hm. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich werde es Tigerzahn zeigen!«
    »Ich helfe dir«, sagt Pfotenherz entschlossen. »Vielleicht«, fügt er zögernd hinzu, »kann man ein Mammut ja auch an Menschen gewöhnen?«
    Als Luchsohr sich vorstellt, dass Pfotenherz ein Mammut an einer Leine herumführt, muss er grinsen. Das hat Pfotenherz nämlich schon mit Lemmingen, Rehen, Schneeeulen und Eisfüchsen versucht. Aber die sind alle wieder abgehauen.
    Luchsohr blickt zur Sonne. »Was? Schon so spät?«,
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