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Dem Mammut auf der Spur

Dem Mammut auf der Spur

Titel: Dem Mammut auf der Spur
Autoren: Franziska Gehm
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sehe zu, was ich aus ihnen machen kann.«
    Kurz darauf sitzen alle ums Feuer. Luchsohr holt mit zwei Stöcken einen heißen Stein aus den Flammen und lässt ihn in die Kochgrube fallen. Das Wasser zischt und brodelt. Mamu gibt ein paar Kräuter und Wurzeln ins Wasser. Davon werden die Murmeltiere zwar nicht größer, aber das Fleisch schmeckt besser.
    Alle essen schweigend. Sonst herrscht beim Essen immer eine fröhliche Stimmung, aber heute schauen alle mit finsteren Gesichtern vor sich hin. Sie wissen, dass sie hungrig zu Bett gehen müssen.
    »Hmmm«, macht Papu und streicht sich über den Bauch, als hätte er ein ganzes Wollnashorn alleine verdrückt. »Mamu, so eine prima Köchin wie dich gibt es nur einmal. Sogar aus ein paar klapprigen Murmeltieren machst du einen Festschmaus! Stimmt’s?« Papu blickt auffordernd in die Runde.
    Alle nicken langsam. Luchsohr bläht die Backen auf, als würde er keinen Bissen mehr herunterbekommen. Dabei hat er das Gefühl, ein Riesenloch im Bauch zu haben.
    Mamu lächelt kurz und winkt ab. Sie weiß, dass niemand richtig satt geworden ist. Und wenn die Jäger nicht bald zurückkommen, wird der Hunger noch schlimmer werden. Die Alten und die Kinder werden das nicht lange überstehen.
    Nach dem Essen ziehen sich alle leise zurück. Nur Pfotenherz lässt sich vom Hunger nicht die Laune verderben. Er spielt mit dem Jungwolf vor der Höhle.
    »Er heißt Wolfu«, erklärt er Luchsohr. »Er macht alles, was ich sage. Sitz!«, ruft Pfotenherz und klopft auf den Boden. Der kleine Wolf legt den Kopfschrägt, sieht Pfotenherz fragend an und rührt sich nicht. »Na ja. Fast alles.«

    »Machst du dir gar keine Sorgen, dass wir alle verhungern?«, fragt Luchsohr, dessen Magen knurrt.
    Pfotenherz zuckt mit den Schultern. »Die Jäger kommen bestimmt bald zurück. Und außerdem erlegst du doch ein Mammut. Dann haben alle genug zu essen.«
    Luchsohr kratzt sich am Kopf. »Na ja, das habe ich ja nur so gesagt. Außerdem   – wahrscheinlich treffe ich das Mammut gar nicht.« Luchsohr zögert, dann fügt er hinzu: »Genau wie damals bei der Großjagd mit deinem Papa.« Er muss immer wieder an den fürchterlichen Unfall denken. Hätte er das Mammut an der richtigen Stelle mit dem Speer getroffen, würde Pfotenherz’ Papa noch leben. Aber Luchsohr hat danebengeworfen. Und Pfotenherz’ Papa ist tot.
    Pfotenherz runzelt die Stirn, dann sagt er leise: »Du kannst nichts dafür. Und das mit dem Mammut und der Prüfung, das wird schon.«
    Auf einmal spürt Luchsohr etwas Feuchtes an seiner Hand. Wolfu leckt ihm mit der Zunge über die Finger. »He, schmecken die etwa?«
    Pfotenherz lacht. »Siehst du, er mag dich!«

Die Vision des Schamanen
    Am nächsten Abend sind die Jäger noch immer nicht zurück. Luchsohr und Pfotenherz rennen andauernd zum großen Felsen und halten Ausschau, aber am Horizont ist nichts zu sehen.
    Als es dunkel wird, kehren Papu und Paponk Rotnase von der Jagd nach Hause. Sie haben nur einen kleinen Lemming erlegt. Mamu kocht ihn und verteilt die spärlichen Fleischstücke an die Kleinkinder und den Schamanen. Er bekommt ein extragroßes Stück. Für seine extragroßen magischen Kräfte. Alle anderen kriegen nur Wurzeln.
    Während die anderen essen, beratschlagen sich Papu, Paponk Rotnase und Mamu. Was sollen sie tun, wenn die Jäger nicht bald zurückkommen? Ein paar Tage können sie noch von Wurzeln und Körnern leben. Aber dann? Wird wieder die Hälfte von ihnen an Hunger sterben, wie im vorletzten Winter?
    Papu geht zum Schamanen und bittet um Hilfe.
    »Lasst das Feuer hoch auflodern«, weist er an, »dann will ich die Götter rufen.«
    Luchsohr, Pfotenherz und die anderen Kinder suchen schnell genügend Brennmaterial zusammen. Dann versammelt sich die ganze Horde ums Feuer, das lichterloh in den Himmel brennt.
    Der Schamane steht dicht am Feuer. Er hat beide Hände zum Himmel erhoben. In der einen Hand hält er seinen Knochenstab mit den Federn. Mit geschlossenen Augen beginnt er zu summen. Dabei wiegt er sich langsam von einer Seite zur anderen. Sein Summen wird immer lauter und plötzlich schüttelt er sich am ganzen Körper. Er fährt mit dem Knochenstab blitzschnell durch das Feuer, wirbelt herum und stößt drei laute Schreie aus.
    Luchsohr und Pfotenherz zucken zusammen.
    Danach bleibt der Schamane wie erstarrt stehen, öffnet die Augen und sieht nach oben. Der Himmel ist rabenschwarz. Nur die goldenen Augen der Götter funkeln herab. Auf dem Platz vor der Höhle
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