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Dem Mammut auf der Spur

Dem Mammut auf der Spur

Titel: Dem Mammut auf der Spur
Autoren: Franziska Gehm
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gerne mit seiner Schwester.
    Doch jetzt müssen die Jäger wirklich aufbrechen.Sie versammeln sich mit ihren Waffen und Gepäck vor der Höhle.
    Paponk Rotnase, einer der Ältesten der Horde und Papus Bruder, hat Heilkräuter gesammelt. »Ob Magenschmerzen, Zahnschmerzen oder zerquetschte Gliedmaßen   – meine Kräuter helfen immer«, verkündet er und verteilt kleine Säckchen an die Jäger.
    Plötzlich wird es auf dem Platz vor der Höhle still. Eine hagere, dunkle Gestalt klettert von einem Felsen oberhalb der Höhle. Sie stützt sich auf einen langen Knochenstock, der mit Federn geschmückt ist. Es ist Schamane Feuerblick. Seine Arme sind mit geheimnisvollen Zeichen bemalt. Um seinen Hals hängen mehrere Ketten aus Knochen, Steinen, Zähnen und Muscheln, die bei jedem Schritt klappern. In dem dunklen, ledernen Gesicht, das zur Hälfte von einem dichten grauen Bart bedeckt ist, leuchten die Augen des Schamanen wie Feuerfunken.
    Der Schamane tritt an die Jäger heran. In der rechten Hand hält er ein Geweih. Er schwenkt das Geweih über die Jäger und murmelt Beschwörungsworte: »Götter mit den goldenen Augen, lasst die Jagd erfolgreich sein! Lasst unsere Jäger gesund und mit reichlich Beute zurückkehren! Götter mit dengoldenen Augen, beschützt unsere Jäger vor den bösen Geistern der getöteten Tiere. Auf dass sie sich nicht in die Irre führen lassen, nicht von den weißen Bergen verlocken lassen, keinem wilden Tier zum Opfer fallen.«
    Dazu stampft der Schamane mit seinem Knochenstab auf den Boden. Er sieht jedem einzelnen Jäger ins Gesicht. Die Jäger sind wie gefangen von seinem Blick und stehen vollkommen reglos da.
    Luchsohr wagt es kaum zu atmen. Der Schamane ist zwar ein weiser und mächtiger Mann, aber er ist auch furchtbar unheimlich. Luchsohr hat immer das Gefühl, er könnte mit seinem Feuerblick direkt in seinen Kopf sehen und alle Gedanken lesen.
    Der Schamane hebt noch einmal das Geweih und lässt es über die Jäger kreisen. Dann nickt er Papu zu und zieht sich wieder zurück. Papu gibt daraufhin das Zeichen zum Aufbruch. Sternauge winkt Luchsohr ein letztes Mal zu. Kurz darauf klettern die Jäger hinab zum Silberwurztal. Luchsohr würde ihnen am liebsten hinterhersehen, bis sie am Horizont verschwinden, aber es gibt viel zu tun. Schließlich gehört er seit ein paar Sommern nicht mehr zu den Kindern, die ums Feuer herumtollen und spielen. Er ist schon groß.

    »Luchsohr! Guck mal, wo Klecksfinger steckt!«, ruft da auch schon Mamu.
    Luchsohr seufzt leise, dann wendet er sich zur Höhle. Seinen kleinen Bruder zu suchen ist immerhin tausendmal besser als Fellhaare abschaben. Und auch viel einfacher. Luchsohr nimmt sich ein kleines Steingefäß mit Tierfett und zündet den Docht aus Schilfrohr am Feuer an. Damit geht er in die Höhle.
    Im großen Höhlenraum, wo sich die ganze Horde nachts aneinanderkuschelt, damit es schön warm wird, bessern zwei Mädchen die Schlafplätze aus Gräsern aus. Luchsohr geht weiter in den rechtenHöhlenarm. Ganz hinten, wo durch ein Loch in der Decke etwas Licht auf die Wände fällt, entdeckt er seinen Bruder. Klecksfinger steht auf Zehenspitzen auf einem Stein und streckt einen Arm nach oben.
    Luchsohr stellt sich neben seinen Bruder und betrachtet die Wand.
    »Guck! Ein Mammut«, sagt Klecksfinger und zeigt auf einen Kreis mit vier Strichen und zwei großen Haken, den er an die Wand gemalt hat. »Und das da ist Mamu«, sagt er und zeigt auf ein Strichmännchen mit einem dicken Bauch und wild abstehenden Haaren.
    »Lass das bloß nicht Papu sehen, der wird stinksauer.«
    »Wieso?«
    »Du weißt doch, wie stolz er ist, dass er diese Höhle gefunden hat und wir nicht erst eine Hütte aus Knochen und Fellen bauen mussten. Und du weißt auch, dass er immer alles sauber und ordentlich haben möchte und Schmierereien an den Wänden gar nicht leiden kann.«
    Klecksfinger nickt ernst.
    »Komm, Mamu sucht dich.« Luchsohr nimmt Klecksfinger an der Hand.
    Als Luchsohr mit Klecksfinger aus der Höhle tritt, steht Tigerzahn plötzlich breitbeinig vor ihnen. »Na, Zitterlemming«, zischt er durch die Zähne. »Warum wirst du nicht Kindermädchen statt Jäger? Das steht dir viel besser.« Dann lacht er und geht an ihnen vorbei.

    »Ich brauche kein Kindermädchen!«, beschwert sich Klecksfinger. »Stimmt’s?« Er sieht seinen Bruder fragend an.
    »Nein. Und ich bin kein Zitterlemming«, sagt Luchsohr. »Das wird Tigerzahn schon noch sehen.«

Magere Beute
    Am
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