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Dem Mammut auf der Spur

Dem Mammut auf der Spur

Titel: Dem Mammut auf der Spur
Autoren: Franziska Gehm
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Wolfu muss auch mit«, sagt Pfotenherz und zeigt auf den kleinen Wolf zu seinen Füßen.
    »Jetzt ist es aber genug!«, poltert Papu. »Von mir aus nimm den Wolf mit. Aber mehr kommen nicht mit. Wir machen schließlich keinen Ausflug, sondern suchen unsere Jäger. Das ist gefährlich.«
    Nach einem spärlichen Beerenfrühstück bricht der Trupp auf. Luchsohr verabschiedet sich von Mamu und Klecksfinger. Wird er sie jemals wiedersehen?
    Der Trupp entfernt sich mit schnellen Schritten über das Silberwurztal von der Höhle. Sie überqueren Bäche, klettern über Geröll und stapfen durch Schneefelder. Die weißen Berge am Horizont kommen immer näher und werden immer gewaltiger.
    Tigerzahn geht mit Papu an der Spitze. Er redet, als wäre er schon ein richtiger Jäger, und schenktLuchsohr keinerlei Beachtung. Dabei hätte Luchsohr sowieso keine Lust, sich mit so einem Angeber zu unterhalten. Luchsohr ist froh, dass sein Freund Pfotenherz dabei ist. Wolfu geht immer dicht neben ihm. Pfotenherz ist mächtig stolz auf seinen gezähmten Wolf.
    »Siehst du, man kann Tiere an uns gewöhnen«, sagt er. »Das machen wir mit Rentieren und Wisenten und dann müssen wir nie mehr hungern.«
    »Na ja«, sagt Luchsohr und kratzt sich hinterm Ohr. »Aber ob die Rentiere und Wisente auch bei uns bleiben, wenn wir nach und nach einen von ihnen essen?«
    Plötzlich jault Wolfu auf. Er bleibt stehen, dreht sich um und spitzt die Ohren. Dann macht er einen Satz und flitzt über ein Geröllfeld davon.
    »Wolfu! Nein! Nicht weglaufen!«, ruft Pfotenherz und rennt ihm nach. »Komm zurück! Wolfu!«
    Luchsohr bleibt unentschlossen stehen. Papu, Tigerzahn und Rotnase haben nichts bemerkt und gehen unbeirrt weiter. Als Luchsohr sieht, dass Pfotenherz und Wolfu in einer kleinen Senke verschwinden, überlegt er nicht lange und rennt ihnen nach. »Pfotenherz! Warte! Lauf nicht weg! Pfotenherz!«
    Luchsohr läuft, so schnell er kann. Doch als er indie Senke kommt, ist von Pfotenherz und Wolfu weit und breit nichts zu sehen. Er rennt aus der Senke heraus und über eine Grasebene, auf der vereinzelt große Felsbrocken liegen. »Pfotenherz!«, ruft er und sieht sich verzweifelt nach allen Seiten um. Nichts.
    Auf einmal spürt Luchsohr einen Lufthauch. Erst kaum merklich, dann immer deutlicher. Luchsohr hört einen unheilvollen Tierlaut. Er nähert sich rasant, wird immer lauter. Luchsohr kennt diesen Laut. Er weiß, wer den Lufthauch ausgelöst hat. Er muss Schutz finden. Sofort! Schnell hockt er sich hinter einen großen Stein. Keine Sekunde zu früh.
    Luchsohr hat die Augen fest auf die andere Seite der Senke gerichtet. Schon tauchen die gewaltigen Stoßzähne auf, dann der kräftige, behaarte Rüssel. Danach der Kopf, größer als der Felsbrocken, hinter dem Luchsohr sich versteckt. Ein Mammut, dreimal so groß wie Luchsohr, rennt durch die Senke auf Luchsohr zu. Ihm folgen zwei weitere, etwas kleinere Mammuts. Aber auch die sind riesengroß.
    Unter jedem gewaltigen Schritt der Mammuts verschwinden die Gräser. Die Mammuts laufen schnell, als wären sie vor etwas auf der Flucht. Luchsohr drückt sich so dicht wie möglich an den Stein. Ein Tritt von einem Mammut genügt, und er ist nur nochBrei. Er weiß, welche ungeheuere Kraft ein Mammut hat. Das hat er bei der Großjagd mit Pfotenherz’ Papa gesehen. Bei dem Gedanken daran würde sich Luchsohr am liebsten in den Erdboden verkriechen. Niemals, denkt Luchsohr, werde ich so ein Tier erlegen. Ich kann froh sein, wenn sie mich am Leben lassen.
    Die Mammuts stürmen direkt auf Luchsohr zu. Es raschelt und rauscht, doch sonst sind die Schritte erstaunlicherweise kaum zu hören. Luchsohr presst sich an den Stein, als wolle er mit ihm verschmelzen, und schließt die Augen fest. Er betet zu den Göttern: Bitte, helft mir! Ich will nicht von einem Mammutfuß zerquetscht werden.

    Die Mammuts sind jetzt direkt über ihm. Luchsohr spürt den gewaltigen Luftzug, als die Tiere über ihn hinwegstürmen. Gleich kann es aus sein.
    Doch nach und nach flaut der Luftzug ab. Luchsohr öffnet die Augen und späht vorsichtig über den Fels. Die Mammuts sind tatsächlich über ihn hinweggerannt, ohne ihn zu zertrampeln! Erst jetzt spürt er, wie schnell und laut sein Herz klopft. Seine Hände sind feucht und zittern. Luchsohr lehnt sich an den Stein und beobachtet die Mammuts. Sie rennen auf ein Schneefeld zu. Warum haben sie es nur so eilig?, wundert er sich.
    Die zwei kleineren Mammuts laufen auf die Schneeschicht.
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