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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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Prophet Jesaja zeigt ihn uns: „Wer vertraut, wird nichts beschleunigen wollen.“ (Vgl. Jes 28,16) Wenn ich Vertrauen habe, dann werde ich die Dinge, die zu erledigen sind, langsam angehen. Beschleunigen – so meint der Prophet – hat damit zu tun, dass ich zu wenig Vertrauen habe. Weil ich Angst habe, zu kurz zu kommen, den Erwartungen anderer oder den eigenen inneren Ansprüchen nicht gerecht zu werden, muss ich immer schneller arbeiten und immer hektischer die Aufgaben erfüllen. Wer beschleunigt, ist nicht bei sich und in seiner Mitte. Weil er Angst hat, nicht mithalten zu könnenmit dem Tempo der andern, ist er auf sie fixiert. Stattdessen sollte ich nach innen schauen. Dort in meinem Herzen ist schon Vertrauen. Wenn ich diesem Vertrauen auf dem Grund meiner Seele traue, werde ich von alleine ruhiger auf die Aufgaben zugehen. Aber ich werde sie letztlich schneller erledigen, ohne in Hektik zu geraten. Denn in der Ruhe liegt die Kraft. Wenn ich vertraue, strömt es aus mir heraus. Und ich habe es nicht nötig, mich selber anzutreiben.

Eine Säule, die trägt
Die Bibel spricht von „hypomone“, wenn sie Geduld meint. Dem Wortsinn nach heißt das: drunter bleiben. Die Griechen denken dabei an eine Säule, die etwas trägt. Geduld ist nötig, damit das Haus Bestand hat, dass mein Lebenshaus nicht einstürzt. Paulus schreibt an die Römer: „Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrund gehen.“ (Röm 5,4f.) Ob wir wollen oder nicht, das Leben bedrängt uns oft genug. Die Frage ist, ob wir davonlaufen oder ob wir standhalten. Die Geduld ist die Tugend, standzuhalten. Wer standhält – so glaubt Paulus – der bewährt sich und er bekommt neue Hoffnung. Er gibt nicht auf. Er kann warten, dass sich alles zum Besseren wendet. Es ist kein passives Warten, sondern die Bereitschaft, in Geduld immer wieder zu versuchen, das zu tun, was uns ans Ziel bringt.

Leben wohnt im Herzen
In dem Roman „Momo“ von Michael Ende sagt die Hauptfigur: „Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen. Und je mehr die Menschen daran sparten, umso weniger hatten sie.“ Ein weiser Satz, in dem viel Wahrheit steckt:
Zunächst scheint es paradox zu sein: Je mehr Zeit ich spare, desto mehr müsste ich doch eigentlich haben. Aber Zeit ist etwas Fließendes. Sie ist Leben. Leben lässt sich nicht festhalten. Leben will gelebt werden. Das ungelebte Leben fehlt uns am Leben. Die ungelebte Zeit raubt uns die Zeit, die Gott uns schenkt. Wer die Zeit nur sparen will, damit er möglichst viel Zeit hat, kann die Zeit, die er erlebt, gar nicht genießen. Er nimmt den Augenblick nicht wahr. Er lebt immer in der Angst, er hätte nicht genügend Zeit zur Verfügung. Aber er weiß gar nicht, wofür er die Zeit braucht. Er glaubt vielleicht, er müsse sie für alle möglichenTermine nutzen. Aber das sind oft genug fremdbestimmte Termine, die ihm die Zeit genauso rauben. Das muss nicht so sein.
 
Leben wohnt im Herzen: Ich kann auch einen Termin, der von außen auf mich wartet, als meine Zeit erleben, wenn ich ihn wirklich erlebe, wenn ich mich darauf einlasse. Dann wird der fremdbestimmte Termin doch zu meiner Zeit, zu der Zeit, die mir gehört, und zu der Zeit, die ich selber lebe. Der Termin wird mir nicht an meiner Zeit fehlen. Er wird zu meiner Zeit. Ich gehe mit dem Herzen dorthin. Und mit dem Herzen erlebte Zeit ist immer kostbare Zeit. Sie ist Zeit, die nicht vergeht, sondern die als geschenkte Zeit erlebt wird. Erleben wir die Zeit mit dem Herzen, dann wird die Zeit zum Leben. Am Leben aber darf man nicht sparen. Sonst sitzen wir am Ende auf lauter ungelebtem Leben und trauern dem Leben nach, das an uns vorbeigegangen ist, das wir für immer verpasst haben.

2. Langsam tut der Seele gut

Betriebsblind und verrannt
„Wären wir ruhiger, langsamer, so ginge es uns besser, ginge es schneller mit unseren Angelegenheiten voran.“ Robert Walser hat die Krankhaftigkeit unserer Alltagswelt scharfsinnig beobachtet: Je hektischer wir etwas angehen, desto langsamer finden wir die Lösung. Um ein Problem wirklich lösen zu können, braucht es inneren Abstand. Nur wer in sich ruht, ist kreativ genug, um etwas Neues in Gang zu bringen. Wer hektisch nur um die Probleme kreist, der wird betriebsblind. Vor lauter Kreisen verrennt er sich und sieht keinen Ausgang. Wer sich dagegen in aller Gelassenheit zurücklehnt und von einem inneren Abstand her die Dinge betrachtet, der kann wirksamer
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