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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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genießen. Aber wer die Langsamkeit absolut setzt, wird nicht mehr mitkommen mit der Zeit. Und wird seinen Arbeitsplatz verlieren. Schließlich braucht es beides: die Langsamkeit – die Verlangsamung der Zeit etwa in der Stille, in der Meditation, in der Liturgie, im persönlichen Umgang miteinander – und zugleich die Zeit, in der dieArbeit schnell geschieht, in der sie einfach aus mir herausströmt, rasch und effektiv. Die Spannung zwischen der langsam und der schnell vergehenden Zeit hält uns lebendig und im inneren Gleichgewicht. Wenn wir einen Pol absolut setzen, geraten wir entweder unter ständigen Zeitdruck (bei der Beschleunigung), oder wir verlieren die innere Spannung (bei der Verlangsamung).

Glück ist wie ein See
Mit der Zeit gut umzugehen, ist eine Kunst, die gelernt werden kann. Es ist aber ein Weg zum Glück. Wir erreichen das Glück nicht, indem wir ihm hinterherrennen. Wir erreichen es nicht durch Unruhe und Hektik, sondern indem wir innehalten, in unserem Herzen ruhig werden und es als Geschenk wahrnehmen, das Gott in unser Herz gelegt hat. Glück ist wie ein See: Nur wenn er ganz ruhig ist, spiegelt sich in ihm die Schönheit der Welt. Und wenn wir still stehen, spiegelt sich in uns die Herrlichkeit, die uns umgibt.

Das ist der Himmel
Du kannst dich finden – und den Himmel.
Als ein Einsiedler einmal danach gefragt wurde, was das Besondere seiner Erfahrung sei, nahm er einen Stein, warf ihn ins Wasser und sagte:
„Schau in den Brunnen. Was siehst du?“
„Wasser, das sich bewegt.“
Nach einer Zeit, als das Wasser ruhig geworden war:
„Was siehst du jetzt?“
„Jetzt sehe ich mich selber. Ich kann mein Gesicht erkennen. Und auch der blaue Himmel spiegelt sich.“
„Siehst du“, sagte der Einsiedler. „Das ist der Himmel: die Erfahrung der Ruhe und Einsamkeit.“

Ein Segen für die anderen
Wert sind heute die Dinge etwas, die schnell gehen und schnell Ertrag bringen. Die Welt im Ganzen wird immer schneller. Jung sein wird meist gleichgesetzt mit schnell sein, es heißt flexibel und mobil sein. Wenn wir aber Jungsein mit Schnellsein gleichsetzen, dann soll der ältere Mensch nicht jung bleiben. Dann soll er lieber seine kindliche Seele bewahren. Auch das Kind ist langsam. Es genießt die Langsamkeit. Wenn die Eltern es anspornen, sich schneller anzuziehen, genießt es das Kind, sich bewusst langsam anzuziehen. Es lässt sich nicht gerne hetzen. Es braucht Zeit zum Spielen. Der alte Mensch hat wieder einen Sinn für die Langsamkeit entdeckt. Langsamkeit ist auch Zeichen von Spiritualität. Der alte Mensch kann es sich erlauben, wieder langsamer zu werden. Mitten im Leben stehend können wir bei der Arbeit nicht langsam sein. Sonst würden wir in kurzer Zeitunsere Stelle verlieren. Doch auch dann braucht es den Gegenpol: die Langsamkeit. Es gibt Menschen, die die Hektik bei der Arbeit auch in ihre Familien bringen. Sie sind kein Segen für ihre Familie. Die Kinder wollen nicht die Hektik des Vaters, sondern seine Präsenz. Sie möchten, dass er sich Zeit für sie nimmt. So besteht die Kunst des Lebens darin, durchaus schnell und effektiv zu arbeiten, aber immer auch langsame Zeiten zu haben, in denen man sich Zeit lässt und die Langsamkeit genießt.

Wie der Gärtner im Frühjahr
„Warte auf das Wunder – wie der Gärtner auf das Frühjahr.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Wunder kann man nicht machen. Wunder geschehen nicht, wo Menschen hektisch hin- und herlaufen und etwas erzwingen wollen. Wunder geschehen dort, wo jemand warten kann. Das Wunder der Blüte kann nur derjenige beobachten, der darauf wartet. Der Gärtner bereitet mit seiner Arbeit dem Frühling den Weg, aber er kann ihn keinen Augenblick früher herbeiführen. Der Frühling kommt, wann er will. Mit dem Warten tun sich heute viele Menschen schwer. Doch wo etwas wirklich wachsen soll, braucht es das geduldige Warten. Beziehungen zwischen Menschen brauchen Zeit zum Wachstum. Ein Gruppenprozess braucht Zeit. Wachstum braucht Zeit. Das gilt auch für den Wachstumsprozess des Einzelnen. Nur wer warten kann, wird auch die Früchte seines Reifens ernten.

Nur Geduld
„Nur der Geduldige erntet, was reif ist“, so lautet ein afrikanisches Sprichwort. Was es besagt: Reifen braucht seine Zeit. Es gibt Früchte, die sehr langsam reifen. Das Korn braucht neun Monate, um heranzureifen. Der Mensch ist nur neun Monate im Mutterschoß, aber er braucht sein ganzes Leben lang, um reif zu werden. Ganz reif wird die Frucht des Menschen
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