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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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Schon im nächsten Moment ist er vorbei. Wir können uns nur daran erinnern, dass wir in diesem Augenblick etwas geschaut haben, was unser Herz berührt.
 
Wenn wir das Wort „Augenblick“ meditieren, können wir es auch als den Blick der Augen verstehen, die auf uns schauen. Das deutsche Wort „Blick“ kommt ursprünglich von „Blitz, Glanz, heller Lichtstrahl“. In den Augen eines anderen Menschen kommt mir ein Leuchten entgegen, etwas Glänzendes. In der Begegnung schaut mich ein Mensch an. Und schon oft hat mich so ein „Augen-Blick“ verzaubert, vor allem wenn es ein Liebes-Blick war. Menschen, die sich verliebt haben, erzählen manchmal: Es war „Liebe auf den ersten Blick“. Sie haben sich angeschaut und in diesem Augenblick wussten sie, dass sie füreinander geschaffen sind. Wir dürfen beim „Augen-Blick“ aber auch an die liebenden Augen Gottes denken. Beim Propheten Jesaja sagt Gott zu jedem von uns: „Du bist kostbar in meinen Augen, wertvoll, und ich habe dich lieb.“ (Jes 43,4) Gottes Augen blicken auf mich, nicht um mich zu kontrollieren, sondern weil sie mich lieben. Gottes Augen begleitenmich. Sie zeigen mir, dass ich in keinem Augenblick allein gelassen bin. Immer bin ich unter Gottes guten Augen. Sie bringen Licht und Glanz in mein Leben. Sie ruhen auf mir, sie umgeben mich mit Liebe und Licht. Wenn ich darum weiß, wird jeder Augen-Blick zu einem erfüllten Augenblick, zum Glück, das mich aus den liebenden Augen eines Menschen oder meines Gottes anlacht.
 
So wünsche ich den Lesern und Leserinnen, dass sie immer wieder Augenblicke des Glücks erfahren, dass sie sich anschauen lassen von dem Glück, das ihnen in der Schönheit der Natur, in der Liebe eines menschlichen Auges und in der Liebe Gottes aufstrahlt.
 
Und ich wünsche Ihnen, dass in diesen Augenblicken Zeit und Ewigkeit zusammenfallen und Sie so erfahren lassen: „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.“

1. Heilung der Zerrissenheit

Der erschöpfte Holzfäller
Anthony de Mello erzählt die Geschichte eines erschöpften Holzfällers, der viel Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete. Er habe er keine Zeit, die Schneide zu schärfen, sagte er. In dem Mann können wir uns alle wieder finden – indem wir uns keine Zeit nehmen, die Schneide unserer stumpfen Axt zu schärfen, verschwenden wir unsere Energie mit den immer gleichen Tätigkeiten. Wir gönnen uns nicht die Zeit, einmal nachzudenken: Ist es richtig, immer das Gleiche zu tun? Sollten wir nicht innehalten, um zu schauen, worum es eigentlich geht in unserem Leben? Wer die Frage nach dem Sinn ausklammert und sich einfach nur den Tätigkeiten widmet, die er gerade zu erledigen hat, dessen Schneide wird stumpf. Er arbeitet viel, aber es kommt nichts dabei heraus. Wir brauchen Zeiten der Stille, um zu überprüfen, ob das, was wir tun, noch wichtigist und ob wir nicht viel zu viel Energie dafür verwenden.
 
Das ausgeglichene Verhältnis von Nehmen und Geben gilt für alles, was wir tun. Für unsere Zeit gilt es besonders. Wer sich Zeit nimmt, bekommt Zeit geschenkt. Er verbraucht nicht mehr soviel Zeit für Unsinniges. Weil wir keine Zeit haben, uns um unsere Gesundheit zu kümmern, werden wir krank. Der Körper zwingt uns dann, uns die Zeit zu nehmen, die wir uns sonst nicht gegönnt hätten. Weil wir zuviel Energie verschwenden, mit der stumpfen Axt auf den Baum einzuhauen, brennen wir aus. Wir haben keine Energie mehr und werden so gezwungen, inne zu halten, uns zu erholen, damit wir wieder zu Kräften kommen. Die Geschichte vom Holzfäller will uns lehren, uns freiwillig die Zeit zu nehmen, damit uns nicht der Leib oder die Umstände die Zeit stehlen, die wir uns nicht gegönnt haben.

Im Hamsterrad
Viele beschreiben heute ihr Leben als Leben im Hamsterrad. Sie haben den Eindruck, dass sich das Hamsterrad dreht und dreht, immer weiter, immer schneller, ohne Pause. Sie laufen wie ein Hamster darin und finden doch keine Ruhe. Sie meinen, die äußere Schnelligkeit und das Tempo der Welt würde sie zur Rastlosigkeit verurteilen.
Der schlesische Dichter und Mystiker Angelus Silesius hat ein schönes und zeitlos gültiges Gedicht über die Rastlosigkeit geschrieben:
„Nichts ist, das dich bewegt, / Du selber bist das Rad, / Das aus sich selber lauft / Und keine Ruhe hat.“
Angelus Silesius beschreibt diese Unruhe, aber er widerspricht der heute üblichen Selbstwahrnehmung. Er schaut tiefer. Und er nennt einen anderen, den wahren
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