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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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sie sich bewusst machen, dass sie nur einmal leben. Sie stopfen alles ins Leben hinein, was schnellen Genuss verspricht. Für sie ist auch das Älterwerden eine Katastrophe. Denn im Alter könnte ja alles zu spät sein. Aber auf diese Weise werden sie unfähig, ihr Leben in jedem Moment ihres Daseins wirklich zu genießen. Sie starren auf das zu kurze Leben und meinen, sie müssten alle ihre Sehnsüchte vom Leben auch ausleben. Doch das schaffen sie nie. Weil Sehnsucht keine Grenze kennt, werden sie immer hektischer und zugleich unzufriedener.

Wer hetzt, der hasst sich selbst
„Nimm dir Zeit – und nicht das Leben!“ Das war einmal das Motto der Verkehrswacht. Wer sich keine Zeit nimmt, der verdirbt sich das Leben und oft genug bezahlt er seine Ruhelosigkeit und Hetze mit dem Leben. Wer hetzt, der hasst sich selbst. Er lebt gegen sich. Ein Leben mit Hast und Hetze führt häufig zu Schlaganfall und Herzinfarkt. Das, was man mit der Hetze alles erreichen wollte, wird einem dann jählings aus der Hand gerissen. Wer sich dagegen Zeit nimmt, der hat mehr Zeit für das, was er im Leben verwirklichen möchte. Er wird ruhig an sein Ziel kommen. Er erlebt schon seine Lebensfahrt als Vergnügen und braucht sich nicht nach einer anstrengenden Fahrt zu erholen. Er holt sich in jedem Augenblick das, was er zum Leben braucht. Das Leben vollzieht sich in der Zeit. Und nur wer sich auf seinen ihm angemessenen Zeitrhythmus einlässt, schwingt in das Leben ein, das für ihn stimmt.

Wer weise ist
„Der Weise kennt keine Hast. Und wer hastet, ist nicht weise“, das sagt ein asiatisches Sprichwort. „Hast“ – so sagt uns der Duden – meine die durch innere Erregung oder Unruhe ausgelöste Eile und Ungeduld. Und „Hetze“ hat sprachlich die gleiche Wurzel wie „Hass“. Hetzen meint: jemanden jagen und antreiben, zur Eile antreiben und Zwietracht säen, jemanden aufwiegeln. Beide Worte, Hast und Hetze, hängen also mit dem Hass zusammen. Und Hass ist nicht das Zeichen eines weisen Menschen, sondern eines törichten Menschen. Weise sein heißt im Lateinischen „sapiens“. Das kommt von „sapere“, schmecken. Weise ist einer, der sich schmecken kann. Der Hastige kann sich selbst nicht aushalten. Er ist ungeduldig, weil er nicht bei sich selbst sein kann.

Wer hetzt mich denn?
Es ist gut, wenn wir bei uns selber eine gewisse Hast oder Hetze wahrnehmen, innezuhalten und uns zu fragen: Warum haste ich jetzt so? Was hetzt mich? Wovor laufe ich davon? Muss ich mich in die Arbeit hetzen, weil ich mich selbst und das Leben nicht genießen kann? Wir sind nicht von Hause aus weise. Aber wir können weise werden, wenn wir unsere Hast und Hetze wahrnehmen und die inneren Gründe erkennen. Dann können wir mitten in der Hast innewerden, mit uns selbst in Berührung kommen und einfach da sein. Dann legt sich die Hast. Und die Hast wandelt sich. Statt uns zu hassen, beginnen wir, uns zu lieben, in Einklang zu kommen mit uns selbst, bei uns zu sein, weil wir gerne bei uns wohnen. So lädt uns die Hast, die wir bei uns immer wieder wahrnehmen, dazu ein, weise zu werden und die Hast und Hetze zu lassen.

Nicht fliehen
Im Urlaub geht es darum, sich zu erholen. Aber nicht jeder, der Urlaub macht, erholt sich. Das deutsche Wort meint, dass ich mir hole, was ich brauche und was mir genommen wurde, wenn ich nur für andere da war. Viele sind heute unfähig, sich zu erholen. Denn die Voraussetzung der Erholung ist, dass ich mir etwas gönne und dass ich mich selber gerne habe. Viele können heute keinen Urlaub machen, weil sie sich nicht gern haben, weil sie sich selbst nicht lieben. Für sie ist der Urlaub ein einziger Stress. Sie müssen viel erleben, weil sie nicht fähig sind, wirklich zu leben, weil sie nicht bei sich sind. Sie können nicht im Augenblick leben. Doch die Fähigkeit zu leben, hat mit der Fähigkeit zu tun, ganz im Augenblick zu sein, ganz bei mir und in mir zu sein. Viele sind im Urlaub auf der Flucht vor sich selbst. Sie lieben sich nicht, sondern sie hassen sich. Deshalb sind sieauch im Urlaub gehetzt. Sie hetzen von einem Ort zum andern, um vor sich selbst davon zu laufen. Erholen heißt, dass ich mich selbst herbei hole, dass ich ganz im Augenblick bin. Ohne diese Fähigkeit nützt der teuerste Urlaub nichts.

Entgiftung
Gerade in einer Zeit, in der der Druck immer mehr zunimmt und die Beschleunigung immer stärker wird, sollte man sich das immer wieder vor Augen halten: Schnelligkeit ist kein Wert an sich.
 
Manches
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