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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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braucht einfach seine Zeit. Hektik und übergroße Eile sind Gift für manche wichtigen Dinge im Leben. Dann müssen wir die Fähigkeit haben zu warten, bis es an der Zeit ist. Das gilt für die Entwicklung von Kindern genauso wie für Freundschaft zwischen Menschen oder für die Liebe zwischen Mann und Frau. Es gilt aber auch für anstehende Entscheidungen und andere wichtige Schritte in unserem Leben. Wir müssen manchmal warten.

Zeit − ist nicht Geld
Zeit ist Geld. Das ist heute die allgemeine Devise. Arbeit wird dementsprechend nach Minutentakt eingeteilt. In die kurze Arbeitszeit wird alles hineingepackt, damit sie möglichst effektiv wird. Doch mit der gewonnenen Zeit können die meisten Menschen nichts anfangen. Sie können die „freie“ Zeit nicht genießen. Es muss auch in der Freizeit etwas los sein. Man muss die Zeit nützen. Doch wenn man beobachtet, womit, so merkt man, dass es entweder andere Tätigkeiten sind oder aber Vergnügen. Doch bei den vielen Aktivitäten kommt oft nichts heraus. Und die Vergnügen verhelfen nicht wirklich zur Ruhe. Auch in der Freizeit findet der Mensch keine Ruhe. Er lenkt sich nur ab. Er läuft vor der eigenen Wahrheit davon.
 
Ruhe findet nur, wer sich seiner inneren Wirklichkeit stellt und sie bejaht, wie sie ist. WerZeit wirklich gewinnen will, muss keine Zeitstrategien entwickeln, wie es im heutigen Management üblich ist. Derjenige gewinnt vielmehr am meisten Zeit, der in jedem Augenblick ganz präsent ist. Für den gibt es keine verlorene Zeit. Für den ist jede Zeit erfüllte Zeit. Ganz gleich, ob er arbeitet oder nichts tut, ob er liest oder Musik hört, ob er spazieren geht oder mit seinen Kindern spielt, er ist ganz in dem, was er tut. Für ihn ist alles geschenkte Zeit. Er muss die Freizeit nicht der Arbeitszeit abzwingen, für ihn ist jede Zeit freie Zeit: Zeit zu leben.

Mein Schutzzaun
Heute meinen wir, die Freizeit würde uns gehören. Aber in Wirklichkeit sind wir oft Sklaven unserer Freizeit geworden. Weil wir mit der freien Zeit nichts anzufangen wissen, müssen wir sie mit Freizeitaktivitäten zustopfen. Die freie Zeit wird zur Arbeitszeit unter anderen Vorzeichen. Wir sind dann genauso aktiv, nur ist es unsere eigene Aktivität, die wir selbst gewählt haben. Mit Muße hat das nichts zu tun. Die Römer sprachen vom „otium“, von der Muße. Für sie ist Muße etwas Besonderes: eine heilige Zeit, die ihnen gehört, die sie genießen. Die heilige Zeit ist die Zeit, die ganz mir gehört. Sie kann von niemandem gestört werden. In dieser heiligen Zeit bin ich ganz bei mir. Da bin ich in Berührung mit mir selbst, mit dem heilen und heiligen Raum in mir.
Jeder braucht in seinem Leben solche Zonen, die ihm heilig sind und die der Verfügung deranderen entzogen sind. Diese Zonen müssen wir schützen. Sie schaffen einen heiligen Raum, der von ständigen entfremdenden Anforderungen, die auf uns einstürmen, befreit ist. Sie schützen für mich einen Wert, den ich mir von keinen anderen Werten streitig machen lasse. In dieser heiligen Zeit vermag ich aufzuatmen, da komme ich in Berührung mit mir selbst, und da bin ich in Berührung mit Gott. Da spüre ich, wie ich heil und ganz werde. Die heilige Zeit tut mir gut. Sie heilt meine Wunden. Sie klärt in mir, was sich an Trübem angesammelt hat.
Sie hat eine heilende Wirkung, weil wirtschaftliche Interessen hier nicht die Oberhand haben und niemand über uns bestimmen darf. Hier dürfen wir tun, was unserer Seele und unserem Leib gut tut. Von dieser heiligen Zeit her kann ich mich wieder neu auf die Zeit einlassen, die durch die Herausforderungen von außen geprägt ist.

Bis der Körper streikt
Wer ständig im Galopp reitet, d. h. wer es immer nur eilig hat, der – so sagt ein englisches Sprichwort – fährt im Trab, also ganz gemächlich, zum Teufel. Wir können nicht ständig Gas geben und mit äußerster Kraftanstrengung leben. Da kommen wir in Teufels Küche, wie das deutsche Sprichwort sagt. Heute leiden viele an Burnout: Alles muss für sie schnell gehen. Sie stehen immer unter Druck. Sie schlagen auf sich selbst ein, damit sie noch mehr leisten, noch schneller arbeiten. Doch auch ein Pferd braucht Ruhe. Es wird bald zu Tode geritten sein, wenn es immer im Galopp reiten muss. Jeder gute Reiter weiß das. Mit unserem Leib und unserer Seele gehen wir nicht so behutsam um. Ein Pferd wird sich wehren. Unser Leib wehrt sich durch Krankheiten. Aber auch dann schlagen wir auch noch auf den Leib ein. Wir
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