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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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innen in deinem Gemach verdüsterst du das Licht. Strahlen will dir der ewige Gott, mach dir nicht ein Genebel aus Wirrnis; sei ruhig in dir.“
Stille kommt von „stehen bleiben“. Wer still sein will, muss stehen bleiben. Er muss innehalten, anstatt weiterzueilen. Stehen bleiben ist für Augustinus die Voraussetzung, sich selbst zu verstehen, den Nächsten und das Geheimnis der Welt zu verstehen. Verstehen hat mit Stehen zu tun. Im Vorübereilen verstehe ich nichts, weder die Worte der Menschen noch das Herz derer, an denen ich vorbeilaufe. Wer immer weitereilt, der wird innerlich verwirrt, dessen Herz verdüstert sich. Stehen bleiben, still werden, ist die Voraussetzung, dass sich das Trübe in uns klärt, dass der Nebel sich auflöst und wir klar erkennen, was ist. Und erst wenn das Innere klar wird, findenwir Ruhe in uns selbst, können wir es bei uns selbst aushalten. Augustinus fordert uns nicht auf, Ruhe zu geben und nach außen hin ruhig zu sein. Er sagt: „Sei ruhig in dir.“ In sich ruhen, in seiner Mitte ruhen, das ist die Voraussetzung auch für die äußere Ruhe.

Wer will das nicht?
Zur Ruhe kommen, das möchte jeder gestresste Zeitgenosse. Aber viele finden keine Ruhe. Sie können nicht ausruhen. Und wenn es ruhig wird um sie herum, werden sie geradezu nervös: Sie spüren, dass sie ihrer eigenen Wahrheit begegnen könnten. Das macht sie unruhig. Da laufen sie lieber vor sich selbst davon und stürzen sich in Hektik. Jesus sagt: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh 8, 32) Wir könnten auch übersetzen: Nur wer es wagt, sich seiner Wahrheit zu stellen, wird Ruhe finden. Die Ruhe fängt im Innern an: „Seelenruhe bedeutet auch Ruhe für den ganzen Leib“, sagt Rabbi Halozki. Wenn die Seele nicht zur Ruhe kommt, wird auch der Leib nicht wirklich ruhig werden, selbst wenn er rein äußerlich nichts tut. Wer ständig in Bewegung ist, der hindert seine Seele, ruhig zu werden. Ich muss auch äußerlich Ruhe geben, damit meine Seele Ruhe finden kann.

Rein und daheim
Die Griechen lieben das Wort „anapausis“, das Ruhe, Ruheplatz und Unterbrechung bedeutet. Von diesem Wort kommt unser Wort „Pause“. Bei der Ruhezeit denken die Griechen auch an die Ruhe, die die Organe des menschlichen Körpers brauchen, an die Ruhe vom Kriegsdienst und an die innere Ruhe. Ruhe war die Zeit zum Nachdenken, zur Kontemplation. Die Griechen sprechen von einer schöpferischen Ruhe. Wer ständig Hektik verbreitet, von dem geht zwar viel Unruhe und Wirbel aus, aber keine kraftvolle Tätigkeit. Nur wer zur Ruhe gekommen ist, kann konsequent und effektiv, kreativ und innovativ arbeiten.
Das Alte Testament sagt von Gott, dass er am siebten Tag seines Schöpfungswerkes ausgeruht hat. Er sah, dass alles, was er geschaffen hatte, gut war. Das ist auch die Bedingung, dass wir zur Ruhe kommen. Wir müssen aufhören, alles zu kritisieren und zu hinterfragen.Ruhig werden wir nur, wenn wir dem, was wir geworden sind, zustimmen, wenn wir von uns sagen können: „Ja, es ist gut, dass ich bin, dass ich so bin, wie ich bin.“ Der Hebräerbrief verheißt uns, dass wir in die Sabbatruhe Gottes eingehen dürfen. Die Sabbatruhe ist nicht die Ruhe nach dem Tod. Vielmehr betreten wir im Glauben jetzt schon den Ort der Ruhe. Es ist ein innerer Ort. In uns ist schon ein Raum der Stille. An diesem inneren Ort der Ruhe kommen die inneren Turbulenzen unserer Seele zur Ruhe. Dort sind wir frei von den Überlegungen, was andere von uns denken, frei von dem Zwang, uns mit anderen zu vergleichen. Dort sind wir ganz wir selbst, authentisch, in Übereinstimmung mit unserem wahren Wesen. Wir fühlen uns daheim, weil Gott, das Geheimnis, in uns wohnt. Das ist der Sinn der Ruhe, nach der wir uns alle sehnen, dass wir fünf Eigenschaften in uns entdecken und erfahren: frei, heil, authentisch, rein und daheim zu sein.

Ein heiliger Raum
Aus der inneren Ruhe heraus können wir uns anders der Unruhe unserer Zeit stellen. Die Unruhe wird nicht nach uns greifen. Wir werden mitten in der äußeren Hektik die innere Ruhe bewahren. Denn wir tragen diesen heiligen Raum der Ruhe in uns. Wenn wir mit ihm in Berührung sind, dann werden wir auch in der Schnelligkeit der Arbeitswelt aus dieser inneren Ruhe heraus leben. Dann wird unsere Arbeit effektiver als die eines Hektikers. Aber sie wird nicht Unruhe verbreiten, sondern Klarheit, Kraft und Ruhe. In der Ruhe entziehen wir uns nicht den Herausforderungen der Welt, sondern antworten darauf, ohne uns von
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