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Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde

Titel: Dem Gluecklichen Schlaegt Keine Stunde
Autoren: Anselm Gruen
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urteilen sie über sich selbst oder über andere. Manche müssen jedes Essen beurteilen, das sie im Ausland vorgesetzt bekommen. Sie sitzen zu Gericht über die andersartigen Menschen. Sie sind unfähig, das Fremde wahrzunehmen und sich davon bereichern zu lassen. Weil sie alles bewerten, haben sie Angst vor dem Augenblick, in dem sie mit sich selbst und ihrer eigenen Wahrheit konfrontiert sind. Zur Ruhe kann nur der kommen, der bereit ist, seine eigene Wahrheit anzuschauen, sich selbst anzunehmen, wie er ist. Und wirkliche Ferien hat nur der, der sich frei macht von allem Beurteilen und Werten, wer einfach im Augenblick sein kann und das Leben zu genießen versteht.

Erlaubnis
Ursprünglich und seiner Wortbedeutung nach kommt „Urlaub“ von der Erlaubnis, die mir ein Höhergestellter gibt, wegzugehen. Dann meint Urlaub die Freistellung von einem Dienstverhältnis. Doch wenn wir seine Wortbedeutung genauer anschauen, hat „Urlaub“ und „erlauben“ mit der althochdeutschen Wurzel „liob“ zu tun: gern haben, begehren, lieb, freundlich und gut. Urlaub meint dann die Zeit, in der ich mir erlaube, so zu sein, wie ich bin. Ich steige aus aus dem Erwartungsdruck der Menschen. Es ist mir gleich, was die anderen von mir wollen. Ich darf mir erlauben, mein eigenes Leben zu leben, mir meine Wünsche zu erfüllen, ohne Rücksicht auf das, was nützlich ist, was Geld bringt. Der Mensch braucht diese Erlaubnis, einfach zu sein, einfach zu leben. Sonst definiert er sich nur noch von seinem Dienstverhältnis, von seiner Funktion, von seiner Rolle her, die er in der Gesellschaft spielt.

Uns genießen
Ich muss meinen persönlichen Rhythmus entdecken, damit mein Leben Frucht bringt und damit ich mich in der Zeit wohl fühle. Das hat ganz konkrete Auswirkungen und es kann auch nicht genormt werden: Für den einen stimmt der Rhythmus, früh aufzustehen und die Morgenstunden zu nutzen. Für einen anderen stimmt es, später aufzustehen und dafür den Abend als kreative Zeit zu verbringen. Der eine kann fünf Stunden am Stück arbeiten. Der andere braucht alle zwei Stunden eine kurze Unterbrechung. Wir sollten uns nicht irgendeiner normierten Messlatte unterstellen, sondern in uns hineinhorchen, um zu entdecken, welcher Rhythmus uns gemäß ist. Nur wenn wir uns nicht vergewaltigen, sondern klug mit uns und unserem inneren Rhythmus umgehen, wird unser Leben fruchtbar werden.

Der Alltag als Übung
Mein Alltag hat oft die gleichen Abläufe. Ich stehe immer um die gleiche Zeit auf. Ich habe die gleiche Arbeit. Und die ist nicht immer interessant. Aber wenn ich ja sage zur Durchschnittlichkeit meines Alltags, dann ist der Alltag für mich ein wichtiges spirituelles Übungsfeld. Denn darin übe ich die Treue ein, die Treue zu mir, zu den Menschen und zu Gott. Da übe ich die Selbstlosigkeit ein. Ich gebe mich hin an diese Arbeit, an die Menschen, für die ich heute da bin. Dann ist das Alltägliche der Ort, an dem ich meine Liebe einübe und verwirkliche. Dann werde ich immer wieder auch im Alltag Begegnungen erfahren, die mich beglücken. Und auf einmal wird das Leere zur Fülle, das Banale zum Heiligen und die Routine wird aufgebrochen für die göttlichen Überraschungen, in denen das Unverfügbare der göttlichen Liebe in meinen Alltag einbricht.

Ein Geschenk
Versuchen Sie, die Zeit wahrzunehmen, in der Sie jetzt in diesem Augenblick atmen, sich spüren, nachdenken, lesen. Dieser Augenblick gehört Ihnen. Er ist Ihnen geschenkt. Wie Sie ihn erleben, hängt von Ihrer Einstellung ab. Wenn Sie ihn in Achtsamkeit und Dankbarkeit wahrnehmen, dann erleben Sie das Geschenk der Zeit. Und achten Sie auch auf die verschiedene Qualität der Zeit, die Zeit des Morgens, des Mittags und des Abends. Jede Zeit hat ihre eigene Prägung. Der frische Morgen will uns erfrischen. Am Mittag bitten wir, dass Gott die innere Hitze kühle. Und am Abend dürfen wir dankbar zurückschauen und die Zeit genießen, die uns geschenkt wird, um still zu werden oder miteinander zu sprechen. Versuchen Sie diese beiden Wege: den Weg über die Rituale und eine gute Rhythmisierung und den Weg der Achtsamkeit und Dankbarkeit. Dann werden Sie die Zeit anders erleben.

Aufatmen
Ich kann mich immer wieder zurückziehen in die Stille. Ich kann mich in meine Meditationsecke setzen und still meditieren. Ich kann in eine Kirche gehen, dort einfach still verweilen oder einen Gottesdienst besuchen. Einen solchen anderen Ort aufzusuchen, das ist in einem weiteren Sinn eine
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