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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition)
Autoren: Marco Gruber
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Last des Damoklesschwertes langsam von sich weichen gespürt hatte, da er jetzt nicht mehr ganz vorne stationiert war, sondern einen Schreibtischposten in Washington zugeteilt bekommen hatte.
    Es war falsch, es war nicht fair, es war, es war…
    Es war so unendlich traurig, dachte sie und weinte wieder. Eisiger Wind frischte auf und fuhr ihr durch Mark und Bein. Doch sie zitterte nicht, sie war viel zu müde dazu. Sie konnte auch bald nicht mehr weinen, das spürte sie. Dazu war sie auch zu müde.
    Sie wollte nicht mehr, sie war alleine und niemand war da, um sie aufzumuntern oder einfach nur für sie da zu sein.
    Immer noch weinend ging sie drei Schritte vorwärts und legte ein kleines dunkles Etui auf den weißen Marmor des Grabsteines. Sie berührte es noch kurz mit der Hand, dann zog sie sich wieder zurück.
    Es war ihr kein Trost, doch sie wollte das Ding auch nicht zuhause haben. Es würde sie nur daran erinnern, wofür er sein Leben gegeben hatte. Und das war es nicht wert, fand sie. Das hatte dieser Mann, der jetzt wieder im weißen Haus saß und bei bester Pflege seine Genesung feierte, nicht verdient.
    Er hatte es auch nicht verdient, dass ihr Mann für ihn gestorben war, und dafür hasste sie ihn.
    Sie war verbittert und traurig, als sie sich umdrehte und langsam davon ging. Sie drehte sich noch einmal um und sah zurück zu dem weißen Grabstein.
    Die Medal of Honor, die General Will Arnold verliehen bekommen hatte, blieb zurück.
     
    Iran
    27.Jänner 2017
    nachmittags
     
    Außenminister Victor Morales hatte seinen Frieden mit sich und der Welt gemacht. Er starrte auf den staubigen Boden der kleinen Hütte, in die man ihn verfrachtet hatte und dachte nach. Warmer Wind wehte durch Ritzen und Spalten des Bretterverhaus, der ihn an der Flucht hinderte. Strahlen hellen Sonnenlichts drangen durch ein Loch im Dach der Hütte und erhellten einen winzigen Punkt der lehmigen Rückwand, an die sich Morales lehnte. Am Boden stand ein verbeulter Blechteller, in dem sich der Rest von dem befand, was man ihm als Mahlzeit vorgesetzt hatte. Er hatte es nicht fertig gebracht, diese Pampe zu essen und nun surrten dicke schwarze Fliegen um den Teller.
    Morales war geschlagen, getreten und mit einem glühend heißen Metallstab misshandelt worden. Sie hatten ihn geoh rfeigt bespuckt und ihn mit Hundekot beworfen. Sie hatten ihren Spaß mit ihm gehabt und nun, nachdem sie ihn bereits seit drei Tagen in Ruhe gelassen hatten, rechnete er mit seiner baldigen Liquidierung. So lief das nämlich immer, wusste Morales aus eigener Erfahrung als langjähriger Diplomat. Zuerst war man interessant und genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit der Entführer. Dann ebbte diese mit der Zeit ab und zu guter Letzt, wenn dann auch kein Lösegeld floss, brauchte man die Geisel nicht mehr und musste sie loswerden.
    Aber er war der Außenminister der Vereinigten Staaten. Sie konnten ihn nicht einfach umbringen, dachte er. Das wü rden sie nicht wagen.
    Dann hörte er die Schüsse und die Schreie. Sie waren ganz nah, das spürte er. Eine Detonation, ganz nah, dann weitere Schüsse und das Knattern von Rotorblättern, dann weitere Schüsse. Morales Herz klopfte heftig, als er sich mühsam aus dem Staub erhob und zum Bretterverhau schlich. Er presste das Gesicht gegen das trockene Holz und spähte durch ein Astloch ins Freie. Er sah Männer aufgeregt umherlaufen und ihre Maschinengewehre abfeuern. Dann sah er einen Mann, der einen grauen Turban trug. Der Mann blieb stehen und legte seine Waffe an, um zu feuern. Dann traf ihn etwas Gewaltiges und sein Kopf löste sich in einen roten Sprühnebel auf. Teile seines Schädels und das Gehirn landeten auf der Straße, als der Mann lautlos nach hinten umkippte. Morales erschrak heftig und hatte alle Mühe, den Brechreiz zu unterdrücken, der in seiner ausgedörrten Kehle unaufhaltsam empor stieg. Er ging in die Knie, würgte mehrmals, erbrach sich jedoch nicht - vo rerst.
    Dann waren die Stimmen direkt vor der Tür in der rüc kwärtigen gemauerten Wand. Morales schreckte hoch und schnappte kraftlos nach Luft. Er presste sich Schutz suchend in eine Ecke seines kleinen Verlieses, als die Holztür krachend aufschwang und einer seiner Wärter mit zornigem und gleichzeitig ängstlichem Gesicht hereinstürmte. Er hielt seine Waffe in den Händen und sah wütend zu Morales hinüber. Dann brüllte er etwas und legte die Waffe auf Morales an. Der Außenminister hob abwehrend seine zitternden Hände und wandte sich
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