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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition)
Autoren: Marco Gruber
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hindern, sah aber eher so aus, als ob sie demnächst selber in die Tiefe stürzen würde. Und das von ganz alleine. Dobbs hatte den Wagen auf einem kleinen, leeren Aussichtsparkplatz abgestellt und Lavinski sah so aus, als ob er ruhig auf dem Beifahrersitz schliefe. Der große Marine kehrte schließlich zum Wagen zurück, nachdem er einen ausführlichen Blick über die wacklige Leitschiene und den steil abfallenden Abgrund dahinter geworfen hatte. Er startete den Motor, legte den Leerlauf ein und zog die Handbremse. Dann kletterte er wieder aus dem Wagen und umrundete ihn, um die Beifahrertür schwungvoll aufzureißen. Er fing Lavinski auf, der ihm schlaff entgegen rutschte und sah sich anschließend um.
    Niemand war zu sehen, er war ganz alleine.
    Schließlich umrundete er das Fahrzeug erneut und setzte Lavinski behutsam auf den Fahrersitz nieder. Er verstaute die starren Beine der Leiche unter dem Lenkrad und schnallte den Körper an. Dann schob er den Sitz so weit nach vorne, dass er für Lavinskis geringere Körpergröße passte und stand auf. Er knallte die Tür zu und sah sich wieder um. Er hörte Motorenlärm und duckte sich hinter den Wagen. Als das andere Auto vorbei gefahren war, stand er wieder auf und öffnete die Hintertür. Er schnappte sich die Plastiktasche und seine Reisetasche und schlug die Tür wieder zu. Aus der Plastiktüte holte er eine weiße Plastikflasche, deren Deckel er langsam abschraubte. Dobbs stellte seine Reisetasche am Rande des Parkplatz unter einen dürren Baum. Dann kehrte er zum Wagen zurück und ging neben der Fahrertür in Stellung. Mit einem wuchtigen Hieb seines Ellbogens zertrümmerte er die Seitenschiebe und dutzende Scherben regneten ins Innere auf den Schoß des toten Lavinski. Ein kurzer Rundumblick ließ ihn in seinen Bemühungen pausieren, dann fuhr Dobbs fort. Er spritzte den Spiritus ins Innere des Wagens, auf Lavinskis Kleider, sein Gesicht und auf die Rückbank. Er leerte die Flasche zu zwei Dritteln, dann hielt er inne. Er holte ein Shirt aus der Reisetasche seines toten Kameraden und tränkte es mit dem Rest des Alkohols. Schließlich schraubte er den Tankdeckel auf und stopfte das Shirt hinein, so dass nur mehr ein Zipfel des weißen Stoffes heraus hing. Als die Flasche schließlich leer war, warf er sie auch ins Innere des Wagens und ging ein paar Schritte zurück. Er holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sorgfältig seine Hände damit ab. Danach kontrollierte er, ob seine Kleidung irgendwo mit dem Spiritus in Kontakt gekommen war. Schließlich, als er keine Spur des Alkohols an sich entdecken konnte, holte er das kleine silberne Benzinfeuerzeug aus seiner Tasche und klappte den Deckel hoch. Ein letzter Blick überzeugte ihn, dass er alleine war. Dann langte er ins Innere des Wagens und schob den Hebel der Automatik auf Drive. Das Fahrzeug setzte sich langsam in Bewegung, sodass er neben her gehen konnte. Er würde das Fenster locker treffen, wusste er. Er wusste auch, dass das alte Feuerzeug nicht erlöschen würde, er hatte das früher schon mal ausprobiert, im Irak. Das Fahrzeug wurde jetzt immer schneller, sodass er jetzt handeln musste.
    Und er wusste, dass er Lavinski nicht vermissen würde.
    Er würde niemanden vermissen.
    Und ihn würde auch niemand vermissen.
    Die Flamme züngelte hoch, als er das Rad mit dem Daumen drehte und sie brannte ruhig, als er das Feuerzeug vor seine Augen hob. Die Straße war nach wie vor leer.
    Dobbs sagte nichts, keinen Spruch, als er das Feuerzeug durch das Fenster warf. Lavinski war ihm egal, dachte er, als er sich von dem Bellen der Stichflamme abwandte, die das gesa mte Fahrzeug ergriffen hatte. Stichflammen züngelten aus dem Fenster und schlugen vom Fahrtwind getrieben nach hinten. Es dauerte nur Sekunden, bis sich die Dämpfe des mit Spiritus getränkten Lappens im Tank entzündeten und eine zweite Stichflamme fauchte. Das Auto fuhr jetzt mit etwa dreißig Stundenkilometern und hielt zielstrebig auf die Leitschiene zu. Dobbs beobachtete den Wagen, wie er mittlerweile lichterloh brennend das Stück rostige Metall der Leitschiene mühelos durchschlug und schließlich im Abgrund verschwand. Er hatte sich bereits abgewandt und horchte dem Scheppern und Krachen des Unfallwagens, als dieser mitsamt seinem verunfallten Opfer den Abhang hinunterstürzte, um schließlich unten ankommend in einer filmreifen Explosion zu zerschellen.
    Der große schwere Mann marschierte in aller Ruhe über den Parkplatz zurück
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