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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition)
Autoren: Marco Gruber
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zu der Serpentinenstraße. Er hatte vorhin beim Vorbeifahren eine Bushaltestelle entdeckt, vielleicht einen halben Kilometer bergwärts in einem kleinen Kaff.
    Dobbs erreichte die Bushaltestelle nach wenigen Minuten  Fußmarsch und bestieg den nächsten Bus, der nach Rom fuhr. Niemand hatte den Unfall bemerkt, stellte er zufrieden fest und lehnte sich in dem für ihn viel zu kleinen Schalensitz zurück.
     
    Eine halbe Stunde später befand er sich am Bahnhof Termini und löste eine Fahrkarte für den Da Vinci Express, der ihn zum Flughafen brachte. Er blieb die gesamte halbe Stunde über still, die er in dem Großraumwaggon saß und überlegte seine weiteren Schritte. Dann, als der Zug unterhalb des Flughafens einfuhr, wusste er, was er zu tun hatte.
    Fünf Minuten später erreichte er seinen Terminal. Er ma rschierte an den Reihen der sündhaft teuren Geschäfte vorbei und verschwand in einem kleinen, feinen Laden für Herrenbekleidung. Er zahlte bar und verließ das Geschäft mit einer neuen Herrentasche und einer bunten Papiertüte in der Hand, die er in den nächst besten Mülleimer warf. Das, was er gekauft hatte, trug er am Körper, die alten Kleider in der Tüte brauchte er nicht mehr.
    Dobbs ging zu einem der vielen Informationsschalter und erkundigte sich bei der aparten kleinen Italienerin nach den Möglichkeiten, hier einen Flug zu buchen. Er war charmant, lächelte gewinnend und trug einen teuren Anzug von Hugo Boss, der seinen bulligen Körper etwas verhüllte. Die Tasche, die er trug, war aus schwarzem Leder und der Silberring an seiner Hand glänzte im Licht der Neonröhre über dem Inf oschalter. Die hübsche Italienerin lächelte zurück und beantwortete freundlich alle seine Fragen. Sie gab ihm gerne Auskunft über die Flüge, die ihn interessierten, und er bedankte sich freundlich. Er zwinkerte ihr zu, bevor er sich umdrehte und den Infostand verließ.
    Dobbs spazierte in aller Ruhe durch die Hektik des Flu ghafenbetriebes, kaufte sich eine Zeitung und eine Sonnenbrille und erstand dann am Schalter der Air France ein Ticket erster Klasse nach Havanna, das er bar bezahlte. Anschließend zog er sich in die VIP-Lounge zurück und wartete auf seinen Abflug. Niemand, der ihn hier sitzen und in seiner Motorsportzeitung blättern sah wusste, dass er heute schon einen Menschen getötet hatte.
     
    Um 19:40 bestieg er einen Airbus A320 der Air France, der ihn durch ein turbulentes Sturmtief nach Paris flog. Dort verbrachte Dobbs weitere Stunden mit Warten, bis er schließlich eine Boeing 747 bestieg, die ihn dann über den Atlantik nach Kuba flog. Als er dort durch den Zoll marschierte, benutzte er bereits einen anderen Pass.
    Keine Stunde später war er untergetaucht.
     
     
    Wien
    13.Jänner 2017
    Kurz vor Mittag
     
    Bundeskanzler Walter Stein saß alleine in seinem großzügigen Büro und wartete, während er dem Freizeichen im Telefonhörer zuhörte. Es klickte mehrmals und dauerte weitere fünfzehn Sekunden, bis sich schließlich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.
    „Hallo? Herr Bundeskanzler?“, hörte Stein auf englisch. Er räusperte sich und antwortete, begrüßte sein Gegenüber und gab sich dem kurzen Spiel des gegenseitigen Zuwerfens von diplomatischen Floskeln hin, das er in seiner langjährigen T ätigkeit in Washington perfektioniert hatte. Schließlich, nach etwa drei oder vier Minuten der üblichen Begrüßungszeremonie, hatte er genug und kam direkt zum Kern seines Anliegens.
    „Herr Vizepräsident“, begann er höflich, „mit allergrößtem Erstaunen und mit einem erheblichen Maß an Befremdung habe ich feststellen müssen, dass sich Angehörige der bewaf fneten Streitkräfte Ihres Landes tief in unser Staatsgebiet vorgewagt haben.“ Stein machte eine Pause und wartete auf eine Reaktion des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, die mangels genauer Kenntnis des Sachverhaltes jedoch ausblieb. Stein lächelte milde, als er fortfuhr.
    „Im Sinne der langjährigen Freundschaft unserer beiden Länder, und davon ausgehend, dass es sich bei diesem Vorfall um ein unglückliches Missverständnis handeln muss, möchte ich gerne davon absehen, diesen Umstand zu Ihrem Nachteil der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich könnte mir da durchaus vorstellen, dass wir uns in dieser Sache irgendwie arrangieren könnten.“
    Wieder war es still in der Leitung und Stein dachte für einen Moment, sein Gegenüber könnte vom Schlag getroffen oder von einem Herzinfarkt nieder
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