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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings
Autoren: Marie Louise Fischer
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sich. Hier ist kein Land für weiße Männer. Bleichgesichter ziehen nur durch, schießen auf Wild, auf Pferde, auf Indianer, ziehen weiter nach Westen.“ In seiner Stimme klang große Bitterkeit.
    Delia wusste, dass die Indianer Sorgen hatten. Bevor die weißen Einwanderer ins Land kamen, waren die Iowanokas kreuz und quer über die Prärie gezogen, hatten in ihren Zelten, den Tipis, gelebt, Büffel gejagt und keine wirklichen Sorgen gekannt.
    Dann waren die Einwanderer erschienen, hatten ein Blutbad unter den Büffeln angerichtet, sodass die letzten großen Herden scheu geworden und ihre Spuren nur noch schwer zu finden waren. Damit nicht genug: Immer häufiger kam es zu Zusammenstößen zwischen den Einwanderern und den Iowanokas; die Indianer besaßen nur Pfeil und Bogen und waren den weißen Männern mit ihren Pistolen und Gewehren unterlegen.
    Deshalb hatte der Häuptling, Akitus Vater, die Letzten seines Stammes schließlich tief in den Wald geführt. Da lebten sie nun im Verborgenen, sicher vor den weißen Männern, und ernährten sich von Wild und Fischen. Einen Teil der erbeuteten Felle verkauften sie an die Weißen oder tauschten Feuerwaffen dafür ein. Sie hielten es für ihr gutes Recht, nun auch mit den besseren Waffen die weißen Einwanderer zu bedrohen und Abgaben von ihnen zu erpressen; sie fühlten sich immer noch als die wahren Herren des Landes.
    „Die Bleichgesichter haben Unglück über unser Volk gebracht“, sagte Akitu.
    Delia zweifelte nicht daran, dass er recht hatte. Die Einwanderer kamen in großen Trecks, mit ihren Familien, ihrem Hausrat, ihrem Vieh, entschlossen, sich auf einem Stück Land anzusiedeln, das ihnen die Regierung geschenkt hatte.
    Als sie noch selbst unter ihnen gewesen war, hatte sie geglaubt, das wäre ganz in Ordnung. Aber jetzt wusste sie, dass auch dieses Land, das die amerikanische Regierung verteilte, ehemals den Indianern gehört, dass man es ihnen entweder mit Gewalt oder Betrug abgenommen hatte. Der amerikanische Erdteil war riesig, das hatte Onkel Johannes ihr erklärt, aber inzwischen hatte sie begriffen, dass die Indianer, die nicht von Ackerbau und Viehzucht, sondern nur von der Jagd lebten, viel, viel Land brauchten. Und je mehr Weiße kamen und je kleiner ihr Jagdgebiet wurde, desto mehr schrumpften auch ihre Lebensmöglichkeiten zusammen. Sie verstand jetzt den Hass der Indianer gegen die Weißen.
    „Mach nicht so ein trauriges Gesicht, Akitu“, sagte sie. „Wer weiß, vielleicht wird alles besser, als du es dir jetzt vorstellst! Vielleicht werden die Weißen und die Indianer sich eines Tages so gut vertragen wie wir beide, du und ich!“
    „Dieser Tag wird nie kommen“, sagte Akitu düster.
    Delia bedauerte, dass das Gespräch so ernst geworden war. Sie hatte das Bedürfnis gehabt, Akitu ihr Herz auszuschütten, aber jetzt wünschte sie fast, sie hätte es lieber nicht getan. Der Tag war so schön, da sollte man sich keine Sorgen machen.
    Sie zog ihre kleine Mundharmonika aus dem Lederbeutel, der an ihrem Gürtel hing, und begann die allerlustigsten Weisen zu spielen, die sie kannte. Allmählich hellte sich Akitus Gesicht wieder auf. Es war wunderbar hier am Ufer des grünen Flusses, der vom Wald fast überdacht war. Das geheimnisvolle Dunkel wurde nur hie und da durch einen Sonnenstrahl aufgehellt, der durch das Laub schlüpfte. Delia und Akitu fühlten sich an ihrem Lagerplatz so geborgen wie in einem Versteck.
    Als die Lehmpackung um die Fische zu bersten begann, nahmen sie sie vom Feuer, schlugen sie mit Steinen auf, holten die heißen saftigen Fische heraus und begannen mit großem Vergnügen zu essen. Delia hatte von Inona, ihrer neuen Schwester, gelernt, wie man Fleisch und Fisch mit allerlei Kräutern schmackhaft würzt, und diese neue Kunstfertigkeit wendete sie bei den Mahlzeiten auf ihren Jagdausflügen gern an. Sie war stolz, dass es Akitu so gut schmeckte.
    Nur Delias Mops, der Professor, rührte keinen Bissen an. Er verzog die Nase und spielte weiter den Beleidigten.
    „Das verzeiht er mir nie“, sagte Delia. „Ich glaube, wir müssen doch sehen, dass wir noch irgendetwas schießen können …“
    „Junger Adler weiß etwas Besseres“, sagte Akitu und sprang auf. „Warte hier auf mich!“ Er teilte mit beiden Armen das starke grüne Unterholz und war nach wenigen Schritten verschwunden.
    Delia hätte ihn liebend gern begleitet, aber sie verbiss sich ihre Neugier. Wenn Akitu sie nicht aufforderte, mitzukommen, dann hatte er
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