Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
wie soll ich das fertigbringen?“ Sie errötete unter den missbilligenden Blicken der uralten Indianer und wurde sich beschämt bewusst, dass sie wieder einmal viel zu lebhaft war.
    „Es ist sieben Monde her“, sagte der Häuptling, „dass die Iowanokas bei einem weißen Händler Waren eingetauscht haben. Jetzt stecken nur noch wenige Schuss Munition in den Donnerbüchsen. Leer sind die Dosen, die ehemals voll Tabak waren. Die Iowanokas müssen einen weißen Händler aufsuchen und die Felle, die sie erbeutet haben, bei ihm eintauschen. Sie brauchen Munition, Tabak und — neue Feuerbüchsen.“
    Er zog noch einmal an seiner Pfeife, nahm sie aus dem Mund, und eine Sekunde lang hatte Delia Angst, dass er sie ihr reichen würde. Sicherlich würde ihr davon schlecht werden — sie hatte schon einmal heimlich mit Akitu im Wald geraucht, und es war ihr sehr übel bekommen. Sie atmete auf, als der Häuptling dem ihm zunächst sitzenden Alten die Pfeife übergab. Immer noch konnte sie sich nicht recht vorstellen, auf was der Häuptling hinauswollte. Aber sie wagte keine Zwischenfrage zu stellen.
    „Oft sind rote Krieger, beladen mit guten Fellen, aufgebrochen, um mit weißem Händler zu tauschen“, fuhr der Häuptling fort. „Immer sind sie zurückgekommen mit wenig Ware. Viele gute Felle haben sie weißem Händler gegeben, wenige schlechte Donnerbüchsen, wenig Munition, wenig Tabak haben sie zurückgebracht.“
    Er machte wieder eine Pause, und diesmal war es Akitu, der sich einen Zwischenruf nicht verbeißen konnte. „Bleichgesichter sind Betrüger!“
    „Junger Adler sagt es.“ Der Häuptling verzog keine Miene. „Bleichgesichter haben rote Krieger betrogen. Rote Krieger verstehen nur schlecht Sprache der Bleichgesichter. Bleichgesichter sind feige, aber schlau. Deshalb soll Tapferes Eichhörnchen rote Krieger begleiten.“
    Delia ging ein Licht auf. „Ich soll aufpassen, dass die roten Krieger nicht betrogen werden?“
    „So ist es, Tapferes Eichhörnchen versteht Sprache der Bleichgesichter, Tapferes Eichhörnchen wird Augen und Ohren offenhalten und berichten, was geschehen ist. So hat der Rat der Ältesten gesprochen.“
    „Grausame Schlange und Roter Geier werden reiten!“ sagte einer der Alten in einem seltsam singenden Ton. „Mit ihnen Junger Adler und Tapferes Eichhörnchen. Sie werden heimkehren, reich mit Beute beladen.“
    „Na, wollen wir’s hoffen“, murmelte Delia auf Deutsch. Dann fügte sie laut hinzu: „Und mein Professor?“
    „Der Professor wird hierbleiben, denn er könnte Tapferes Eichhörnchen verraten. Weiße Männer dürfen nicht merken, dass Tapferes Eichhörnchen selbst Bleichgesicht ist“, entschied der Häuptling. „Inona wird für ihn sorgen.“
    Das passte Delia nun gar nicht, aber sie wagte nicht zu widersprechen. Sie wusste inzwischen aus Erfahrung, dass Indianerkinder das bei ihrem Vater nie tun, und schon gar nicht bei einem Vater, der Häuptling war. Aber als sie den Wigwam verließ, war sie ziemlich niedergeschlagen.
    Akitu merkte es. „Tapferes Eichhörnchen will roten Kriegern nicht helfen, Donnerbüchsen einzutauschen?“ fragte er.
    „Ach, das ist es nicht, nur … es fällt mir schrecklich schwer, meinen Professor allein zu lassen.“
    Akitu verstand sie sofort. „Inona wird schon aufpassen“, tröstete er.
    „Hoffentlich“, sagte Delia nur. Sie war nicht sehr überzeugt. Sie wusste gar nicht, wie sie es ihrem kleinen Freund beibringen sollte, dass sie ihn doch noch einmal verlassen musste. Als er ihr auf das Schiff nachgekommen war, wo sie sich als blinder Passagier versteckt hatte, da hatte sie ihm fest versprochen, ihn nie wieder allein zurückzulassen.
    Sie kauerte sich neben den Mops und erklärte ihm die ganze Lage. Er schaute ihr ganz aufmerksam ins Gesicht, als könnte er verstehen, um was es sich handelte. Aber das war ja unmöglich.
    Akitu wartete eine ganze Weile geduldig. „Komm, kleine Schwester“, sagte er dann, „es gibt noch viel zu tun, bevor wir aufbrechen.“
    Delia erhob sich. „Was denn?“
    „Wir müssen zu Inona gehen. Inona hat Gift für Pfeile.“
    „Gift?“ fragte Delia erschrocken. „Aber wozu denn?“
    „Pfeile von Akitu und Delia sind schwach“, erklärte der Sohn des Häuptlings. „Spielzeug für Kinder. Man kann Hasen damit erlegen, Vögel in der Luft, aber keine Menschen.“
    Unwillkürlich wich Delia einen Schritt zurück. „Ich will aber gar keine Menschen töten!“
    „Akitu auch nicht. Doch vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher