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Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Titel: Deine Stimme in meinem Kopf - Roman
Autoren: Deuticke
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die ich kennengelernt habe.«
    »Damals war ich noch ein Kind.«
    Ich lege mir ein Taschentuch auf die Augen, wie einen Fächer, wie der verdammte Fächer, den GH mir mal aus Spanien geschickt hat.
    »Lassen Sie mich etwas sagen, und ich möchte, dass Sie es im Gedächtnis behalten: Der Mensch, der Sie wirklich und tatsächlich sind – es gibt nichts und niemanden, der da etwas hinzufügen oder wegnehmen könnte.«
    »Aber ... an jenem Nachmittag im Schrank und in der Badewanne dachte ich: Ich habe so viel verloren. Da kann ich auch gleich alles verlieren.«
    »Sie wissen, dass das nicht nötig ist. Es ist wie die Geschichte, die Sie mir erzählt haben ... wie Sie sich als Kind das Gesicht angemalt haben. Dass Sie mit Absicht durch den Mathetest rasselten, aus lauter Angst, Sie
könnten
durchfallen. Aber Sie können dieses Muster durchbrechen.«
    »Immer wenn er in mir kam, hat er geweint. Verstehen Sie? Rückblickend gibt es mir das Gefühl, eine Sündenträgerin zu sein.«
    »Emma, Emma. Sie sind keine Sündenträgerin. Sie sind in den falschen Zug gestiegen, das ist alles.«
    Ich lege meinen Taschentuch-Fächer weg, all meine Karten liegen auf dem Tisch, feucht und zusammengeklebt.
    »Ich vermisse Sie. Das war es, was ich Ihnen sagen wollte. Ich vermisse Sie ganz, ganz, ganz schrecklich. Alles Gute währt irgendwie nie lange. Das geht offenbar nicht. In meiner Erfahrung am längsten ... bei meinen Eltern.«
    Dr. R kritzelt etwas auf seinen Block.
    »Dass ich euch beide verloren habe, ist nur eine Übung im Leiden, richtig? Wenn meine Mum und mein Dad ...«
    Er hält sich einen Finger an die Lippen, drückt seinen Ellbogen an seine Brust, in der kein Krebs wütet. »Ja.«
    »Und wenn das dann eintritt, wird mir das hier wie ein Klacks vorkommen.«
    Er nickt.
    »Wenn es eintritt«, fragt er mich, »wer oder was hilft Ihnen dann über den Schmerz hinweg?«
    »Freundinnen und Freunde, die mich lieben.«
    »Und wenn Ihre Freunde nicht da sind?«
    »Musik aus den Kopfhörern.«
    »Und wenn die Musik endet?«
    »Eine Predigt von Rabbi Wolpe.«
    »Und wenn es keine Religion gäbe?«
    »Die Berge und der Himmel.«
    »Und wenn Sie von Kalifornien wegziehen?«
    »Nummerierte Straßen, durch die ich gehen kann.«
    »Und wenn New York in den Ozean fällt?«
    Deine Stimme in meinem Kopf.
    In der Außenstelle seiner Praxis in Istanbul, als ich mich zum allerletzten Mal von meinem Psychiater verabschiede, stelle ich Dr. R seinen Scheck aus und hoffe, dass er nicht platzt. Doch selbst wenn, wird er mir verzeihen, das weiß ich.

41. Kapitel
    Auf dem Rückflug muss ich in London umsteigen. Wir haben einen längeren Aufenthalt, und so gehe ich in die Stadt und merke zu meiner Verblüffung, dass ich in Richtung Tate Gallery gehe.
    Mit klopfendem Herzen gehe ich zu Raum 14.
    Andere Mädchen sind da, die sie zum ersten Mal bestaunen. Ich halte mich im Hintergrund, damit sie Ophelia eine Weile für sich haben. Ich warte, bis ich an der Reihe bin.
    Zurück in L.A., höre ich in der ersten Nacht ein Klappern an der Haustür. Die Katzen sträuben ihr Fell. Ich greife hektisch nach einer Waffe. Unter meinem Kopfkissen liegt ... ein Kugelschreiber. Gut, ich werde ihn oder sie wegschreiben! Nichts geschieht. Wer immer auch gerade versucht, bei mir einzubrechen, kommt offenbar nicht herein. Er oder sie scheitern an dem Sicherheitsschloss, das GH zu meinem Schutz anbringen ließ. Doch das Komische ist, dass mir plötzlich einfällt, wie oft ich in letzter Zeit zum Kugelschreiber greife. Immer wenn mich der Wunsch überkommt zu sterben, schreibe ich stattdessen eine Geschichte.
    Ich steige aus dem Bett, gehe nach unten zu meinem Computer und beginne, ein Drehbuch zu schreiben, an dem ich drei Tage lang am Stück schreiben werde, eine Komödie namens
Lügner (A–E)
. Ich verkaufe es an einen Filmproduzenten, Scott Rudin, der schon mal einen Oscar gewonnen hat, für mehr Geld, als ich jemals gesehen habe. Ich zahle meine Steuern. Ich zahle meine Schulden. Ich zahle alle Leute aus, denen ich etwas schulde, und stelle fest, dass das Darlehen, das ich meinem Dad zurückbezahle, noch aus der Zeit meines Aufenthalts im Priory stammt.
    Am Tag nach der Amtseinführung verbringt mein Dad ungeheuer viel Zeit am PC , um den Hut, mit dem Aretha Franklin aufgetreten ist, mit seinem Photoshop-Programm auf meine Babyfotos zu übertragen.
    Malia und Sasha Obama fotografieren ihren Daddy, als gäbe es kein Morgen. Barack hält auswendig eine ausgezeichnete,
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