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Dein Blick in meiner Morgenroete

Dein Blick in meiner Morgenroete

Titel: Dein Blick in meiner Morgenroete
Autoren: Cathy McAllister
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rot aufleuchtet, dann wieder in einen gelben Bereich zurücksinkt. Als prompte Reaktion werde ich ruhiger, obwohl ich es nicht will. Ganz so, als würde ich fremdbestimmt, ferngesteuert, automatisch reguliert.
    Es fühlt sich falsch an, denn ich spüre nichts als Erstaunen, als ich mich wieder frage: Wo bin ich? Warum haben meine Eltern mich hiergelassen? Allein? Was ist mit Jeremy geschehen?
    Die Ungewissheit sollte mich mit Panik erfüllen, aber mein Körper lässt keinerlei Emotionen mehr zu. Er verhält sich beherrscht und ich kann meine Gedanken nicht mit der Angst, Wut oder dem Entsetzen in Einklang bringen, das ich empfinden sollte.
    Okay, dann kann ich ja auch gehen.
    Aber der Sessel lässt mich nicht aus seiner Schale, obwohl ich jeden Muskel meines Körpers anspanne. Ich mühe mich ab, winde mich hin und her, bis auch meine Freiheit mir nicht mehr wichtig erscheint. Gleichgültig lasse ich die Arme sinken und sehe trübe zu dem bleichen Gesicht des Technikers. Er deutet mit knapper Geste auf einen Gurt, der mich anscheinend fixiert hält, aber ebenso wenig spürbar ist wie die silbernen Fäden auf meiner Hand.
    »Was haben Sie mir gegeben?«, frage ich eher aus Langeweile.
    Mein Gegenüber, das mit seinen blassblauen Augen auf mich herabsieht, nickt zufrieden. »Es ist notwendig, dass wir Ihre Emotionen herunterregulieren. Sie müssen in der Lage sein, mir zu folgen.«
    Er greift erneut nach meiner Hand und drückt einen schlanken Metallstab in die Vertiefung zwischen Daumen und Zeigefinger. Sofort vereinen sich die vielen feinen Silberfäden zu einer Fläche, die von einem klar umrissenen Rechteck begrenzt ist. Zahlen und Farben erscheinen darauf.
    »Dies ist Ihr Marker«, erklärt das bleiche Gesicht und umfährt mit dem Metallstab die eckige Kontur. »Er zeigt momentan Ihre Vitalwerte. Das heißt, eigentlich nur eine vereinfachte Darstellung mit den wichtigsten Kennzahlen. Hier, auf unserem Neuroscreen hinter mir an der Wand, sehen Sie alle neuralen, chemischen und hormonellen Prozesse Ihres Körpers. Für Ihre Belange jedoch reicht der Puls«, er tippt auf eine der Zahlen, »Blutdruck, die Katecholamine, wie Adrenalin, Dopamin, also die wichtigsten Stresshormone, und zu guter Letzt eine Zusammenfassung sämtlicher Werte, die Ihre allgemeine Verfassung widerspiegeln. Momentan liegen Sie im hellgrünen Bereich. Das ist hervorragend, aber natürlich auch Ihrem derzeitig begrenzten emotionalen Spektrum zuzuschreiben. Was ein roter Wert bedeutet, muss ich wohl nicht erläutern.« Er schließt meine willenlose Hand zur Faust. »Bald werden Sie merken, dass wir Ihre Emotionen stückweise wieder hochfahren. Erschrecken Sie also nicht, wenn die Werte dann ein bisschen durcheinandergeraten. Öffnen bitte.«
    Der Mann tippt mit dem Stab auf meine Fingerknöchel und ich folge seiner Anweisung.
    »Der Marker ist mit Ihrem neuralen Netz insoweit verbunden, als dass wir auch über die Distanz hinweg Zugriff haben werden. Er dient uns zur Lokalisierung und Portierung Ihrer Person. Außerdem werden Sie beschränkte Textnachrichten über ihn empfangen. Sollten Sie diese missachten, wird er durch einen Signalton auf sich aufmerksam machen. Ich nehme an, Sie haben meine Ausführungen begriffen?«
    Ich nicke stumm und betrachte mit schräg gelegtem Kopf den Text, der statt der Ziffern auf der Anzeige erschienen ist:
    »Herzlich willkommen bei Top The Realities, Alison Hill.«
    Der Mann scheint alles gesagt zu haben. Er verlässt den Raum und statt seiner betritt eine übergroße, schlanke Frau, deren Alter ich nicht bestimmen kann, das Zimmer. Ihr langer Hals wie auch ihr Gesicht sind mit einer goldenen Schicht bedeckt, die nur um die Augen herum leichte Brüche aufweist. Sie klatscht freudig in die Hände, als sie mich sieht.
    »Das also ist Alison Hill. Wunderbar! Reine Haut, unverbrauchtes Gesicht, ganz natürlich. Ich werde nicht viel machen müssen.«
    Sie strahlt und blickt zur Anzeigetafel, die anscheinend viel mehr Aufschluss über mein Befinden gibt, als ein simples »Wie geht es Ihnen?«.
    »Ich bin Ivana Jass.« Immerhin hat Goldmarie den Anstand sich vorzustellen. Sie deutet einen asiatischen Gruß an. »Genießen Sie den Zustand? Ich muss zugeben, ich beneide Sie! Keine Rötungen, Schweißausbrüche, hektische Flecken … nichts, was Ihr Aussehen ruinieren könnte … oh nein, schon vorbei.« Merklich enttäuscht unterbricht sie sich und deutet auf einen Balken, der sich leicht in den gelben Bereich angehoben
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