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Dein Blick in meiner Morgenroete

Dein Blick in meiner Morgenroete

Titel: Dein Blick in meiner Morgenroete
Autoren: Cathy McAllister
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öffne den Mund, ein stummer Schrei. Jeremy … Jeremy! Benommen stolpere ich zu dem Fenster, lehne mich weit hinaus. »Jeremy! Je-re-miiiiiiiiie! Antworte doch! Bitte komm wieder!« Plötzlich zieht sich mein Magen zusammen. Ich würge, falle auf die Knie, alles dreht sich! Schwallartig breche ich die Pancakes aus. Meine Handfläche brennt wie Feuer. Wieder muss ich würgen, bittere Galle. Ich höre gerade noch, wie Dad ins Zimmer gestürmt kommt, brüllt: »Susan! Ruf einen Arzt! Schnell!«
    Wieso brennt meine Hand? Wieso … wieso … Mein Leben versinkt in Dunkelheit.
     

IRGENDWANN – IRGENDWO
    Jemand streichelt meine Hand. Anscheinend bin ich bei Bewusstsein … Ich versuche, die Augen zu öffnen. Nicht möglich … Leise Stimmen dringen zu mir durch, Wortfetzen verfangen sich in meinem vernebelten Hirn. »Puls optimal …«, »Anzeige läuft …«, »kann bald aktiviert werden …«, »Impuls zum Aufwachen geben …«, »Stopp! Neuronale Werte noch nicht stabil …«
    Ich muss im Krankenhaus sein! Mum steht neben mir und massiert meine Hand, ihre Berührung tut gut, alles ist in Ordnung. Müde … ich will schlafen … nur noch schlafen …
    Als ich wieder aufwache, höre ich die Ärzte. Sie reden leise, ihre Stimmen klingen ruhig. Niemand scheint sich ernsthaft Sorgen zu machen. Trotzdem, irgendetwas ist merkwürdig, irgendetwas nicht normal. Nur was?
    Im nächsten Augenblick schießt etwas heiß durch meine Venen, ein Kribbeln überzieht meinen ganzen Körper, als würde eine Feder darüber streifen, und dann bin ich hellwach. Der geistige Schleier hat sich so abrupt in Luft aufgelöst, als hätte mich jemand mit einem Kübel eiskalten Wassers übergossen. Aber jetzt ist mein Verstand glasklar.
    Jeremy! Was ist mit Jeremy? Und Mum!
    »Mum?«, flüstere ich und öffne meine Augen.
    Aber es ist nicht meine Mutter, die eben meine Hand loslässt, sondern eine spindeldürre Schwester mit breiter Nase und weit auseinanderstehenden Augen. Sie schraubt einen Metalltiegel zu, wendet sich ab und wäscht sich die Hände. »Der Marker hat eine leichte Entzündung hervorgerufen. Das sollte er nicht. Aber die Creme wirkt schnell«, sagt sie emotionslos und verlässt ohne weitere Erklärungen den Raum.
    Ich starre ihr hinterher, dann auf meine Handinnenfläche, die sie behandelt hat. Hauchdünne silberne Fäden ziehen sich über die Haut und kreuzen sich mit den Lebenslinien zu einem bizarren Muster. Sie scheinen keinen Sinn zu machen. So etwas habe ich noch nie gesehen, auch verstehe ich ihren Zweck nicht. Mein Zeigefinger streicht unwillkürlich über den Fremdkörper. Er lässt sich kaum erspüren.
    Erst jetzt registriere ich einen Mann, der mit dem Rücken zu mir an einer eigenartigen Anzeigetafel aus Glas steht, die er steuert, ohne sie zu berühren.
    »Hallo«, versuche ich, ihn auf mich aufmerksam zu machen. Aber der Mann reagiert nicht. »Hey! Sie!«, sage ich lauter und als er sich endlich umdreht: »Warum sind meine Eltern nicht hier? Wo bin ich? Was ist das hier auf meiner Hand?«
    »Es wird sich alles klären. Ich bin nicht befugt, tut mir leid«, antwortet er, doch ich lese weder Mitleid noch Interesse in seinem Gesicht. Auch scheint er kein Arzt zu sein. Zumindest trägt er keinen Kittel, stattdessen einen milchigen Ganzkörperanzug, der ihn auf seltsame Weise konturlos erscheinen lässt. »Ihre Werte sind stabil. Bis auf die winzige Entzündung.« Jetzt greift er nach meinem Arm und biegt meine Finger hoch, ganz so, als sei ich eine Puppe. »Sehen Sie selbst, er hat sich wunderbar mit Ihrem Nervensystem verbunden. Also kein Anlass zur Sorge.«
    Seine Ignoranz macht mich wütend, gleichzeitig fühle ich mich elend und verlassen. »Hören Sie! Ich gehe jetzt, okay?« Ich versuche selbstbewusst zu klingen, aber es hört sich mehr wie eine Frage an.
    »Das wird nicht möglich sein«, antwortet der Mann und bringt mein Bett in eine aufrechte Position. »Aber ich bleibe bei Ihnen, bis Sie geholt werden. Meine Aufgabe ist es lediglich, Ihnen in der verbleibenden Zeit den Marker zu erläutern. Bitte wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit Ihrer linken Handinnenfläche zu.«
    »Wohin werde ich geholt?«
    »Ich bin nicht …«
    »Dann rufen Sie jemanden, der befugt ist!«
    Jetzt scheine ich meinen Worten genug Kraft verliehen zu haben, denn kurz zeichnet sich Verblüffung auf seinem bleichen Gesicht ab. Statt einer Antwort wendet er sich wieder der Anzeigetafel zu. Mein Blick folgt seinem zu einem digitalen Balken, der kurz
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