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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab
Autoren: authors_sort
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Sie mit uns aufs Präsidium kommen.«
    Er nickte kaum merklich, ging in den Flur und nahm seine Jacke von der Garderobe. Die Polizisten folgten ihm.
    Vor dem Haus stand der Streifenwagen. Umständlich kletterte er auf den Rücksitz. Als der Wagen losfuhr, hielt er seinen Blick gesenkt.

54
    Tom war bereits früh auf den Beinen. Noch am Abend hatte er einen Anruf von der Polizei bekommen. Die Exhumierung war für heute neun Uhr anberaumt.
    Er saß am Küchentisch. In Gedanken ließ er die Geschehnisse der letzten Tage Revue passieren. Der Fund im Schließfach, Haies Vergiftung, Broders Geständnis. Beinahe hätte er vor nur wenigen Tagen die Hoffnung aufgegeben, jemals die Wahrheit herauszufinden, und nun fügten sich die einzelnen Teile wie bei einem Puzzle langsam zu einem Bild zusammen.
    Marlene riss ihn aus seinen Gedanken. Sie betrat lächelnd die Küche.
    »Soll ich dich nicht doch begleiten?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich bin wirklich froh, dich bei mir zu haben. Aber so eine Exhumierung ist sicherlich nicht gerade eine angenehme Sache. Das will ich dir nicht zumuten. Du tust eh schon mehr, als ich eigentlich annehmen kann.«
    »Es macht mir aber wirklich nichts aus.«
    Er zog sie zu sich auf die Eckbank.
    »Ich weiß.«
    Er wusste immer noch nicht, wie er ihr von Monika erzählen sollte. Aber eines war sicher, er konnte es nun nicht mehr auf die lange Bank schieben. Er wollte mit seinem Geständnis nicht wie Broder bis zu seinem Tod warten.
    »Weißt du, ich möchte lieber allein zur Exhumierung gehen. Es ist für mich irgendwie ...«
    »Ich verstehe das.«
    »Aber danach fahren wir zusammen irgendwohin. Ich muss nämlich noch etwas mit dir besprechen. Sobald die Exhumierung vorbei ist und ich die restlichen Unterlagen auf die Polizeiwache gebracht habe, hole ich dich ab.«
    Er küsste sie zärtlich.
    »Bis später!«
    Als er sich über den Kiesweg dem Grab seines Onkels näherte, sah er, dass man bereits mit der Exhumierung begonnen hatte.
    Der Leichenwagen stand auf dem Hauptweg. Zwei Friedhofsgräber hatten einen kleinen Hügel Erde auf die rechte Seite der Grabstelle geschaufelt. Der Polizist von der Polizeidienststelle überwachte das Vorgehen.
    Er verspürte einen leichten Druck in der Magengegend, denn er wusste nicht, was ihn erwartete. Zögernd trat er ans Grab.
    »Guten Morgen, Herr Meissner.«
    »Morgen.«
    Er blickte in das Loch. Der Sargdeckel war bereits freigelegt. Der Polizist bemerkte seinen zaghaften Blick.
    »Ist keine schöne Sache, so eine Exhumierung. Sie müssen nicht dabei sein.«
    »Ich möchte aber.«
    Der Sarg war nun fast vollständig freigelegt. Die Friedhofsgräber befestigten an den beiden Enden des Sarges jeweils ein Seil und kletterten aus dem Erdloch.
    »Wir haben Glück, Ihr Onkel ist noch nicht lange begraben. Der Sarg ist noch sehr gut erhalten.«
    Die beiden Männer zogen mit einem Ruck an den Seilen und der Sarg schien aus dem dunklen Loch empor zu schweben. Tom lief es kalt den Rücken hinunter. Er holte tief Luft.
    Der Sarg war wirklich sehr gut erhalten. Nur an einigen Stellen war das helle Holz schwarz und hatte einige Risse. Die Männer hoben den Sarg auf eine Art Schubkarre und rollten ihn hinüber zum Leichenwagen. Tom starrte in das finstere Loch.
    »So«, entgegnete der Polizist, »das war es. Der Wagen fährt jetzt in die Gerichtsmedizin nach Kiel. Am späten Nachmittag haben wir das Ergebnis.«
    »Ich habe Ihnen noch die Fotos und Listen aus dem Schließfach meines Onkels mitgebracht. Sie liegen in meinem Wagen.«
    Der Uniformierte folgte ihm über den Kiesweg zum Parkplatz.
    »Hat Klaus Nissen eigentlich gestanden?«, fragte Tom, als er die Unterlagen überreichte.
    »Er hat bestätigt, was Frank Petersen uns erzählt hat. Er sagt, Broder Petersen hätte ihn dazu gezwungen.«
    »Glauben Sie ihm das?«
    »Nun ja, er scheint keine, wie soll ich sagen, besonders starke Persönlichkeit. Möglich ist das schon.«
    »Aber ich dachte, die beiden waren befreundet?«
    »Schon, aber Klaus Nissen sagt, Broder habe ihm gedroht, wenn er nicht helfen würde die Leiche verschwinden zu lassen, seiner Frau von seinen Seitensprüngen zu erzählen.«
    »Die Seitensprünge kann ich jedenfalls bestätigen.«
    Er dachte an Elke.
    »Und was ist mit der Leiche?«
    »Klaus Nissen hat uns die Stelle genannt, an der er die Leiche von Britta Johannsen hat verschwinden lassen. Eine Suchmannschaft steht bereit. Wir warten nur noch auf eine Genehmigung vom Deichbauamt, um mit den
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