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Defekt

Defekt

Titel: Defekt
Autoren: Patricia Cornwell
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Auto und wartet auf ihn. Sie nimmt die
Remington Marine Magnum Kaliber zwölf vom Sofa und setzt sich. Das vernickelte
Schrotgewehr liegt schwer auf ihrem Schoß. Sie steckt einen kleinen Schlüssel
in die Verriegelung, dreht ihn nach rechts und nimmt die Verriegelung vom
Abzugsbügel. Dann zieht sie den Vorderschaft zurück, um sicherzugehen, dass
sich keine Patronen im Magazin befinden.
     
    3
     
    „Jetzt lesen wir Wörter“,
teilt Dr. Lane Basil über die Gegensprechanlage mit. „Lesen Sie die Wörter
einfach von links nach rechts. Okay? Und vergessen Sie nicht, dass Sie sich
nicht bewegen dürfen. Sie machen das ganz prima.“
    „Zehn-vier.“
    „Hey, wollen Sie sehen, wie er wirklich aussieht?“,
meint der MRT-Techniker zu den Justizvollzugsbeamten.
    Er heißt Josh, hat am MIT seinen Abschluss in Physik
gemacht und finanziert mit diesem Job hier seine Promotion. Josh ist zwar
intelligent, aber ein komischer Kauz mit einer Schwäche für schräge Scherze.
    „Ich weiß, wie er aussieht, ich habe ihn nämlich
heute zum Duschen begleitet“, antwortet einer der Wachmänner.
    „Und dann?“, will Dr. Lane von Benton wissen. „Was
hat er mit den Frauen gemacht, nachdem er sie in seinem Wagen hatte?“
    „Rot, Blau, Blau, Rot ...“
    Die Wachmänner bewegen sich zu Joshs Monitor.
    „Er ist mit ihnen weggefahren, hat ihnen die Augen
ausgestochen, sie noch ein paar Tage am Leben gelassen, sie wiederholt
vergewaltigt, ihnen die Kehle durchgeschnitten und sie dann irgendwo abgelegt,
und zwar in Posen, die die Finder schockieren sollten“, erklärt Benton Dr. Lane
in sachlichem Medizinerton. „Zumindest in den Fällen, die wir kennen. Ich bin
sicher, dass noch andere Morde auf sein Konto gehen. In jener Zeit sind in
Florida eine Reihe Frauen verschwunden. Vermutlich tot, auch wenn die Leichen
nie gefunden wurden.“
    „Wo hat er sie denn hingebracht? In ein Motel? Zu
sich nach Hause?“
    „Moment“, sagt Josh zu den Wachmännern und wählt die
Menüoptionen 3D und SSD-Oberflächendarstellungs-CT. „Das hier ist wirklich
cool. Das zeigen wir den Patienten nie.“
    „Warum?“
    „Sie könnten ausflippen.“
    „Das wissen wir nicht“, sagt Benton zu Dr. Lane,
während er Josh im Auge behält, damit er einschreiten kann, falls dieser es zu
bunt treibt. „Aber eines ist interessant: Die abgelegten Leichen waren alle mit
mikroskopisch kleinen Kupferteilchen bedeckt.“
    „Und woher kamen die?“
    „Sie waren mit Erde vermengt und klebten in ihrem
Blut, an ihrer Haut oder in ihrem Haar.“
    „Blau, Grün, Blau, Rot ...“
    „Das ist merkwürdig.“
    Dr. Lane drückt auf den Mikrofonknopf. „Mr.
Jenrette? Wie geht es Ihnen? Alles in Ordnung?“
    „Zehn-vier.“
    „Als Nächstes werden Sie Wörter sehen, die sich in
der Druckfarbe von der Bedeutung des Wortes unterscheiden. Ich möchte, dass
Sie die Farbe der Tinte nennen. Nur die Farbe der Tinte.“
    „Zehn-vier.“
    „Ist das nicht beeindruckend?“, fragt Josh, als eine
Art Totenmaske auf dem Bildschirm erscheint, eine Rekonstruktion aus einen
Millimeter dicken hochaufgelösten Scheiben, die die MRT-Abbildung von Basil
Jenrettes Kopf darstellen. Das Bild ist bleich und haarlos, hat keine Augen und
endet in einer Zickzacklinie dicht unterhalb des Kiefers wie bei einem
Geköpften.
    Josh dreht die Abbildung so, dass die Wachen sie aus
unterschiedlichen Winkeln betrachten können.
    „Warum sieht sein Kopf
abgeschnitten aus?“, fragt einer. „Weil dort das Signal aufhört.“
    „Seine Haut wirkt nicht gerade
echt.“
    „Rot ... äh ... ich meine Rot, Grün ...“, hallt
Basils Stimme durch den Raum.
    „Es ist auch keine richtige Haut. Wie soll ich es
erklären ... tja, der Computer führt eine Volumenrekonstruktion und eine
Oberflächendarstellung durch.“
    „Rot, Blau ... äh ... Grün, Blau, ich meine Grün
...“
    „Wir benutzen es eigentlich nur für
Power-Point-Präsentationen, um das Strukturelle mit dem Funktionalen zu verbinden.
Also für ein MRT-Analysepaket, mit dem man die Daten zusammenfügen, sie aus
verschiedenen Perspektiven anschauen und ein bisschen damit herumspielen kann.“
    „Mann, ist der hässlich.“
    Benton hat genug gehört. Die Farbnennungen sind
beendet. Er wirft Josh einen strengen Blick zu. „Josh, sind Sie bereit?“
    „Vier, drei, zwei, eins, fertig“, erwidert Josh, und
Dr. Lane beginnt mit dem Interferenz-Test.
    „Blau, Rot, ich meine ... Scheiße! Äh ... Rot, ich
meine Blau, Grün, Rot ...“ Basils
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