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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Autoren: Faye Kellerman
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Anerkennung bekommen! Wie sollte ich, mit dreizehn oder vierzehn, wissen, welche seiner Ideen brillant und welche verrückt waren?«
    Sie setzte sich wieder, versuchte sich zu beruhigen. »Am Ende sei er gewalttätig geworden, behauptete Mom. Was hätte sie sonst tun sollen!?« Sie hieb auf den Tisch, warf den Kopf zurück. »Sie muss geglaubt haben, unser Leben zu retten, wenn sie ihn von uns wegbrachte.«
    »Vielleicht hat sie das.«
    »Ich weiß es nicht. Für meine Familie ist es auf jeden Fall nicht gut gelaufen. Meine Brüder, eigentlich hochintelligente Jungs, sind beide Aussteiger. Wollten Dad vielleicht nachahmen. Weil sie ihn nie als Dad, den Wissenschaftler, gekannt haben, nur als … Dad, den Irren. Einer lebt als Einsiedler in Indien. Der andere – Kyle – verbringt die meiste Zeit auf Walfang mit den Eskimos in Alaska.«
    »Warum hat Ihre Mutter ihn anfänglich in West Virginia untergebracht?«, fragte Decker.
    »Ich weiß es nicht!«, stieß sie hervor. »Vielleicht aus Angst vor Entdeckung. Oder vielleicht wollte sie ihn so weit wie möglich weg haben. Wer zum Teufel sind wir, über sie zu richten?«
    »Sie haben Recht, Europa. Es tut mir Leid, wenn ich Sie gekränkt habe.«
    »Ist schon gut. All das hab ich mich ja auch schon oft gefragt.« Ein Zögern. »Ich kann verstehen, warum sie uns Kinder belogen hat. Aber ich verstehe nicht, wieso sie die Lüge aufrechterhalten hat, als wir erwachsen waren. Die Wahrheit durch einen anonymen Brief zu erfahren war schrecklich! Sie hätte es mir sagen sollen!«
    »Also haben Sie mit einundzwanzig die Bürde auf sich genommen, für Ihren Vater zu sorgen. Sie haben einen Anwalt engagiert und sich zu seinem Vormund ernennen lassen.«
    Europa schwieg.
    »Sehr großmütig von Ihnen«, bemerkte Decker.
    »Großmütig, aber kurzsichtig. Sobald Dad entlassen wurde, schnappte Pluto ihn sich. Zuerst war ich erleichtert. Ich war Studentin, hatte wenig Geld, und da war dieser Mann, der meinen Vater schon aus West Virginia kannte und immer noch bereit war, für ihn zu sorgen … ihn zu betreuen. Erst als sie den Orden gründeten, gingen mir Plutos wahre Absichten allmählich auf. Dad war, trotz all seiner Verrücktheit, nach wie vor ein charismatischer Anführer, der die Leute vollkommen in seinen Bann zog. Pluto war das genaue Gegenteil. Für ihn wäre es ganz unmöglich gewesen, Anhänger zu finden. Aber er konnte meinen Vater manipulieren.«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Die zwei waren das perfekte Team – wie nennt man das doch? Folie à deux? Zwei Verrückte, die zusammenkommen, sich gegenseitig in ihrer Verblendung und ihrem Wahn hochschaukeln und dann Chaos verursachen?«
    Ein weiterer tiefer Seufzer.
    »Von Anfang an war es eine verlorene Schlacht. Pluto, der Dads verrückte Ideen schürte … ihn total manipulierte.«
    »Aber sobald sich der Orden etabliert hatte, hat Ihr Vater die Führung übernommen.«
    »Ich glaube, das ist auch Venus’ Verdienst – sie hat Plutos Macht über ihn reduziert. Dafür sollte ich ihr wohl dankbar sein. Obwohl ich damals verdammt wütend auf sie war.«
    »Pluto hat ihn manipuliert, Venus hat ihn manipuliert. Aber eigentlich waren Sie diejenige, die Macht besaß. Und doch haben Sie Ihren Vater nie wieder einweisen lassen.«
    »Ich weiß, das klingt seltsam, aber ich konnte die Vorstellung nicht ertragen. Als wäre mein Vater nichts als ein Psychofreak … was er auch war.«
    »Sie hatten Mitleid.«
    »Es gab nur die beiden Möglichkeiten: entweder unter Medikamenten und Kontrolle oder verrückt, aber frei. Ich wollte, dass er ein einigermaßen würdevolles Leben führte.«
    »Obwohl die Geisteskrankheit Ihres Vaters ihn – und dadurch auch Sie – innerhalb wissenschaftlicher Kreise zur Zielscheibe des Gespötts gemacht hatte?«
    »Ja. Aber das war nicht das schlimmste. Er hatte diese verrückten Theorien über Außerirdische und Zeitreisen. Ein Teil davon – die Zeitreisen – basieren auf profunder Wissenschaft. Das meiste war höchst unglaubwürdig. Hätte er seine Zeitmaschinen auf der theoretischen Ebene belassen, wäre es nicht so schlimm gewesen. Aber er begann, eine zu bauen, und benutzte dazu das Geld von seinen alten Bankkonten. Dad mochte zwar dem Wahn verfallen sein, aber seine Kontonummern wusste er noch.«
    »Komisch, wie so was funktioniert«, sagte Decker.
    »Tragisch wäre der angemessenere Ausdruck. Er hob fast alles von Moms schwer verdientem, mühsam zusammengekratzten Geld von ihrem gemeinsamen Sparkonto ab,
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