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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Autoren: Faye Kellerman
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ihres Vaters und auch niedergedrückt davon. Wieder wurde sie mit Dreck beworfen, nachdem sich Ganz’ Gruppe selbst vernichtet hatte. Die Zeitungen teerten und federten ihren Vater, obwohl er schon Tage vor der Auslöschung des Ordens gestorben war.
    »Sie sind auf Grund meines Körperbaus von einer begründeten Annahme ausgegangen, Doktor«, sagte Decker. »Ich sehe wie ein Ex-Footballspieler aus.«
    »Das ist nicht alles. Ich sagte High School-Football statt College-Football. Nur weil Sie Polizist sind, nahm ich an, dass Sie nicht aufs College gegangen sind. Entschuldigen Sie.«
    Decker lächelte. »Spielen wir jetzt das Wahrheitsspiel?«
    »Ich wundere mich über mich selbst«, erwiderte sie. »Wir sagen, der Raum, den ein menschlicher Körper einnehmen kann, ist begrenzt, aber ich scheine eine unbegrenzte Kapazität für Schuldgefühle zu haben.«
    Ist damit nicht alles gesagt , dachte Decker. »Ich bin tatsächlich nicht aufs College gegangen … zumindest erst sehr viel später. Da war ich schon zu alt für Football.«
    »Was haben Sie studiert?«
    »Politikwissenschaften. Danach drei Jahre Jura – Abendschule. Meine ganze höhere Bildung stammt aus der Abendschule. Immerhin hab ich meinen Abschluss mit Auszeichnung gemacht und das Anwaltsexamen bestanden. Beim ersten Versuch. Nicht schlecht für einen Cop, was?«
    Sie lächelte schwach. »Und nicht nur für einen Cop.«
    »Ich habe bei meinem Ex-Schwiegervater gearbeitet«, fuhr Decker fort. »Vermögensrecht – Testamente und Treuhandfonds. Sechs Monate hab ich das ausgehalten, dann wurde mir bewusst, dass meine Stärke woanders liegt.«
    »Ein Verlust für die Anwaltschaft, aber ein Gewinn für die Polizei.«
    »Danke. Ich glaube, ich bin gut in meinem Beruf.« Decker setzte sich Europa gegenüber. »Trotzdem frage ich mich, ob ich die Sache mit dem Orden richtig angepackt habe. Besonders Bob.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn ich geschickter vorgegangen wäre, hätte ich Bob vielleicht von seinem Vorhaben abbringen können.«
    »Meiner Meinung nach, Lieutenant, wäre das niemand gelungen. Bob war entschlossen, sich seinen Platz in der Geschichte zu verschaffen.«
    »Warum haben Sie mich nach Football gefragt, Doktor?«, wollte Decker wissen.
    »Ich weiß es wirklich nicht.« Eine Pause. »Vielleicht, weil mein Vater Football mochte.«
    »Hat er selbst gespielt?«
    »Keine Ahnung. Das zeigt mal wieder, wie wenig ich von ihm weiß.«
    »Aber Sie wussten, dass er Football mochte.«
    »Er sah sich alle großen Spiele an – den Rose Bowl und den Super Bowl. Als ich noch klein war, saß ich mit dabei, obwohl ich die Regeln nie kapiert habe.«
    »Keiner begreift die. Wir tun nur alle so.«
    Wieder ein schwaches, flüchtiges Lächeln. Ihre Augen waren müde und traurig.
    »Sie haben sich also zusammen mit Ihrem Dad die Spiele angesehen?«
    »Hauptsächlich den Rose Bowl. Das war eine Neujahrstradition. Einmal hat er mich mit in sein Büro in der Uni genommen. Wir haben uns die Parade von da oben im fünften Stock angesehen. Eine tolle Aussicht! Das Gebäude ist längst abgerissen, hat dem Weltraumforschungszentrum Platz gemacht. Aber damals konnten wir von dort alles sehen. Wirklich toll. Nach der Parade haben wir uns das Spiel im Fernsehen angesehen.«
    »Hübsche Erinnerung.«
    »Eine der wenigen.«
    »Sie haben sie die ganzen Jahre nicht vergessen.«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Hat Ihnen über düstere Zeiten hinweggeholfen.«
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Sie sind nicht der Typ, den Seelenklempner zu spielen. Weswegen sind Sie wirklich hier, Lieutenant?«
    »Um noch ein paar Kleinigkeiten zu klären.«
    »Was für ›Kleinigkeiten‹?«
    »Nach der Zerstörung des Ordens hat man mir eine Zeit lang frei gegeben. Nicht allzu lange, aber doch genug, um meine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.«
    »Was soll das heißen?«
    Europa reagierte gereizt. Offenbar wusste sie, was kommen würde.
    »Sagt Ihnen der Name Harrison etwas?«, fragte Decker.
    Sie starrte ihn weiter an, senkte dann den Blick.
    »Erinnern Sie sich, wir haben Ihnen von der Hühnerfarm des Ordens erzählt … die jetzt wohl Ihnen gehört«, sagte Decker. »Benton, der Farmarbeiter, den wir anfänglich wegen des Mordes an Nova in Verdacht hatten, hat früher in Harrison gearbeitet. Dort hat ihn auch Ihr Vater kennen gelernt. Laut Benton tauchte er eines Tages plötzlich auf.«
    Sie sagte nichts.
    »Jetzt ist es ein Rehazentrum«, fuhr Decker fort. »Aber während der
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