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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Autoren: Faye Kellerman
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sehen … so leblos.« Ihre Stimme verebbte. »Sagen Sie mir nur, daß alles in Ordnung ist, und ich lasse Sie in Ruhe.«
    Sie sprach mit schwerem Akzent.
    Marge sah Decker an. Die Frau wurde plötzlich blaß. »Sie sind doch von der Polizei, oder?«
    Marge nahm ihre Erkennungsmarke heraus. »Ja, Ma’am, wir sind die Polizei.«
    »Orit, bitte. Das hier ist das Haus meines Bruders. Ich habe jetzt seit fast zwei Tagen nichts mehr von ihm gehört.«
    »Warum glauben Sie, daß etwas nicht in Ordnung ist?« fragte Marge. »Vielleicht ist er in Urlaub gefahren.«
    »Unmöglich«, beschied Orit. »Dalia arbeitet bei mir im Büro; sie hat nichts gesagt. Die Jungen sind mitten im Schuljahr. Die Schule weiß von nichts. Nebenbei gesagt, bin ich gestern hier gewesen. Sie kriegen immer noch die Zeitung und ihre Post.« Sie legte den Kopf schief, um zu Decker aufzusehen. »Mein Bruder ist Diamantenhändler. Er handelt mit großen Steinen und sehr viel Bargeld. Die Zeiten sind schlecht. Die Leute tun seltsame Dinge. Man kann nie wissen. Ich mache mir Sorgen um meinen Bruder.«
    Marge und Decker tauschten Blicke aus. Dann zogen sie ihre Notizbücher hervor. Marge sagte: »Glauben Sie, daß Ihr Bruder in etwas … Illegales verwickelt gewesen sein könnte?«
    Orit war entrüstet. »Meine Familie ist seit mehr als hundert Jahren im Diamantengeschäft. Unser Familienname ist Yalom, das bedeutet Diamant. Mein Vater hat uns das Diamantenschleifen beigebracht, bevor wir überhaupt lesen konnten. Arik würde keine krummen Geschäfte machen. Aber es gibt andere, die vielleicht nicht so ehrlich sind.«
    »Denken Sie da an jemanden Bestimmtes?« fragte Decker.
    Orit biß sich auf die rote Unterlippe. »Nein. Niemand Bestimmtes. Sie gehen rein, ja?«
    Marge sagte: »Die Beamten, die gestern hier waren, meinten, es sah alles intakt aus.«
    Orit fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. »Die haben mir nicht gefallen – wie sie sich verhalten haben. Sie sahen nicht gerade glücklich aus, daß sie mir helfen sollten. Warum verschwendet diese verrückte Ausländerin unsere Zeit, oder so ungefähr.«
    »Ich bin sicher, so war das nicht gemeint«, beschwichtigte Marge. Orit zuckte die Achseln. »Gut. Denken Sie, was Sie wollen.«
    »Haben Sie den Beamten gesagt, daß Ihr Bruder Diamantenhändler ist?« fragte Decker.
    »Nein. Warum sollte ich irgendwelchen Leuten, die sich über mich lustig machen, persönliche Dinge erzählen? Sie beide nehmen wenigstens Notizbücher raus und sehen so aus, als würden Sie zuhören. Sie spielen das gut.«
    Decker lächelte. »Wir spielen nicht. Wir sind hier, um der Allgemeinheit zu dienen. Wann haben Sie zum letzten Mal von Ihrem Bruder gehört?«
    »Vor zwei Tagen«, informierte ihn Orit. »Ich habe gestern bei der Polizei angerufen, dann heute wieder. Die Sache gefällt mir nicht. Ich bin nervös.«
    »Scheint ziemlich ruhig zu sein hier«, stellte Marge fest. »Hat die Familie irgendwelche Haustiere?«
    »Nein. Arik mag keine Tiere.« Orit seufzte. »Vielleicht reagiere ich ja auch über. Aber das hier ist verrückt. Arik würde nicht wegfahren, ohne mir Bescheid zu sagen. Dalia würde nicht wegfahren, ohne mir Bescheid zu sagen. Und die Jungen? Wo sind die Jungen? Warum sollten sie sie mitten im Schuljahr rausnehmen und mir nichts davon sagen – selbst wenn es nur für ein paar Tage ist?«
    »Gehen sie zur Highschool hier am Ort?« fragte Marge.
    »Ja. Meine Tochter ist in derselben Klasse wie Dov. Gil ist eine Klasse weiter.«
    »Haben Sie Ihre Tochter nach ihren Cousins gefragt?« wollte Marge wissen.
    »Ja, natürlich, was denken Sie denn?« Orit schüttelte den Kopf. »Sie weiß nichts. Irgend etwas stimmt da nicht.«
    Decker steckte sein Notizbuch in die Jackentasche zurück und fuhr sich mit der Hand durch sein rotes Haar. »Wollen Sie uns die Tür öffnen?«
    Wieder fing Orit an, ihre Tasche zu durchwühlen. »Ja. Ich kann aber hier draußen warten?«
    Marge nickte. »Wenn Sie wollen, natürlich.«
    Orit zog einen Schlüssel aus ihrem Seesack. »Ah, da ist er ja.« Sie ließ den Riegel aufschnappen und stieß die Tür weit auf. »Lassen Sie sich Zeit und sehen Sie sich um.« Sie lächelte sie unsicher an. »Bitte, sagen Sie mir, daß ich nur hysterisch bin. Sagen Sie mir, daß ich mich irre.«

3
    Das erste, was Marge auffiel, war, wie kalt es hier drinnen war. Überall Stein und Marmor – elegant, aber nicht gerade einladend. Ihre Schritte hallten, als sie und Decker in der über zwei Etagen
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