Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
vorbildlicher Einfühlsamkeit an jede neue Aufgabe herangegangen. Aber nachdem Decker gut sechs Jahre beruflich eng mit dieser Frau zu tun gehabt hatte, wußte er, daß sie eine ernst zu nehmende geistige Herausforderung wollte. Sie wollte sich beweisen.
    Marge war ungefähr in Rinas Alter – alt genug, um zu wissen, wo es langging, aber immer noch voll jugendlichem Feuer. Marge stand auf der Schwelle zu ihrer großen Chance und platzte geradezu vor Ungeduld, einen Riesenschritt nach vorn zu machen.
    Sie war noch kein Jahr bei der Mordkommission.
    Die Zeit war auf ihrer Seite.
     
    Als Einwohner im Erdbebengebiet von Kalifornien konnte Decker sich nicht erklären, warum Devonshire, so wie die meisten Reviergebäude des LAPD, aus Ziegeln gebaut war. Vielleicht wollte der Architekt bei den Bösewichtern Eindruck damit schinden, daß das Revier von keinem bösen Wolf umgepustet und auch als Knast genutzt werden konnte. Vielleicht hatte die Stadt auch einen Vertrag unter Freunden mit einer Ziegelei. Aus welchem Grund auch immer, Devonshire war jedenfalls, wie alle anderen Reviergebäude in L. A. auch, ein Gebäude aus fensterlosem Mauerwerk, das von einer amerikanischen Flagge geschmückt wurde. Nur daß diese Außenstelle den einzigartigen Vorzug besaß, direkt neben einem Kraftwerk zu liegen. Ja, Polizist war ein gefährlicher Beruf, aber Leukämie hatte bisher nicht zu den wirklichen Bedrohungen gehört.
    Zum Teufel damit. Dann würde er eben im Dunkeln leuchten.
    Er fuhr den Plymouth auf den Parkplatz, der »nur für autorisiertes Personal« zugelassen war, um gleich darauf Marge über das Gelände marschieren zu sehen. Sie trug einen olivgrünen Mantel über Khakihosen, die Arme hatte sie über der Brust verschränkt. Ihr normalerweise von rehgleichen Augen besänftigtes Gesicht war vor Anspannung wie versteinert. Decker hupte, und Marge sah auf. Sofort änderte sie die Richtung, trabte zu dem Plymouth hinüber und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Weißt du, was dieses Arschloch Davidson gemacht hat?«
    »Was?«
    »Gott, wie ich den Mann hasse. Der behandelt mich wie Fußvolk, als würde ich noch Streife gehen. Mir ist zwar klar, daß ich hier in den höheren Sphären im Männerklub Fußvolk bin, aber man sollte doch meinen, daß er wenigstens so tun könnte, als gehörte ich dazu.«
    »Gibt es einen Grund, warum wir im Auto reden?«
    Marge zog einen Zettel aus ihrer Handtasche. »Ich muß eine Hysterikerin beruhigen, die glaubt, ihr Bruder und seine Familie wären von Marsmenschen entführt worden. Ob du’s glaubst oder nicht, Davidson hat die Sache als möglichen Mordfall eingestuft. Willst du mitkommen?«
    »Wie ist die Adresse?«
    Marge gab ihm den Zettel. Decker sah sich die Zahlen an – Mountain View Estates. Er machte eine Kehrtwendung und fuhr vom Parkplatz hinunter.
    »Er gibt mir nur die Schrottfälle, Pete«, redete Marge hitzig weiter. »Er versucht es nicht einmal zu verbergen. Er weiß, daß es Schrott ist! Und er will, daß ich das auch weiß! Weißt du, was er zu dieser kleinen Spritztour hier gesagt hat? ›Halten Sie uns die Lady vom Hals, Dunn. Wenn irgendwas Wichtiges passiert, setze ich mich mit Pete in Verbindung, und er holt Sie dann dazu.* Es ist doch nicht zu fassen, was das für ein Idiot ist. Der braucht nicht mal einen Vorwand.«
    »Diplomatie war noch nie die starke Seite des Lieutenant.«
    »Der Typ hat es auf mich abgesehen.«
    »Ganz genau, das hat er.«
    Marge fragte verdutzt zurück: »Hat er das?«
    »Jawohl.« Decker bog in westlicher Richtung auf den Devonshire Boulevard ein. »Deine Stelle haben sie ihm aufgezwungen. Das kann er nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Aber das ist nicht unser Problem.«
    »Aber ich muß damit leben.«
    »Also leb damit.«
    »Ist das deine Antwort? Leb damit?«
    »Yep.« Decker fuhr auf die ersten Hügel zu. »Worum geht’s denn nun bei dieser Sache?«
    Marge begann der Kiefer weh zu tun. Sie zwang sich, die Muskeln zu entspannen. »Wie ich gesagt habe. Wir müssen irgendeiner Frau gut zureden, die sich fragt, warum sie nichts von ihrem Bruder gehört hat.«
    »Seit wann?«
    »Keine Ahnung. Mindestens vierundzwanzig Stunden. Die Blauen waren gestern schon mal draußen. Beim Haus des Bruders. Es war niemand zu Hause, aber es sah alles in Ordnung aus. Anscheinend war das nicht gut genug. Die Lady hat ununterbrochen angerufen und verlangt, daß sich irgendein Detective darum kümmert.«
    »Hat sie eine Vermißtenanzeige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher