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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Autoren: Faye Kellerman
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aufgegeben?«
    »Ich glaube nicht. Es hört sich an, als wollte sie vor allem beruhigt werden. Daß sich noch mal jemand das Haus ansieht und sie davon überzeugt, daß nichts Schreckliches passiert ist.«
    »Von was für einer Familie sprechen wir denn eigentlich?«
    »Ah … warte mal eine Sekunde.« Marge zog ihr Notizbuch heraus. »Sie ist von einem Officer Mike Gerard befragt worden. Die Familie besteht aus Mutter, Vater und zwei Kindern – Jungen. Teenager, um genau zu sein. Mein erster Gedanke war ein spontaner Urlaub. Aber Gerard zufolge hat die Frau gesagt, das wäre unmöglich.«
    »Hört sich ganz vernünftig an«, nickte Decker. »Wir sind mitten im Schuljahr. Komische Zeit, um Urlaub zu machen.«
    »Oder genau die richtige Zeit«, stellte Marge fest. »Da entgeht man den Massen. Ich habe nicht selber mit der Frau gesprochen. Sie hat hartnäckig immer wieder angerufen, eine richtige Nervensäge.«
    »Wie heißt sie?«
    »Orit Bar Lulu. Bar Lulu in zwei Worten.«
    »Eine Israelin?«
    »Du hast’s erfaßt. Außerdem ist sie Immobilienmaklerin.«
    Decker fragte: »Warum glaubt sie, daß ihrem Bruder und seiner Familie etwas passiert ist?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Marge. »Davidson hat mich ohne viele Einzelheiten losgeschickt. Wie meinst du das, ich soll damit leben? Meinst du denn nicht, daß ich etwas sagen sollte?«
    »Du kannst machen, was du willst. Das hier ist ein freies Land.«
    »Du findest, ich sollte einfach den Mund halten und gar nichts tun?«
    »Laß deine Arbeit für dich sprechen. Du bist ein prima Detective, Marge. Irgendwann wirst du einen Fall bekommen, bei dem du zeigen kannst, was du drauf hast. Wenn du dir bei Davidson deine Sporen verdient hast, wird er dich auch irgendwann in Ruhe lassen.«
    »Ich kann also höchstens darauf hoffen, daß er mich zähneknirschend akzeptiert?«
    »Ich kenne Davidson auch nicht besser als du. Vielleicht wird er immer ein Arschloch bleiben. Vielleicht besinnt er sich aber auch irgendwann und stellt sich als ganz vernünftig heraus.«
    »Und bis dahin?«
    »Bis dahin machen wir unsere Arbeit. Und das heißt, du mußt da rumfahren und eine hysterische Frau beruhigen. Du kannst mich beim Wort nehmen, Marge. Der Auftrag hier ist kein Kinderspiel.«
     
    Mountain View Estates war eine Wohnanlage mit fünfzig Häusern, die sich im Santa Susana Pass zusammendrängten, dazu gemeinsame Tennisplätze, Schwimmbäder und eine Sporthalle, in der sich die Hausbesitzer bei schlechtem Wetter austoben konnten. Die in den verschwenderischen Achtzigern gebauten, individuellen Einzelhäuser auf ihren 1500-Quadratmeter-Grundstücken fingen so ungefähr bei einer halben Million an. Einige waren ursprünglich mal mit mehr als siebenstelligen Summen angesetzt worden. Aber dann brachen die Neunziger herein und mit ihnen die Immobilienpreise in Kalifornien. Decker kannte nicht wenige Leute, die sich übernommen hatten und in Schwierigkeiten geraten waren. Bei plötzlichen Einkommenseinbußen, gleichzeitig mit einer hohen Kreditbelastung, waren die Leute oft gezwungen, ihr kleines Stück vom Paradies zu Schleuderpreisen abzustoßen.
    Die angegebene Adresse ließ sie vor einem Haus im Tudorstil mit echtem Schieferdach und einer Fachwerkfassade mit alten Backsteinen und dunkelbraun gestrichenen Balken anhalten. Der Rasen brandete in einer smaragdgrünen Welle an ein Ufer aus großblättrigen Farnen und vorwiegend grünen Impatien, die aufblühen würden, wenn das Wetter wärmer wurde. Die Vordertür war aus kassettenverziertem Holz mit einem eingesetzten Buntglasfenster. Decker stellte den Plymouth ab, und er und Marge stiegen aus dem Auto.
    Das Anwesen wurde von einer dürren Frau mit sehr kurz geschnittenem schwarzen Haar bewacht. Sie trug ein straßbesetztes, übergroßes T-Shirt, schwarze Stretch-Leggings und hochhackige Sandalen ohne Riemen am Hacken. Die Zehennägel waren im selben Feuerrot lackiert wie die langen Krallen an ihren Fingern. Sie hatte dunkle Augen und einen dunklen Teint, die Wangen waren mit Rouge betont. In den Ohrläppchen hingen Goldringe so groß wie ein Halbdollarstück. Decker fragte sich, wie ein kleines Stückchen Haut ein solches Gewicht aushalten konnte. Ihre Augen belebten sich, als sie sah, daß Hilfe eingetroffen war. Sie tippte auf ihre Uhr.
    »Endlich !« Sie begann, in einer weichen Handtasche von der Größe eines Bordkoffers herumzukramen. »Soll ich Ihnen die Tür aufmachen? Ich möchte nicht noch mal ins Haus gehen. Es so leer zu
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