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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Autoren: Faye Kellerman
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sein. Früher hätte Decker den Mann automatisch für reich gehalten, aber die skrupellose Kauf-jetzt-zahl-später-Mentalität der letzten zehn Jahre machte es schwer, das mit Sicherheit zu bestimmen. Decker fragte sich, wie viele von diesen Gegenständen gekauft und tatsächlich bezahlt worden waren. Er ging durch den Personalraum und weiter in die Küche.
    Sie war größer als Marges gesamtes Apartment – ein steriler Raum mit weißen Lackschränken und Arbeitsflächen aus dunklem Granit. An einer Seite war eine Eßecke eingebaut. Er fuhr mit dem behandschuhten Finger über die Oberflächen. Sie schienen sauber zu sein, jedenfalls frei von Blut.
    Frauen werden im Schlafzimmer ermordet, Männer in der Küche.
    Decker öffnete die Schubladen für Besteck und anderes Küchenwerkzeug. Es schien nichts zu fehlen, die Fleischmesser waren anscheinend komplett.
    Decker öffnete einen Schrank nach dem anderen. Das Ehepaar war offenbar jüdisch, aber sie aßen anscheinend nicht koscher. Decker fand nur ein Service für den täglichen Gebrauch und ein anspruchsvolleres. Er drehte den Teller um. Limoges – treifes – unreines – Limoges. Aus irgendeinem dämlichen Grund störte es ihn, wenn Israeliten die Ernährungsvorschriften nicht befolgten, besonders nachdem sie so eine pompöse Mezuza an der Eingangstür hatten.
    Er dachte einen Augenblick nach, sah dann zur Küchentür. Keine Mezuza. Das war nichts Ungewöhnliches. Anscheinend gab es nur in orthodoxen Häusern Mezuzas an jedem Türrahmen.
    Weiter – durch die Küche in eine Waschküche bis zu einem Lieferanteneingang. Die Tür zum Hof war verschlossen. Er ließ den Riegel zurückschnappen und warf einen Blick über den hinteren Teil des Besitzes. Den größten Teil nahmen ein Pool und eine Terrasse ein. Das Grundstück endete mit einer langen Blumenrabatte vor einer weißgekalkten Wand. Sie sah nicht breit genug aus, um dort Leichen zu vergraben, aber das würde er später überprüfen.
    Wieder zurück ins Familienzimmer. Es war getäfelt wie die Bibliothek. Aber der Raum war heller, die Bilderrahmen an den Wänden aus hellem, knorrigem Ahorn. Die Möbel waren leger, aber teuer. Es gab eine große Ledersitzgruppe, auf der gemusterte Kissen und Wolldecken herumlagen; an der Seite standen einige Stühle mit Veloursbezug um einen Tisch mit grüner Filzauflage. Die eine Wand wurde völlig von einem deckenhohen Kamin eingenommen; ihm gegenüber glänzte eine verspiegelte Bar. Auf den Spiegelregalen schimmerten geschliffene Kristallgläser und eine moderne Menorah aus Glas. Decker mußte zweimal hingucken, aber darum handelte es sich tatsächlich. An den beiden übrigen Wänden hingen Familienfotos. Decker sah sich die Schnappschüsse aus der Nähe an.
    Die Yalom-Jungen als Babies, als Kleinkinder, dann die Torah haltend bei ihrer Bar Mitzwa, die Gebetsschals um die Schultern gehängt. Auf den religiösen Fotos waren sie noch kurz vor der Pubertät. Ein Jahr später – auf den Bildern vom Abschluß an der Junior Highschool – sahen die Knaben schon eher wie richtige Jugendliche aus. Auf den jüngsten Bildern waren sie beim Sport zu sehen – Basketball und Fußball beim einen, Schwimmen beim anderen.
    Von Orit wußte Decker, daß die Jungen ein Jahr auseinander waren. Aber, Teufel auch, nach den Fotos war es so gut wie unmöglich zu sagen, welcher der beiden der ältere war. Nachdem er die Bilder intensiv betrachtet hatte, kam er zu dem Ergebnis, daß Gil der Schwimmer war – er hatte ein kleines Muttermal unter dem Auge. Dov war Orit zufolge ein Jahr jünger.
    Hübsche Kinder – gut durchtrainiert, mit schwarzen Locken und dunklen Augen. Sie sahen wie ihr Vater aus. Es gab mehrere Familienfotos – ein paar steife Aufnahmen im Standardformat und ein lockeres Gruppenbild in Din A4 mit Dad und den Jungs in Jeans und T-Shirt und Mom im fließenden Blümchenkleid und Schnürstiefeln sitzend davor.
    Mom.
    Sie sah aus, als gehörte sie nicht dazu – eine andere genetische Linie, mit hellen Augen, glattem, kastanienbraunem Haar und zartem Pfirsichteint. Ihr Gesichtsausdruck war weich, die Augen sanft. Die Körpersprache auf dem Bild zeigte die Jungen ihr zugeneigt, dem Vater nicht … was immer das bedeuten mochte. Kinder fühlen sich ihrer Mutter oft näher.
    Er ging zur Bar hinüber und warf einen Blick in die Schubfächer. Da drinnen gab es Flaschenöffner, Eiszangen, gläserne Rührstäbchen, Zahnstocher aus Plastik und einen Eispickel. Man höre und staune, er war
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