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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman
Autoren: PeP eBooks
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lange.« Jack schüttelte seinem Vater die Hand. »Ich habe dich vermisst.«
    »Tatsächlich?« Henry drückte Jacks Hand. »Da bist du also. Endlich.«
    »Hübsches Zimmer hast du hier. Gefällt es dir?«
    »Es geht. Und danke. Ich sehe, du hast mir etwas gebracht, womit ich mir die Zeit vertreiben kann.«
    »Ja, also«, Jack setzte sich wieder auf die Bettkante, »ich bin darauf gestoßen, als ich wegen eines Auftrags in Devon war. Endsleigh. Sagt dir das was?«
    »Nein, aber dieses Material verrät mir, dass es eine Verbindung zu den Blythe-Mädchen gibt.«
    »Ja.«
    »Ein hübsches Stück. Gutes Holz, anständige Intarsien. Was ist es? Viktorianisch?«
    »Ja.«
    »Und du hast es für mich gekauft?«
    »Eigentlich«, Jack merkte, dass er errötete, »für jemand anderen.«
    »Eine Frau?«, schlussfolgerte sein Vater.
    »Ja. Für eine Frau. Sie hat ein besonderes Interesse an den Blythe-Schwestern.«
    »Und du willst sie beeindrucken.«
    Jack nickte. »Klar.«
    »Das hast du schon mal versucht. Ich glaube, mich vage an einen Spiegel zu erinnern … Ist schon Jahre her …«
    »Ja, also, diese Frau hier ist anders.«
    »Sie sind alle anders. Wir sind diejenigen, die sich nicht verändern.«
    »Das Problem ist, dass das verdammte Ding abgeschlossen ist.«
    Sein Vater legte die Kopien weg und drehte die Schatulle um. »Wollen doch mal sehen, ob wir da nicht was machen können …« Er konzentrierte sich und tastete am Boden der Schatulle entlang. »Manchmal haben die Dinger ein Geheimfach … Wie lange bist du überhaupt schon hier?«
    »Noch nicht lange. Ich war draußen im Garten. Hab mit einer kleinen alten Dame geplaudert …«
    »Da musst du dich schon ein bisschen präziser ausdrucken. Das Haus ist voller kleiner alter Damen.«
    »Stimmt.« Er lächelte. Er hatte seinen Vater offensichtlich an einem guten Tag erwischt. »Aber diese hier war – ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll – sehr ungewöhnlich. Sie hatte sehr blaue Augen und eine ganz eigentümliche Art sich auszudrücken. Wie jemand in einem Stück von Noël Coward.«
    »Ah! Mrs Healy.«
    »Heißt sie so?«
    Henry drehte die Schatulle auf die Seite. »Hat sie eine französische Zeitung gelesen?«
    »Ja, das ist sie!«
    »Sie bezaubert alle. Reich mir mal bitte den Brieföffner, ja? Auf dem Tisch da.«
    Jack holte den Brieföffner und gab ihn seinem Vater. »Woher stammt sie?«
    »Das weiß niemand so genau. Sie ist, wie es scheint, schon ewig hier.« Er schob das Ende des Brieföffners in eine winzige Lücke in einer Ecke der Schreibschatulle. »Wurde während des Krieges unter dem Verdacht, Typhusausscheiderin zu sein, hergeschickt und für Jahre in Einzelhaft gehalten. Damals gab es noch keine Antibiotika, und die Leute kamen in Quarantäne. Ich glaube, man hat Wahnvorstellungen diagnostiziert, vielleicht auch Schizophrenie. Aber wenn ich ehrlich bin, kommt sie mir immer ganz klar vor, wenn auch ein wenig gekünstelt.«
    »Willst du mir weismachen, sie ist schon seit über fünfzig Jahren hier? Hat sie denn keine Familie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn, dann will sie nichts von ihr wissen.«
    »Schockierend!«
    »Sie stammt aus einer anderen Zeit, Jack. Und aus einer anderen Klasse. Es gab eine Zeit, da entledigte sich die Aristokratie auf diese Weise schwieriger Verwandter, ganz nach dem Motto › Aus den Augen, aus dem Sinn ‹ . Wenn sie ein Mann wäre, wer weiß? Dann wäre sie womöglich nach Indien verschifft worden. Abgesehen davon könnte sie jetzt nirgendwo anders mehr leben.«
    »Aber hat sie nicht gesagt, sie würde jemanden erwarten?« Jack stand auf und hielt die Schatulle für seinen Vater an der Oberseite fest.
    »Ja, das sagen sie alle.« Herny zog den Brieföffner durch den Schlitz, stemmte ihn behutsam in Richtung des Scharniers an der Rückseite. »Mrs Healy erwartet immer jemanden. Seit Jahren schon.« Die Schatulle fing an zu knarren, und plötzlich knackte das Scharnier und brach ab. Die Schatulle war unversehrt geblieben.
    »Wo hast du denn das gelernt?«, fragte Jack.
    »Altes Berufsgeheimnis.« Henry öffnete die Schatulle. »Hallo! Was haben wir denn hier?«
    *
    Zu Hause angekommen, stellte Cate ihre Tasche im Flur ab. Sie glitt ihr von der Schulter und landete unsanft auf dem verblassten grünen Teppich. Sie hatte auf den Karton und die Sachen darin achtgegeben, doch jetzt wollte sie nichts mehr damit zu tun haben, wollte sich von der ganzen Sache befreien.
    »Hallo! Hallo?«
    Sie hatte gehofft, Rachel
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