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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Jack Coates den Eindruck von Jugendlichkeit. Schlank, mit eleganten, adlerartigen Zügen, dichten Wimpern um indigoblaue Augen, bewegte er sich mit der Anmut eines Tiers. Sein dunkles Haar war kurz gehalten, sein gut geschnittener Leinenanzug makellos gebügelt, doch unter seinem polierten Äußeren pulsierte eine rohe, unberechenbare Energie. Er war ein Mann, der unablässig nach seiner eigenen Definition seiner selbst strebte. Stirnrunzelnd blieb er stehen und trommelte mit den Fingern auf den Aktenschrank.
    »Ich mache es lieber allein. Es gibt nichts Langweiligeres, als sich mit Fremden zu unterhalten.«
    »Die Fahrt dauert drei Stunden.« Rachel lehnte sich zurück und beobachtete ihn. »Wenn ihr dort seid, ist sie wohl kaum noch eine Fremde.«
    »Ich würde lieber allein fahren « , sagte er noch einmal.
    »Das ist das Problem mit dir. Du machst lieber alles allein. Das ist nicht gut für dich. Abgesehen davon«, sie streifte ein wenig Asche in eine leere Teetasse, »ist sie sehr hübsch.«
    Er schaute auf.
    Sie zog eine Augenbraue hoch, und die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Lippen.
    »Und wenn schon?« Er schob die Hände in die Taschen und wandte sich ab. »Vielleicht sollte ich dich darauf hinweisen, dass wir hier nicht in einem kleinen russischen Dorf zur Jahrhundertwende sind und du keine alternde jüdische Heiratsvermittlerin bist, die sich mühsam damit durchschlägt, dass sie Fremde zusammenbringt und einen Ring dazutut. Wir sind in London, Rachel. Das Millennium dämmert herauf. Und ich bin durchaus in der Lage, die Arbeit allein zu erledigen, die ich die letzten vier Jahre auch allein erledigt habe − ohne die Assistenz deiner jungen Nichte, frisch aus New York, die an mir dranklebt.«
    Rachel versuchte es mit einer anderen Taktik.
    »Sie ist Künstlerin. Sie kann dir helfen. Sie hat ein ausgezeichnetes Auge.«
    Er schnaubte.
    »Sie hat eine harte Zeit durchgemacht.«
    »Was sich grob in › Sie hat sich von ihrem Freund getrennt ‹ übersetzen lässt? Wie gesagt, ich brauche keine Gesellschaft. Und erst recht keine trübsinnige Kunststudentin, die die ganze Zeit am Telefon hängt und sich mit ihrem Liebhaber streitet.«
    Rachel drückte die Zigarette aus und holte ihre Lese brille hervor. »Ich habe ihr schon gesagt, dass sie mitfahren kann.«
    Er wirbelte herum. »Rachel!«
    »Es ist ein großes Haus, Jack. Selbst zu zweit werdet ihr Tage brauchen, das ganze Inventar zu evaluieren und zu katalogisieren. Und ob du es zugeben willst oder nicht, du brauchst Hilfe. Du musst dich weder ausführlich mit ihr unterhalten, noch ihr dein Innerstes öffnen. Aber wenn du es über dich bringen würdest, höflich zu sein, würdest du vielleicht bemerken, dass es tatsächlich netter ist, nicht alles allein zu machen.«
    Er lief hin und her wie ein Tier im Käfig. »Nicht zu fassen, dass du das gemacht hast!«
    »Was?« Sie warf ihm über den Rand ihrer Brille einen strengen Blick zu. »Dass ich dir eine Assistentin besorgt habe? Ich bin deine Arbeitgeberin. Abgesehen davon ist sie klug. Sie hat am Courtauld Institute of Art studiert, am Chelesa College of Art and Design und am Camberwell College of Arts …«
    »Wie viele Kunsthochschulen braucht der Mensch?«
    »Nun«, sie grinste vielsagend, » angenommen wurde sie überall mit Kusshand.«
    »Das ist nicht besonders hilfreich. «
    Sie lachte. »Betrachte es als Abenteuer! «
    »Ich will kein Abenteuer.«
    »Sie hat sich verändert.«
    »Ich arbeite allein.«
    »Tja«,Rachel blätterte auf der Suche nach etwas in den Stapeln mit Rechnungen und Quittungen, »und jetzt hast du eine Assistentin, die dir hilft.«
    »Das ist Nepotismus, schlicht und ergreifend! «
    Sie schaute auf. »Bei Katie ist nichts schlicht und ergreifend. Je eher du das begreifst, desto leichter wird es. «
    »Was hat sie überhaupt in New York gemacht? «
    »Weiß ich nicht so genau.«
    »Ich dachte, ihr würdet euch nahestehen.«
    »Ihr Vater war gerade gestorben. Er war jung, Alkoholiker. Sie wollte einen Neuanfang, und wir hatten Verbindungen dort; Paul kannte ein oder zwei Händler, die bereit waren, ihr dabei zu helfen, sich freizuschwimmen. Tim Billes, Derek Constantine …«
    »Constantine?« Jack blieb stehen. »Ich dachte, der würde sich nur um die Superreichen kümmern.«
    »Ja, nun. Er hat sie ins Herz geschlossen.«
    »Jede Wette!«
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich glaube nicht, dass er derlei Neigungen hat.«
    »Ich bin überzeugt, dass seine Neigungen
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