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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Luft. Spaziergänge am Meer. Wenn sie wüsste, wie sehr ich mich danach sehnte, mich zu ertränken! Wenn ich auf der Klippe stehe und nach unten schaue, gleicht das Wasser der aufgewühlten Finsternis in meinem Kopf. Es ist eine Sünde, sich das Leben zu nehmen. Eine noch größere Sünde ist es, ein Kind zu töten. Also trete ich einen Schritt zurück. Aber welchen Unterschied macht es, ob ich jetzt in der Hölle lebe oder nach dem Tod? Meine einzige Hoffnung ist, dass Du kommst und mich fortbringst.
    B

N ach einer Weile beschloss Jack, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Es war eine lange Fahrt gewesen. Links vom Schwesternzimmer führte eine Tür nach draußen. In der Luft lag eine frische Brise, die Wolken waren aufgelockert, und es war behaglich warm. Einige Patienten hielten sich auf dem Rasen auf, zwei Männer spielten Boule, und eine Frau wurde von einer Krankenschwester im Rollstuhl herumgeschoben. Jack schritt den Hügel hinauf; es tat gut, sich zu bewegen. An der Rückseite des Hauses stieß er auf einen ummauerten Garten. Hier filterten schlanke Birken und Eukalyptusbäume das Sonnenlicht; das Grün war dicht, wild und üppig, es roch nach feuchter schwarzer Erde und Moos. Jack hörte das leise Plätschern eines Springbrunnens, der in einer hinteren Ecke stand. Aus dem Unterholz tauchte ein Wasserspeier mit einem komischen, grotesken, höhnisch feixenden Gesicht auf, der das Wasser in ein rundes Marmorbecken spuckte, in dem blühende Seerosen wuchsen, die Blüten von einem leuchtenden, überirdischen Weiß.
    Er trat näher. Am Rand des Beckens war eine Inschrift eingemeißelt. » Die dämmernde Frühe, der Sonne Schwinden, die lange Nacht mich träumend finden, von dir, dir, einzig dir .« Große goldene und rote Koi schossen direkt unter der dunklen Wasseroberfläche geschmeidig hin und her. Jack beugte sich vor und streckte die Hand in das kühle Nass.
    »Die sind gefährlich, wissen Sie«, sagte eine Stimme von hinten.
    Er drehte sich um.
    Die ältere Frau, die hinter ihm auf der Bank saß, war so winzig, dass sie aus einiger Entfernung fast aussah wie ein Kind. Ja, sie hatte etwas Jugendliches und Entwaffnendes, wie sie den Kopf zur Seite neigte und ihn mit zwei verblüffend blauen Augen ansah. »Sie mögen nichts lieber, als die Hand zu beißen, die sie füttert.«
    *
    Das Belmont lag in der Queen Street in Mayfair, ein schmales Boutique-Hotel, so diskret und wie jedes andere Stadthaus in der Straße, und man konnte leicht direkt daran vorbeispazieren, ohne überhaupt wahrzunehmen, dass es ein Hotel war. Nur die Anwesenheit eines vor dem Haupteingang postierten livrierten Türstehers unterschied es von den Nachbarhäusern.
    Er hielt Cate die Tür auf, als sie eintrat, und das Foyer öffnete sich geschmackvoll zu einem eleganten Salon auf der einen Seite und einem formalen Speisezimmer auf der anderen. Sie ging an die Rezeption und wandte sich an den Concierge. »Ich bin in der Bibliothek mit jemandem verabredet«, erklärte sie. »Können Sie mir bitte den Weg zeigen?«
    »Ich kann noch mehr.« Er führte sie durch den Salon, wo Tee serviert wurde, und dann einen engen Flur hinunter in einen kleineren, eichengetäfelten Raum.
    Alice saß vor dem kalten Kamin und starrte gedankenverloren auf die verkohlten Reste.
    Als Cate hereinkam, hob sie den Blick.
    »Möchten Sie Tee?«, fragte der Concierge.
    Alice richtete sich auf. »Ich glaube, das ist nicht nötig.«
    Er verbeugte sich leicht und entfernte sich.
    »Ich ertrage es nicht, bedient zu werden. Ich würde es Jo niemals sagen, aber an so einem Ort hier fühle ich mich ziemlich unbehaglich.«
    Cate setzte sich ihr gegenüber in einen Ohrensessel. »Wo ist Jo?«
    »Meine Tochter verbringt den Tag in der Stadt. Sehenswürdigkeiten anschauen. London ist mir zu voll. Und ich habe keine Lust, einkaufen zu gehen − ich habe alles, was ich brauche. So«, sagte sie und verschränkte die Hände auf dem Schoß, »da sind Sie wieder.«
    »Sie wussten, dass ich wiederkommen würde?«
    Sie nickte. »Ich wusste, dass irgendwann jemand käme. Ich habe mich nur gefragt, wie lange es dauern würde. Was möchten Sie wissen?«
    »Ihr Mädchenname ist Waites, nicht wahr? Alice Waites?«
    »Warum fragen Sie?«
    Cate nahm die Kopie der Quittung von Tiffany aus ihrer Handtasche und legte sie auf den Tisch.
    Alice nahm sie zur Hand und kniff stirnrunzelnd die Augen zusammen, um sie zu lesen. Dann schaute sie auf. »Woher haben Sie das?«
    Cate überging die Frage.
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