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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
Autoren: Carol Kloeppel
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vermieden, da die Meinungen zu kontrovers sind. Einer meiner Bekannten sagte schlicht und ergreifend: »Wir sollten dieses Thema besser ruhen lassen.«

NACHWORT
    Die letzten Jahre waren sehr erfolgreich für Deutschland, und ich war froh, sie miterleben zu dürfen. Besonders hervorheben möchte ich drei Ereignisse, die einen wahren Freudentaumel bei mir auslösten.
    Das erste war die Papstwahl im April 2005. Als meine Tochter Geena und ich hörten, dass der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst ernannt worden war, ließen wir unserer Begeisterung freien Lauf. Das war besser als der Super Bowl!
    Die Kommentare in den Medien ließen jedoch darauf schließen, dass nicht jeder unsere Freude über das Ergebnis der Papstwahl teilte. Es gab hierzulande viele Stimmen, die bezweifelten, dass Ratzinger als Pontifex geeignet war, da er für eine sehr konservative Haltung bekannt war. Andere stellten wiederum die Frage, ob es richtig war, einen Deutschen zum Papst zu ernennen. Selbst die Reaktion des Bundespräsidenten Horst Köhler war eher zurückhaltend, denn er schrieb in seinem Glückwunschtelegramm: »Dass ein Landsmann Papst geworden ist, erfüllt uns in Deutschland mit besonderer Freude und auch mit ein wenig Stolz.«
    Was, nur mit ein wenig Stolz? Amerikaner oder Italiener würden auf der Straße tanzen, wenn aus ihrem Land ein Papst gewählt würde, so wie die Polen das bei der Ernennung von Johannes Paul II. taten.
    Ungeachtet der unterkühlten deutschen Reaktionen war meine Familie sehr glücklich über den neuen deutschen Papst.Kurze Zeit später konnten wir ihm sogar vom Straßenrand aus zuwinken, als er anlässlich des Weltjugendtags Bonn besuchte. Ein besonderes Erlebnis. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass man hierzulande einen Papst zu sehen bekommt, auch wenn er aus Deutschland stammt.
    Im September 2005 folgte dann das zweite Aufsehen erregende Ereignis. Angela Merkel wurde die erste deutsche Bundeskanzlerin. Eine Frau an der politischen Spitze Deutschlands! Meine Begeisterung über diese historische Begebenheit war grenzenlos.
    Ich erwartete, dass die deutschen Journalisten Frau Merkel fragen würden, wie es sich anfühlt, die erste Bundeskanzlerin zu sein. Aber in meinem amerikanischen Frauen-Freudentaumel hatte ich auch dieses Mal die deutsche Stimmung falsch eingeschätzt. Zwar wurden der Kanzlerin alle möglichen Fragen zur Politik gestellt, aber nicht die wichtigste: »Wie fühlt es sich an, als erste Frau an der Spitze Deutschlands in die Geschichte einzugehen?« Erst eine dänische Reporterin kam auf die Idee, diese Frage zu stellen.
    Inzwischen hat sich Angela Merkel besonders durch ihre Bemühungen im Ausland den Respekt erworben, den sie verdient. Sie ist meiner Meinung nach ein Vorbild für viele deutsche Frauen, und ich glaube, die Geschichte wird ihr wohlgesonnen sein.
    Das dritte fantastische Ereignis fand im Sommer 2006 statt: die Fußballweltmeisterschaft. Dass die WM zu einem solchen Event wurde, war zum Teil der Verdienst eines Erfolgsmenschen aus Kalifornien, Jürgen Klinsmann. Okay, Klinsmann ist kein gebürtiger Amerikaner, sondern ein Deutscher, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist (eine gute Mischung, wenn ich so sagen darf).
    Ganz Deutschland war einen Monat lang euphorisch, unddie Weltmeisterschaft bot den Deutschen die Chance, der Welt ihre Gastfreundlichkeit, ihren Humor und ihre sportliche Fairness zu beweisen. So kam es zu herzlichen Verbrüderungsszenen.
    Jürgen Klinsmann und seine junge, talentierte Mannschaft brachten sogar mich als Amerikanerin dazu, einen Deutschlandschal hochzuhalten und zusammen mit meinem Mann und meiner Tochter in unseren Deutschlandtrikots lauthals Steh auf, wenn du Deutscher bist zu singen.
    Und ich lernte endlich die Farben der deutschen Nationalflagge. Während der Weltmeisterschaft wurden hierzulande massenweise schwarz-rot-goldene Fanartikel verkauft, wie zum Beispiel Deutschlandfahnen, die stolz herumgeschwenkt wurden. In den letzten sechzig Jahren war offen zur Schau gestellter Nationalstolz in Deutschland absolut verpönt, weil man befürchtete, bei der restlichen Welt rasch böse Erinnerungen zu wecken.
    Ich fühlte eine gewisse Verbundenheit zu Jürgen Klinsmann, da er amerikanischen Optimismus und Patriotismus nach Deutschland gebracht hatte, was nicht nur hierzulande, sondern in der ganzen Welt gut ankam. Er brachte aus Amerika frische Ideen, neue Methoden, ein Gespür für menschliches Miteinander und eine
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