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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce
Autoren: Nic Bennett
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sagte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Genau.« David nickte und hob den Zeigefinger, während er mit der anderen Hand nach dem Geld griff. »Das Problem ist allerdings, dass der Kurs auch sinken kann, und dann könntest du einen Teil deiner hundert Pfund verlieren.« Er nahm fünfundvierzig Pfund weg und warf sie in den Papierkorb. »Verstehst du das?«
    Jonah nickte und widerstand dem Impuls, in den Papierkorb zu greifen und die fünfundvierzig Pfund herauszuholen, die sein Vater hineingeworfen hatte. »Wenn ich mehr Geld verdienen möchte, muss ich also das Risiko eingehen, einen Teil des Geldes, das ich schon habe, zu verlieren?«
    »Sehr gut.« David schien beeindruckt zu sein.
    Jonah lächelte. »Und warum geht der Kurs nach oben oder nach unten?«, fragte er.
    »Eine ausgezeichnete Frage«, erwiderte David, was Jonahs Lächeln noch breiter werden ließ. »Der Kurs geht nach oben, wenn die Leute glauben, dass ein Unternehmen Gewinn machen wird, und deshalb die Aktien kaufen. Er geht nach unten, wenn sie glauben, dass es schlecht abschneiden wird, und die Aktien verkaufen. Hast du das verstanden?«
    »Ja, ich glaube schon«, meinte Jonah. »Das ist so ähnlich wie bei den Sammelkarten in der Schule. Wenn man eine richtig gute Karte hat, kann man die gegen mehrere andere eintauschen, weil jeder sie haben will. Wenn man eine schlechte hat, kann man gar nicht tauschen, weil niemand die Karte haben will.«
    »Stimmt haargenau!«, rief David aus.
    Jonah strahlte und hob die Hand, um mit seinem Dad abzuklatschen, zog sie dann aber im letzten Moment zurück, weil er wusste, dass sein Vater vermutlich nicht mitmachen würde. Trotzdem sah es so aus, als wäre es die richtige Entscheidung gewesen, ihn zur Arbeit zu begleiten. Endlich redeten sie einmal miteinander, und zwar richtig! Der Tag versprach, schön zu werden, und vielleicht war es auch ein neuer Anfang für sie.
    »Also«, fuhr David fort. »Wenn du bereit bist, ein großes Risiko einzugehen, könntest du dein Geld verdoppeln und aus deinen einhundert Pfund« – er griff in den Papierkorb, holte zwanzig Pfund heraus und legte sie zu dem Geld auf dem Tisch – »zweihundert Pfund machen.«
    Jonahs Augen leuchteten. »Oh, ja!« Er musste wieder an den roten Ferrari denken. »Und wie mache ich das?«
    »Dazu kaufst du etwas, was man Derivat nennt.« David holte noch ein paar Scheine aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Schreibtisch. »Aber …« Er machte eine Pause, was Jonah dazu brachte, den Blick von dem Geld zu nehmen, seinen Vater anzusehen und den Satz zu beenden.
    »Ich könnte alles verlieren?«
    »Sehr gut«, lobte David. Jonah lächelte wieder. »Und … es könnte noch schlimmer kommen.« David nahm alle Scheine vom Schreibtisch und warf sie in den Papierkorb. »Da Derivate sehr, sehr riskant sind, könntest du sogar noch mehr Geld verlieren.« Er warf seine Brieftasche in den Papierkorb.
    Jonah machte ein langes Gesicht. »Aber das geht doch gar nicht! Wie kann ich denn mehr Geld verlieren, als ich habe?« Er rutschte unruhig auf der Stuhlkante herum.
    »Doch, das geht«, beharrte David.
    Jonah runzelte die Stirn. Auf seinem Sparkonto waren hundert Pfund. Vielleicht sollte er so ein Derivat kaufen und zweihundert Pfund daraus machen. »Aber man könnte hundert Pfund verdienen«, sagte er nachdenklich.
    David schüttelte den Kopf und lächelte herablassend. »Stimmt, du könntest hundert Pfund verdienen. Aber das wäre sehr unwahrscheinlich.«
    Jonah ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. »Was ist ein Derivat?«, wollte er wissen.
    »Na ja«, erwiderte sein Dad nachdenklich, »so was wie ein Teil von einem Teil von einem Teil von etwas.«
    Jonah runzelte wieder die Stirn und sein Vater schien noch einmal über seine Erklärung nachzudenken.
    »Eigentlich spielt es keine Rolle, was es ist«, meinte er dann schnell. »Dass Derivate hochriskant sind, ist das Einzige, was du wissen musst.« Er wies auf seinen Monitor. »Ich handle nicht damit.«
    Jonah machte ein enttäuschtes Gesicht. War ja klar, dass sein Vater nicht mit den spannenden Sachen handelte. »Ich würde trotzdem gern eins kaufen«, sagte er.
    David schüttelte wieder den Kopf. Jetzt lächelte er nicht mehr. »Nein, Jonah. Man braucht eine Menge Geld, um Derivate zu kaufen, sehr viel mehr, als du hast.«
    Jonahs Enttäuschung stieg, doch bevor er fragen konnte, wie viel Geld er brauchte, brüllte der ungepflegte Typ, der rechts vom Schreibtisch seines Vaters saß:
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