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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir
Autoren: Y Woon
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wie ich es für deine Zukunft für am besten halte.«
    »Aber sie haben dich gehasst. Als sie noch am Leben waren, haben sie dich nicht zu mir gelassen. Wie willst ausgerechnet du wissen, was am besten für mich ist? Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Dem mag so sein«, sagte er ruhig, »trotzdem bleibt es eine Tatsache, dass ich dein Großvater bin und du minderjährig. Ich kenne dich besser als du selbst. Jetzt setz dich. Bitte.«
    Ich wand mich innerlich und sank auf den Stuhl.
    »Ob es dir gefällt oder nicht, ich bin dein gesetzlicher Vormund und du gehst aufs Gottfried. Jetzt werde ich dir ganz klar und deutlich etwas sagen: Du bist hier nicht in Sicherheit, Renée.«
    »Was meinst du?«
    »Deine Eltern sind umgekommen. Ich weiß nicht, warum oder wie oder durch wen, aber gewiss nicht durch natürliche Umstände.«
    »Aber die Polizei hat doch –«
    »Die Polizei meint, dass sie beide eine Art Herzanfall hatten. Glaubst du das?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Dann … was dann? Du glaubst, dass sie jemand ermordet hat? Dass sie jemand in den Wald gejagt und umgebracht hat?«
    Mein Großvater schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Renée. Ich weiß nur, dass es kein Unfall war. Deshalb müssen wir fort.«
    Im Eiltempo ging ich alle Möglichkeiten durch. Ich konnte weglaufen, bei Annie und ihren Eltern bleiben. Oder einfach überhaupt nie wiederkommen, wie Huckleberry Finn auf einem Floß den Fluss runtertreiben, und mein Großvater würde mich nie finden. Ich musste Annie alarmieren. Vielleicht konnten wir ihre Mutter überreden, mich zu adoptieren.
    Mein Großvater schien meinen Unwillen zu ahnen. »Wir brechen morgen Abend auf. Falls notwendig, werde ich dich höchstpersönlich in den Wagen setzen.«
    »Morgen? Ich kann nicht morgen weg. Was ist mit meinen Freunden?«
    Auf einmal war es mir egal, ob da draußen irgendein Mörder darauf wartete, mich in Stücke zu hacken. Ich würde bleiben und herausfinden, was mit meinen Eltern passiert war. »Ich geh niemals von hier weg«, sagte ich trotzig. »Nicht mit dir oder deinem blöden Butler.«
    Aus der Zimmerecke kam ein Hüsteln von Dustin, aber ich scherte mich nicht darum.
    »Für so etwas haben wir keine Zeit«, sagte mein Großvater. »Der Unterricht beginnt in einer Woche. Du solltest dankbar sein, dass das Gottfried dich derart spät noch aufnimmt. Ohne meine hervorragenden Beziehungen zur Schule wärst du wahrscheinlich noch nicht mal in die engere Auswahl gekommen.«
    »Ich kapier das nicht«, rief ich und versuchte, die Zornestränen zu unterdrücken. »Warum soll es an einer anderen Schule sicherer für mich sein? Warum gehen wir nicht einfach zur Polizei?«
    »Die Polizei war hier und du wirst dich daran erinnern,was sie für eine Hilfe war. Im Moment ist das Gottfried-Institut der sicherste Ort für dich, den es gibt. Ich habe dir einen Koffer vor dein Zimmer gestellt. Packe sparsam, du wirst nicht viel brauchen. An der Ostküste herrscht ein anderes Klima und am Gottfried gibt es eine strenge Kleiderordnung.« Er musterte meine Shorts und mein Tanktop. »Deine momentane Garderobe dürfte den Vorschriften kaum entsprechen. Wir werden dir nach der Landung eine angemessenere Ausstattung besorgen.«
    Hatte ich richtig gehört? »Die Ostküste?«
    »Das Gottfried liegt am westlichen Rand von Maine.«
    Ich kippte fast vom Stuhl. Ich war davon ausgegangen, dass das Gottfried eine, vielleicht zwei Stunden von Costa Rosa entfernt war, aber nach Maine umzuziehen war eine andere Geschichte. In meinem ganzen Leben war ich noch nie an der Ostküste gewesen. Das Wort allein ließ vor meinem geistigen Auge Bilder von strengen, ausdruckslosen, schwarz gewandeten Menschen aufsteigen, von dunklen, unermesslich langen Wintern. Ich konnte mir noch nicht mal annähernd meinen Seelenzustand ausmalen, wenn ich dorthin ziehen müsste.
    »Da kann ich nicht hin«, schrie ich. »Ich werde nicht …«
    Aber mein Großvater schnitt mir das Wort ab. »Glaubst du, deine Eltern hätten gewollt, dass du hierbleibst und dich wie die ganze letzte Woche im Selbstmitleid suhlst?« Er warf mir einen eisigen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Nein, sie hätten gewollt, dass du mit deinem Leben weitermachst. Und genau das wirst du jetzt tun.«
    Das Gespräch war beendet und ich stürmte aus dem Zimmer. Oben setzte ich mich ans Fenster und starrte hinaus;Tränen trübten mir den Blick. Es hatte etwas Unwirkliches, wie sich mein Leben in nur einer Woche verändert hatte. Meine
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