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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir
Autoren: Y Woon
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zurück auf die Gottfried-Website. Ich klickte auf das Wappenbild und dann auf »Kontakt«, um weitere Informationen zu bekommen, aber mehr gab es einfach nicht. Genervt schloss ich das Fenster. Als kleines Extra zum schlechten Wetter gab es vom Gottfried auch noch einen miesen Internetauftritt. Großartig. Wahrscheinlich hatten die dort noch nicht mal WLAN im Wohnheim.
    Ich fuhr den Computer runter und trat auf den Flur. Das Zimmer meiner Eltern hatte ich die ganze Woche gemieden. Immer wieder war ich auf Zehenspitzen hingeschlichen, hatte die Klinke gestreift und mir vorzustellen versucht, dass sie da drinnen lagen und schliefen. Jetzt, wo es nichts mehr zu tun gab, ging ich hinein.
    Das Zimmer war völlig unverändert, das Bett gemacht, die Kommode mit Büchern übersät und über der geöffneten Schranktür hingen noch Kleider meiner Mutter. Es war mitten am Nachmittag, die Zweige der Bäume strichen gegen die Fenster. Da sah ich den Anrufbeantworter auf dem Nachttisch blinken. Die Mailbox war voll. Ein paar Nachrichten waren von Annie, von den Mädchen aus der Schule, von der Versicherung und von Leuten, die ich nicht kannte. Ich klickte die Nachrichten weiter, bis ich Wes’ Stimme hörte: »Renée«, sagte er, »ich bin’s, Wes. Ich hab gehört, dass … Ich wollte nur fragen, wie es dir geht, und dir sagen, dass es mir leidtut. Es tut mir so leid.« Ich klickte wieder weiter. »Hier ist noch mal Wes. Du hast wahrscheinlichgenug zu tun mit der Familie und so, aber ich wollte nur Hallo sagen. Also … Hallo. Ruf mich an, wenn du dich unterhalten magst.« Ich setzte mich aufs Bett und drückte ein Kissen an meine Brust. »Schon wieder Wes, ich wollt mich nur melden. Ich dachte, vielleicht brauchst du einen Freund. Das war’s schon.« Ich klickte mich zurück zur ersten Nachricht, schlüpfte unter die Decke, sog den Geruch meiner Eltern ein und lauschte Wes’ Stimme, bis ich einschlief.
    An diesem Abend schlich ich mich hinaus. Mein Fahrrad lehnte immer noch draußen am Haus, wo ich es vor zwei Wochen stehen gelassen hatte. Langsam schob ich es die Ausfahrt hoch. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Ich ging fast in die Luft vor Schreck. »Hallo?«, rief ich, um mich gleich darauf selbst dafür auszulachen, ein solcher Angsthase zu sein. Nach einem letzten Blick zum Fenster meines Großvaters radelte ich hinunter zum Baker’s Field.
    Das Footballstadion war riesig und durch die unheimliche Stille wirkte es, als ob dort die Zeit stehen geblieben wäre. Die Flutlichter waren ausgeschaltet und der Schein des Nachthimmels fiel aufs Gras. Alles war verlassen – bis auf ein schwaches Glimmen auf der linken Seite, begleitet von Gelächter und dem Zischen von Bierdosen, die geöffnet wurden. Ich hüpfte vom Rad und lief in Richtung der Stimmen.
    Annie war die Erste, die ich entdeckte. Sie war mit ein paar anderen Mädchen aus unserer Klasse da und kam mir entgegengerannt, als sie mich sah. »Renée!«, rief sie und umarmte mich. »Da bist du ja. Grad wollt ich mir Sorgen machen.«
    Ich staunte über all die Leute, die da waren. Die Mädchen vom Lacrosseteam saßen auf dem Rasen und einige Freunde aus dem Geschichtskurs standen um drei mit Bier gefüllte Kühlboxen herum. Hinter ihnen erkannte ich die Typen aus der Fußballmannschaft und ein paar Leute vom Abschlussjahrgang, die an ihren Bierdosen nippten. Die rote Glut ihrer Zigaretten irrlichterte durch die Dunkelheit. »Was soll das hier werden?«
    »Deine Abschiedsparty natürlich! Hast du echt geglaubt, ich lass dich einfach so weg, ohne dass du alle noch mal siehst?«
    Eine Abschiedsparty. Es wirkte so einfach, so fremd. Angesichts des Todes meiner Eltern kam es mir seltsam vor, dass es noch so etwas wie Feiern gab. Ich lächelte, schlang meine Arme um Annie und flüsterte ihr ins Haar: »Ich werd dich so vermissen.«
    Hinter ihr erschien der dunkle Umriss von jemandem, an den ich kaum zu denken gewagt hatte. Wes. Annie bedachte mich mit einem unschuldigen Blick und wandte sich ein paar Freunden zu, als er näher kam.
    »Überraschung«, sagte er sanft.
    Er sah so aus, als wäre er gerade einem Surfermagazin entsprungen, mit den ausgefransten Shorts und seinem verwaschenen T-Shirt. Sein Anblick allein war genug, um mich nervös zu machen. Ich schluckte und versuchte, meinen Pony glatt zu kriegen – hoffentlich sah ich nicht aus wie jemand, der seit einer Woche keine Nacht durchgeschlafen hatte, auch wenn das zutraf.
    »Du siehst toll aus«, sagte er.
    Ich
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